Palliativ-Care und Hospize – den letzten Lebensabschnitt gestalten

Foto: Rolf Oeser / fundus-medien.de

Der Tod hat viele Gesichter: Er kommt sanft zu Menschen, qualvoll, plötzlich oder langsam. Fast immer stellt er Angehörige und Freunde des Sterbenden vor Fragen: medizinische, gesundheitliche, religiöse, gesellschaftliche, rechtliche, ethische. Hier setzt unter anderem die Arbeit der Hospizdienste und Palliativ-Angebote ein. Palliativstationen sind medizinische Einrichtungen, deren Ziel es ist, sterbenden Menschen Linderung von Schmerzen zu gewähren. Hospizdienste haben dasselbe Ziel und sind – ambulant oder stationär – in aller Regel größtenteils durch ehrenamtliches Engagement getragen. Sie arbeiten mit Krankenhäusern oder niedergelassenen Ärzten und, im evangelischen Bereich, mit diakonischen Pflegediensten zusammen. Für beide ist es das wichtigste Anliegen, dass Menschen ihren letzten Lebensabschnitt in der ihnen angemessenen Weise gestalten und menschenwürdig sterben können.

Ambulanter Hospizdienst der Johanniter Köln

Im April 1997 beschloss der Regionalverband der Johanniter in Köln, einen ambulanten Hospizdienst in seine sozialen Dienste neu aufzunehmen. 1998 begann die praktische Arbeit im linksrheinischen Kölner Süden. Heute ist der Ambulante Hospizdienst ein fester Bestandteil der sozialen Arbeit der Johanniter. Aktuell engagieren sich in dem gut funktionierenden Team 30 ehrenamtlich Mitarbeitende, sechs von ihnen im stationären Bereich. Die Mitarbeitenden leisten ihren Dienst kostenlos und in Absprache mit dem persönlichen Umfeld der Sterbenden. Hierbei stehen die Hilfen im Alltag und die psychosoziale Unterstützung für die schwerkranken Menschen im Mittelpunkt. Die ambulante Hospizarbeit versteht sich als Ergänzung zu anderen sozialen Diensten. Der ambulante Hospizdienst ist Mitglied in der Hospiz- und Palliativarbeitsgemeinschaft Köln, in dem die ambulanten Hospizdienste der Stadt Köln eng zusammenarbeiten. Dort werden auch die drei wesentlichen gemeinsamen Veranstaltungen koordiniert: der „Ehrenamtstag“, der „Tag des Friedhofs“ und der „Hospiztag“.

Die Johanniter

Ambulanter Hospizdienst für die Innenstadt Köln

Abhängig von den Bedürfnissen schwerstkranker Menschen informiert und berät und vermittelt der Hospizdienst, hilft dabei, den Alltag zu managen, und versucht, gemeinsam mit den Betroffenen Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen sowie persönliche Angelegenheiten zu regeln. Er macht auch spirituelle Angebote. Getragen wird der ambulante Hospizdienst durch einen Verein in viel ehrenamtlicher Arbeit. Um von den variablen Einnahmen durch die Krankenkassen und Kollekten unabhängig sein zu können, werden dort immer Mitglieder gebraucht.

Hospizdienst

Ambulanter, ökumenischer Hospizdienst im Kölner Westen e.V.

Dieser ambulante Hospizdienst möchte es Schwerstkranken ermöglichen, die letzte Lebensphase in ihrer gewohnten Umgebung zu verbringen. Er möchte Angehörige und Freunde einbeziehen und begleiten, aber auch entlasten, dazu beitragen, menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen, und einen Beitrag leisten, damit Sterben in unserer Gesellschaft nicht verdrängt, sondern als Teil des Lebens gesehen wird. Er bietet an: „Gespräche und Zuhören, Kranken und Angehörigen nahe sein, ihnen vorlesen, mit ihnen spazieren gehen. Die Angehörigen zeitweise entlasten, indem wir für sie Besorgung und Einkäufe übernehmen, oder umgekehrt, indem wir bei dem Sterbenden bleiben, wenn die Angehörigen zum Beispiel einen Arzttermin wahrnehmen müssen.“ Die Frauen und Männer arbeiten alle ehrenamtlich und werden im Hospiz im Kölner Westen auf ihre Arbeit vorbereitet und in ihrer Arbeit begleitet. Sie stellen sich auf der Grundlage ihres christlichen Glaubens mit ihren Fähigkeiten und ihrer Zeit ehrenamtlich zur Verfügung. Der ambulante Hospizdienst ist offen für alle Menschen in Bocklemünd/Mengenich, Bickendorf, Ossendorf und Vogelsang.

