Synode des Kirchenkreises Köln-Süd in Köln-Rodenkirchen-Michaelshoven Wie gewohnt eröffnete die Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Süd mit einem Abendmahls-Gottesdienst in der Erzengel-Michael-Kirche im Diakoniedorf Michaelshoven in Köln-Rodenkirchen. Gestaltet wurde er von Mitgliedern des Frechener Pfarr- und Presbyterteams. „Wenn es möglich ist (und) so viel an Euch liegt, haltet mit allen Menschen Frieden.“ Über dieses von Albert Schweitzer so geschätzte Paulus-Wort (Römer 12,18) hielt Pfarrer Gregor Wiebe eine inspirierende Predigt. Er stellte einen Zusammenhang zwischen innerem und äußerem Frieden fest: „Unzufriedenheit ist ein fruchtbarer Nährboden für Aggression.“ Gott sei der Grund für einen inneren und äußeren Frieden. Er gebe Orientierung und Hoffnung in finsteren Zeiten. Paulus´ Aufforderung ermutige und ermahne gleichermaßen. Wie in den späteren Beratungen ging man auch im Gottesdienst ein auf den Krieg in Nahost, auf das Leid der Menschen in Israel und Palästina: „Es macht uns Mut, wenn sich Menschen an die Seite Israels und der in Deutschland lebenden jüdischen Bürgerinnen und Bürger stellen.“
Die besondere musikalische Gestaltung des Synodengottesdienstes durch das Vokalquartett 411 unter Leitung von Barbara Mulack hatte einen Grund. Er war der letzte, in dem Barbara Mulack als Kreiskantorin mitwirkte, die ihr Amt 2009 übernommen hat. Damit honorierte die Synodalgemeinde ihr langes, vielfältiges Engagement. „Danke für Ihren Dienst für die Kirchenmusik und für den Kirchenkreis“, richtete Superintendent Bernhard Seiger ein persönliches Grußwort an die Kirchenmusikerin, die in der Gemeinde Rodenkirchen noch tätig bleiben wird. „Wir spüren, dass Ihnen die enge Verbindung von Wort und Musik am Herzen liegt. Kirchenmusik ist Verkündigung: Das unterstreichen wir heute!“ Mit Blick auf Mulacks lange Amtszeit „sehen wir, dass die Kirchenmusik tatsächlich ein klarer Schwerpunkt in unserem Kirchenkreis ist, mit vielen Facetten. Das haben Sie wesentlich gefördert!“, würdigte Seiger.
Ihre Verhandlungen führte die Synodalen im Berufsförderungswerk Köln der Diakonie Michaelshoven zusammen. In seinem Grußwort für die gastgebende Diakonie ging Pfarrer Rainer Schmidt auf die häufig gestellte Frage nach dem Verhältnis von Kirche und Diakonie ein. Schmidt, seit sechs Monaten Theologischer Vorstand des freien Sozialunternehmens, betonte abschließend: „Wir sind Kirche, versuchen Gottes Kirche ins Land zu tragen.“ Seiger erwiderte: „Kirche und Diakonie können ohne einander nicht gedacht werden.“ Er freue sich über so manche Brücke, „die wir in den nächsten Jahren miteinander schlagen werden“.
Seinen Bericht für die Kreissynode eröffnete der Superintendent mit der Feststellung: „Wir spüren als Kirche den demografischen Wandel und werden ihn bald noch stärker merken.“ Die Statistik der mehrheitlich sinkenden Amtshandlungen in der Landeskirche spreche eine deutliche Sprache. Ein medial starkes Thema seien die konstant hohen Austritte. In der Region Köln bewegten wir uns aktuell um drei Prozent, informierte Seiger. Laut der Freiburger Studie zur Kirchenmitgliedschaft (2019) im Hinblick auf das Jahr 2060 kämen manche Szenarien schneller als gedacht. Die Untersuchung gehe davon aus, dass bezogen auf die Verhältnisse 2017 „die Kirchen nur noch die Hälfte der Mitglieder und die Hälfte ihrer jetzigen Finanzkraft haben werden“. Mit Kontaktverlust, De-Institutionalisierung, Desinteresse und Steuerersparnis nannte Seiger „längst vertraute“ Austritts-Gründe. Hinzugekommen seien die Faktoren Majoritätseffekt (dem Verhalten der Mehrheit folgen), Inflation und der Imageverlust durch das Thema Missbrauch im kirchlichen Kontext. Die Corona-Pandemie habe „Entwicklungen beschleunigt, die sowieso stattfinden und Abbrüche offensichtlich gemacht“. Aber unser Trost bestehe darin, „dass wir uns auch im Weniger-werden in Gottes Nähe wissen dürfen“.
