Glaube und Spiritualität – Gebet und Meditation sind keine Gegensätze
Helle Stoffmatten, auf denen schwarze Sitzkissen liegen. Dahinter stehen zusätzlich Stühle. Ein rotgoldenes Kissen trägt eine Klangschale. Und im Zentrum dieser Anordnung befindet sich eine Kerze in einem mit Sand befüllten flachen Behältnis. Auf diese Ausstattung treffen Besuchende der „Kapelle der Stille“ in Köln-Poll – „ein Ort für Besinnung und eine Gelegenheit, meditative und kontemplative Angebote auszuprobieren. Eine Möglichkeit, sich in verschiedenen spirituellen Traditionen zu üben“, erläutert Pfarrer Roger Schwind.
Gebet und Meditation sind keine Gegensätze, wenn man der Beschreibung des dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard (1813-1855) folgt: „Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Beten sei Reden. Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht sich selbst reden hören, Beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.“
Nicht nur in der „Kapelle der Stille“ in Köln-Poll, sondern auch in einigen anderen Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region finden sich Angebote, die „Achtsamkeit des Augenblicks“ zu üben. In den Gemeinden des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region wird daher neben dem „klassischen Gottesdienst“ am Sonntagmorgen auch immer wieder darüber nachgedacht, mit welchen Mitteln sich die Verkündigung von Gottes Wort so umsetzen lässt, dass sie einen neuen, einen besonderen Zugang bietet. Der kann zum Beispiel feierlich, jugendlich, musikalisch, modern und kommunikativ oder besonders meditativ sein.
10-Minuten-Andacht Antoniterkirche, Fußgängerzone Köln
Eine erholsame Unterbrechung mitten im Trubel der Kölner Schildergasse bieten die 10-Minuten-Andachten. Unüberhörbar sind die Glocken der AntoniterCityKirche für Menschen, die über die Schildergasse gehen. Montags bis freitags, jeweils um 18 Uhr, besteht hier die Möglichkeit, den Auslegungen von Bibelworten zum Tage zu folgen. Dabei stimmen Orgelmusik und Lieder auf das Bibelwort ein. Die 10-Minuten-Andachten bieten die Gelegenheit, sich inspirieren zu lassen und abzuschalten vom Alltäglichen.
Evangelische Gemeinde Köln, Antoniterkirche
Citykirchenarbeit – Angebote für Menschen im Alltag
Citykirchenarbeit macht Angebote für Menschen im Alltag der Stadt. Dabei antwortet sie auf die besondere – pluralistische – Lebenswirklichkeit im urbanen Raum und nutzt diese. Kirche in der City arbeitet in Vernetzungen, häufig auch ökumenisch, so wie an der AntoniterCityKirche auf der belebten Kölner Schildergasse. Doch im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region geschieht Citykirchenarbeit nicht allein in der Kölner Innenstadt. Auch in Hürth, Bedburg, Dellbrück, Brühl, Wesseling und anderswo – immer da, wo Menschen arbeiten, wohnen oder sich nur vorübergehend aufhalten. Überall dort ist „Kirche“ präsent mit geistlichen, musikalischen, anderen kulturellen oder spirituellen Angeboten. So verstanden ist auch der Altenberger Dom im Bergischen Land eine „Citykirche im Wald“- ein Attraktionspunkt für Abertausende von Musikliebhabern, Pilgern oder Ausflüglern und Architekturbegeisterten im ganzen Jahr und vor allem an den großen Festtagen.
Citykirchenarbeit zündet mit Ausstellungen, Konzerten und anderen regelmäßigen Veranstaltung bisweilen Leuchtfeuer, die in die ganze Stadt oder Region ausstrahlen. Citykirchenarbeit fördert den Dialog zwischen einzelnen Menschen, Kulturen, Kontexten und Religionen. Sie unterstützt die vielen Versuche der Sinngebung im Leben von Frauen, Männern und Kindern. Citykirchenarbeit bringt immer auch Themen zur Sprache, die in der Gesellschaft keine oder zu selten eine Stimme haben. Dies ist zum Beispiel in der AntoniterCityKirche mit seelsorglichen Angeboten speziell für Lesben und Schwule der Fall. Und in der Kulturkirche Köln, wenn Menschen nach Nippes zu einem Konzert oder zu einer Lesung in die Kirche gehen – oft Menschen, die schon lange keine Kirche mehr betreten haben. Das gilt auch für die Kulturveranstaltungen in der „Kirchenverbandskirche“, der Kölner Trinitatiskirche in der Nähe des Kölner Heumarkts, in der unter anderem qualitativ hochwertige Konzerte angeboten werden, übrigens nicht nur an der spektakulären Klais-Orgel „opus 1643“.
Kurz: Citykirchen wollen auch jene erreichen und ihnen eine Heimat bieten, denen das Gemeindeleben einer Ortsgemeinde fremd geworden ist. Und Citykirchenarbeit machen aus „normalen Kirchen“ profilierte Veranstaltungs- oder Diakoniekirchen, Jugend- oder Akademiekirchen, Bürgerkirchen, Konzert- und Kulturkirchen!
AntoniterCityTours
Die AntoniterCityTours sind ein Angebot der Citykirchenarbeit an der evangelischen Antoniterkirche Köln. 1989 fand die erste Führung im Rahmen des Programms statt – damals noch unter dem Namen „Köln mit anderen Augen“. Damit sind die AntoniterCityTours eines der ältesten Stadtführungsprogramme in Köln. Die Führungen und Stadtspaziergänge bieten abseits der üblichen Touristenpfade immer wieder ungewöhnliche Blicke auf Köln. Sie sind auch jederzeit zum individuellen Termin oder Thema buchbar. Die Stadtführerinnen und Stadtführer sind ausgebildetete Theologen, Kunsthistoriker, Historiker und Literaturwissenschaftler.