Hospizdienst im Kölner Westen e.V.

Die Brücke. Ambulantes Hospiz Bergisch Gladbach im Diakonischen Werk e. V.

Der ambulante Hospizdienst von Bergisch Gladbach im Diakonischen Werk möchte Menschen im Übergang des Sterbens tragend zur Seite stehen und Angehörige in der Zeit der Trauer begleiten. Er verbindet in seinem Anliegen Menschen und Einrichtungen unterschiedlicher Konfession, ist für alle Menschen in Bergisch Gladbach und Umgebung da, engagiert sich für ein Leben bis zuletzt und ein Sterben in Würde in vertrauter häuslicher Umgebung und ist bei alledem den Werten der christlichen Nächstenliebe verpflichtet.

Hospiz Die Brücke

Ökumenischer Hospizdienst Köln-Dellbrück/Holweide e.V.

Der ökumenische Hospizdienst Köln-Dellbrück/Holweide e.V. will Menschen in der Zeit ihres Sterbens begleiten sowie Angehörige, Freunde und gute Bekannte in dieser oft sehr belastenden Zeit der Pflege und Betreuung unterstützen – auch über den Tod hinaus, wenn das gewünscht ist. Er möchte dem Sterben in unserem Leben einen Platz geben. Im Ökumenischen Hospizdienst engagieren sich ehrenamtlich Männer und Frauen unterschiedlicher Konfession oder ohne Religionszugehörigkeit, die sich der Hospizidee verpflichtet fühlen. Sie werden in Schulungen auf die Aufgabe vorbereitet und in ihrer Arbeit begleitet. Durch die Zusammenarbeit mit Seelsorgern, Ärzten und anderen ambulanten Diensten können Schwerkranken und ihren Angehörigen weitergehende Unterstützung und Beistand vermittelt werden. Im ambulanten Hospizdienst übernehmen die ehrenamtlichen Helfer/innen allerdings keine Pflege und keine hauswirtschaftliche Versorgung.

Hospizdienst Köln-Dellbrück/Holweide

Palliativ- und Hospiznetzwerk Köln

Wie erhalte ich eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung oder stationäre Leistungen? Was sind meine gesetzlichen Ansprüche? Nach § 37b des Sozialgesetzbuchs haben gesetzlich Versicherte mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden oder weit fortgeschrittenen Erkrankung bei einer zugleich begrenzten Lebenserwartung, die eine besonders aufwändige Versorgung benötigen, Anspruch auf spezialisierte, ambulante Palliativversorgung. Die Leistung ist von einem Vertragsarzt oder Krankenhausarzt zu verordnen und von der Krankenkasse zu genehmigen. Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung umfasst ärztliche und pflegerische Leistungen einschließlich ihrer Koordination insbesondere zur Schmerztherapie und Symptomkontrolle und zielt darauf ab, die Betreuung der Versicherten in der vertrauten häuslichen Umgebung zu ermöglichen. Dabei werden die besonderen Belange von Kindern berücksichtigt. Verschiedene Kölner Träger von Hospizen und Hospizdiensten wie auch stationären Diensten sind in diesem Netzwerk zusammengeschlosen – darunter auch zahlreiche evangelische Träger und ökumenische Einrichtungen.