Gemeinsame Haltung notwendig für tiefgreifenden Wandel
Den tiefgreifenden Wandel schaffe man zuerst mit einer gemeinsamen Haltung, zeigte Seiger sich zuversichtlich: „Auch wenn wir in der rheinischen Kirche irgendwann nur noch 1 Million Mitglieder haben, sind wir eine große und reiche Kirche, bezogen auf unser Land und die Ökumene!“ Er sprach von einer Relevanz der Kirche – nach wie vor. Wir hätten etwas zu geben, „was es ohne uns in der Form nicht gibt: Hoffnung, Trost, Orientierung aus dem Glauben, Dienst, Diakonie“. Auch in der Corona-Krise habe man sich als wandlungsfähig und resilient erwiesen, berief sich Seiger auf die ermutigenden Gemeindeberichte etwa zum Thema Kinder- und Jugendarbeit. Für einen gelingenden Wandel brauche es „viel Niederschwelliges für Kirchenferne und noch mehr Kooperationen mit den Partnern in unserer Umgebung, die sich für das Gemeinwohl und die Stärkung der Menschen einsetzen“. Seiger warb für flexible Lösungen in manchen Fällen. „Was nicht mehr zu schaffen ist, müssen wir lassen!“, beruhigte er. Notwendig seien eine radikale Verwaltungsentschlackung und viel Beteiligung. Bei allem helfe ein Quäntchen protestantischer Trotz, ansteckende Spiritualität und insbesondere der unsere Gemeinschaft stärkenden Geist Gottes. „Und es ist gut, auf das zu achten, wofür unser Herz brennt. Das, was uns selbst antreibt, das steckt am ehesten andere an!“
Projekt Treibhausgasneutralität
„Wir haben Verantwortung für unsere Schöpfung“, führte Seiger in das Projekt Treibhausgasneutralität ein. Für kirchliche Gebäude wurden Beschlüsse der Landessynoden 2022 und 2023 mit Zeitvorgaben auf den Weg gebracht. Auch wenn die Umsetzung sich kompliziert darstelle, gehe es wiederum um die Frage der Haltung. Seiger ermutigte „sich das Ziel vor Augen zu stellen und das Mögliche zu tun“. Er nehme wahr, „dass sich alle unsere Gemeinden mit der Gebäudestrategie befassen. Einige tun das seit Jahren, nun verstärkt, andere haben diese Brille jetzt aufgesetzt“. Angesichts der unterschiedlichen, ortsspezifischen Verhältnisse, Bedarfe und Möglichkeiten gebe es nicht den „einen“ Weg. „Aber es ist gut, ins Monitoring über Energieverbräuche zu kommen, die Perspektive der mittel- und langfristigen Gebäudebedarfsplanung einzunehmen und erste konkrete Maßnahmen zu ergreifen.“ Insgesamt gehe es darum, „die Ressourcen in die Gebäude zu investieren, die wir langfristig zur Erfüllung unseres Auftrags benötigen und finanzieren können“. 2035 verfügten wir über erkennbar weniger Gemeindezentren und -gebäude, prognostizierte Seiger. „Diese werden weitgehend zukunftsfähig und nachhaltig bewirtschaftet sein. Wir werden also kleiner und zielgerichteter.“
Terrorangriff auf Israel
„Wir sind nach wie vor erschüttert über den brutalen Terrorangriff der Hamas auf Israel“, sagte Seiger und zitierte aus einer prägnanten Stellungnahme des Rates der Religionen der Stadt Köln. Dieser verurteilte am 16. Oktober übereinstimmend den Angriff auf die Menschen in Israel auf das Schärfste. Zum Schluss des Statements heißt es: „Wir lassen uns nicht spalten, wiegen menschliches Leid nicht auf und sind in unseren Gebeten und Gedanken bei allen Getöteten, Verletzten und Betroffenen dieser Tragödie.“ Seiger findet „es ermutigend, dass wir auf der Grundlage der Kölner Friedensverpflichtung vor Ort so miteinander umgehen“. Natürlich gelte es jetzt, „humanitär im Gazastreifen zu helfen und trotz allem, Friedensperspektiven für beide Völker zu suchen, gerade weil die politische und psychologische Konstellation für die Zukunft der Region alles andere als hoffnungsvoll ist“. Zugleich forderte Seiger angesichts vermehrter israelfeindlicher Demonstrationen in Europa in diesen Tagen umso mehr klare Zeichen der Verbundenheit zu unseren jüdischen Bürgerinnen und Bürgern. Von den Kirchen müsse es heute klar und deutlich heißen: „Wir können nicht christliche Kirche sein, ohne klar an der Seite des Volkes Israel zu stehen und ohne unsere jüdischen Wurzeln zu achten.“
Aussprache
In der Aussprache zu Seigers Ausführungen dankte unter anderem die Brühler Pfarrerin Renate Gerhard für einen „reflektierten, inhaltsstarken Bericht“. Sie schilderte ihre Erfahrungen mit Ausgetretenen. Manche begründeten ihren Schritt durchaus reflektiert. Beispielsweise, dass man den Glauben an Gott in dieser Zeit nicht mehr mittragen könne. Die Grundfrage sei doch, so Gerhard, „wie die Kernbotschaft vermitteln – welchen auch verbalen Weg finden wir?“.
Zukunft der Kölner Kirchenkreise – Planungsstand
Zum 1. Januar 2026 sollen die drei linksrheinischen Kölner Kirchenkreise fusionieren. Bis zum 1. Oktober wurde die notwendige kirchenrechtliche Anhörung der Kirchengemeinden im Kirchenkreis Köln-Süd abgeschlossen. Alle Gemeinden haben sich zurückgemeldet. Allein ein Presbyterium sieht die Fusion als fragwürdig an. Im Namen des Kreissynodalvorstandes (KSV) richtete der Superintendent seinen Dank an die Presbyterien. Seiger freute sich ausgesprochen über die breite Zustimmung und Form des Ergebnisses. „Ich finde es wunderbar, dass sich alle 16 Gemeinden aktiv beteiligt haben. Das spricht dafür, dass sich alle der Tragweite bewusst sind.“ Aufgrund der differenzierten Voten der Gemeinden sehe er eine insgesamt starke Stimme, die man in die Gespräche mit den Kirchenkreisen Köln-Mitte und Köln-Nord mitnehmen werde. Gerade die ausführlichen Voten empfindet Seiger dabei als sehr hilfreich: „Das sind die Stimmen der Gemeinden.“
Seiger widmete sich den zusammengefassten Anmerkungen der Presbyterien. Diese wünschen sich unter anderem, dass „die größeren Strukturen die Kommunikationswege nicht“ verlängerten. Ausreichend berücksichtigt werden müssten die Anliegen der Kirchengemeinden im Erftkreis bzw. der nicht städtischen Gemeinden. Zu bedenken seien ebenso die Größe der Gremien hinsichtlich ihrer Arbeitsfähigkeit. Zudem werde eine Kostenreduzierung erwartet. Diese komme über die Verwaltungsfusion, erläuterte Seiger. Mit einer Fusion ändere sich für die Gemeinden, mit Ausnahme etwa einer Verringerung der Gremienarbeit, nicht viel, meinte der Superintendent. Gleichwohl benötige es eine transparente Darstellung und Kommunikation. Schließlich sicherte Seiger den Gemeinden zu, die von ihnen geäußerten Wünsche, Bedenken und Perspektiven in den Verhandlungen zu vertreten.