Palliativ- und Hospiznetzwerk Köln

Verein Evangelisches Palliativnetz Köln

Das „Evangelische Palliativnetz Köln“ will schwerstkranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige unterstützen. Ziel des Vereins ist es, ein Höchstmaß an menschlicher und fachlicher Kompetenz zu erreichen, um die Selbstbestimmung sterbender Menschen zu erhalten und ihre Lebensqualität und die ihrer Familien zu verbessern. Mitglieder dieses netzwerks sind: Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal, Ambulanter Hospizdienst der Evangelischen Gemeinde Köln, Evangelisches Alten- Pflegeheim Clara-Elisen-Stift, Clarenbachwerk Köln gGmbH, Diakonie Michaelshoven, Die Johanniter und die Johannes Seniorendienste.

Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal

Brückenbauer*innen Palliative Care

Im Projekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“ werden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu Themen des Gesundheitssystems, Pflege und Hospiz- und Palliativversorgung geschult. Als „Brückenbauer*innen“, die mehrere Sprachen sprechen, sollen sie Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einen einfacheren Zugang zu Angeboten des Gesundheitssystems ermöglichen. Das Modellprojekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“ wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Es wird in Kooperation zwischen dem Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte e.V. und der Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH umgesetzt.

brueckenbauerinnen.de

Patientenvorsorge und die Frage nach Sterbehilfe

Christliche Patientenvorsorge

Die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in Verbindung mit weiteren Mitglieds- und Gastkirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland haben 2011 eine gemeinsame „Christliche Patientenvorsorge“ erarbeitet. Dieses Dokument enthält eine Absage an die aktive Sterbehilfe sowie die ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung. Die Patientenvorsorge besteht aus einer Handreichung und einem Formular und ist eine Überarbeitung der 1999 in erster und 2003 in zweiter Auflage veröffentlichten Christlichen Patientenverfügung. Die erneute Überarbeitung wurde notwendig durch das am 1. September 2009 in Kraft getretene »Dritte Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechts«. Schon der Titel »Patientenvorsorge« verdeutlicht dies. Er bezieht sich nicht mehr nur auf die eigentliche Patientenverfügung, sondern umfasst drei andere Möglichkeiten selbstbestimmter Vorsorge: Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Äußerung von Behandlungswünschen. Diese vier Möglichkeiten der Patientenvorsorge bringen den Willen eines entscheidungsfähigen Menschen im Vorfeld einer Erkrankung oder des Sterbens zum Ausdruck. Sie werden wichtig, wenn der Patient entscheidungsunfähig wird, das heißt, aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung außer Stande ist, seinen aktuellen Willen zu äußern.

Evangelische Kirche in Deutschland

Patientenvorsorge: Für und Wider

Mit der neuen „Christlichen Patientenvorsorge“ solle ein Weg zwischen unzumutbarer Verlängerung und nicht verantwortbarer Verkürzung des Lebens aufgezeigt werden, erläuterten evangelische und katholische Bischöfe bei der Präsentation der Patientenvorsorge im Januar 2011. Doch das Dokument stieß nicht überall auf Beifall: So kritisierte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, die christliche Patientenverfügung sei keine wirkliche Hilfe. Für die schwierigen Praxisfälle einer demenziellen Erkrankung beispielsweise fehlten überzeugenden Hinweise für eine Verfügung, die den Menschen die Möglichkeit biete, Behandlungen abzulehnen oder gewünschte Behandlungen einzufordern. Entsprechendes gelte auch für die Ausführungen zum Wachkoma.

evangelisch.de

Wenn Menschen sterben wollen – Eine Orientierungshilfe zum Problem der ärztlichen Beihilfe zur Selbsttötung

Mit den ethischen Fragen rund um die kontrovers diskutierte „Tötung auf Verlangen“ hat sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) immer wieder befasst. „Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist dem Schutz des menschlichen Lebens und der menschlichen Würde verpflichtet. Dies gilt für das menschliche Leben in all seinen Phasen; es gilt deshalb auch und in besonderer Weise an den Grenzen und Rändern des Lebens“, so heißt es in der 2008 erschienenen Orientierungshilfe.

Evangelische Kirche in Deutschland