„Blitzlicht“
„Der erste Weg ist immer der schwerste“, eröffnete Simon Kleber sein „Blitzlicht“. Das setzen seit November 2022 Vertretende der jungen Generation der Synode zu Themen der Beratungen. „Junge Menschen müssen dauernd neue Schritte gehen.“ Das Wichtigste sei, auch den zweiten zu machen, um zum Ziel zu kommen. Auch wir als Synode wie als Gemeinde hätten auf unserer Reise ein Etappenziel erreicht. Man müsse bereit sein, Wagnisse einzugehen. Und als Kirche fit bleiben in einer schnell fortschreitenden Zeit. „Gemeinsam beschreitet sich eine Reise besser.“
Synodalbeauftragung
Die Jugendreferentin Siggi Schneider wurde einstimmig als Synodalbeauftragte des Kirchenkreises für den Bereich des Evangelischen Kirchentages gewählt.
Jahresabschluss
Lothar Ebert informierte über die aktuelle Finanzsituation und stellte den Jahresabschluss 2022 vor. Dieses Haushaltsjahr schloss – vorbehaltlich der Prüfung durch die Rechnungsprüfungsstelle – mit einer Bilanzsumme von 2.251.888,59 Euro, einem positiven Jahresergebnis in der Ergebnisrechnung in Höhe von 6.782,35 Euro und einem positiven Bilanzergebnis in Höhe von 147.603,06 Euro.
Antrag an die Landeskirche zum Stimmrecht
Mit einem Antrag an die Landeskirche soll Pfarrerinnen und Pfarrern im Probedienst und mit nicht stellengebundenen Aufträgen das Stimmrecht in Presbyterien und Kreissynoden gewährt werden. Dieser Vorschlag basiert auf Treffen zwischen den Superintendenten, der Superintendentin und jungen Theologinnen und jungen Theologen im Verbandsbereich, die das Generationenthema in der Kirche ansprachen. Die Begründung liegt in der abgeschlossenen Ausbildung und verantwortungsvollen Tätigkeiten dieser jungen Theologinnen und Theologen, die maßgeblich an der Entwicklung der Kirche beteiligt sind, insbesondere in Zeiten von Veränderung und Abbau. Dieser Schritt soll ihre Rolle stärken und ihre Verantwortung bei wichtigen Entscheidungen unterstützen. Die Kreissynode folgte dem Beschlussvorschlag des Kreissynodalvorstandes bei nur fünf Enthaltungen.
Berichte
Synodalassessor Michael Miehe leitete den Tagesordnungspunkt der Berichte und fasste zusammen, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kirchenkreis gut aufgestellt sei. „Nicht jede Gemeinde macht alles, aber alle zusammen machen sehr viel“, lautete sein Fazit. Die Pfarrerinnen Christa Schindler und Almuth Koch-Torjuul setzten sich mit breiter Zustimmung der den Abgeordneten dafür ein, das Thema Inklusion in der Gemeindeberichterstattung offensiver zu betrachten und ggf. als eigenes Thema aufzugreifen.
Verschiedenes
Unter dem letzten Tagesordnungspunkt wurden die Mitglieder der Kreissynode über die möglicherweise israel-feindliche Liturgie des nächsten Weltgebetstags der Frauen 2024 informiert und darin bestärkt, dass niemand gezwungen sei, die Liturgie zu übernehmen. Ferner würde sich der Pfarrkonvent mit der Liturgie auseinandersetzen. Mit einem Vorschlag, die umfangreichen Unterlagen zur Kreissynode künftig nur noch bei Bedarf in gedruckter Form zur Verfügung zu stellen, wird sich der Kreissynodalvorstand beschäftigen.
Foto(s): Engelbert Broich/APK