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Bernhard Seiger und Franz Meurer

„Wenn es darauf ankommt, sind wir da“ – Zehn Jahre Partnerschaftsvertrag zur Ökumene in Bayenthal

Am zweiten Advent 2013 wurde die ökumenische Partnerschaftsvereinbarung zwischen der katholischen Gemeinde St. Matthias und St. Maria Königin und der evangelischen Gemeinde Bayenthal unterzeichnet. Kurz darauf, an Pfingsten, unterzeichneten auch die Kirchengemeinden Zollstock und Raderthal. Das Ereignis der Unterzeichnung jährt sich jetzt zum zehnten Mal und wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Reformationskirche in Bayenthal gefeiert. Für die Liturgie waren der katholische Pfarrer Wolfgang Zierke und Superintendent Bernhard Seiger zuständig, die Predigt hielt der katholische Pfarrer Franz Meurer. Die Lesung und die Fürbitten wurden von Mitgliedern des ökumenischen Arbeitskreises vorgetragen.

Begrüßung: Partnerschaftsvertrag soll erneuert werden

Bernhard Seiger begrüßte die Gemeinde und die anwesenden Gäste in der Reformationskirche in Bayenthal. „Wir machen hier das zusammen, was wir am besten können – wir singen, wir beten und wir loben Gott.“ Neben den beiden katholischen Pfarrern war der ökumenische Chor an dem Auftagkt-Gottesdienst beteiligt, Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises saßen in der Kirche, dazu kamen Gäste auch aus Zollstock und Raderthal. „Besonders begrüße ich Pfarrer Meurer, den sicher alle hier kennen“, so Bernhard Seiger. Gerne erinnert er sich an die gemeinsame Gedenkveranstaltung mit Pfarrer Meurer am Dom. „Wenn es darauf ankommt, sind wir da.“

Bernhard Seiger erinnerte auch an die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages vor zehn Jahren. „Ich habe die Unterzeichnung noch genau vor Augen.“ Jetzt wolle man den Vertrag erneuern und mit Zollstock und Raderthal unter einen gemeinsamen Partnerschaftsvertrag stellen. Man werde diesen Weg mit verschiedenen Veranstaltungen begleiten, mit dem heutigen Gottesdienst als Auftaktveranstaltung. „Danach feiern wir das Jubiläum noch zusammen mit Glühwein und Gebäck.“

Gemeinsam beteten alle nach der Begrüßung im Wechsel mit Wolfgang Zierke den Psalm 24, der die Herrlichkeit Gottes preist. „Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig.“ Bernhard Seiger bat Gott anschließend um „Freude, dass wir auch über uns lachen können, um Freude, die die Welt etwas wärmer macht und um Gottes menschenfreundlichen Geist unter uns.“

Lesung: Vortrag des Partnerschaftsvertrages

Mitglieder des ökumenischen Arbeitskreises, Wolfgang Zierke und Bernhard Seiger, trugen als Lesung den bestehenden Partnerschaftsvertrag vor. „Wir, die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Bayenthal, vertreten durch das Presbyterium, und die katholische Pfarrgemeinde St. Matthias und St. Maria Königin, vertreten durch Pfarrer Stieler und den Pfarrgemeinderat der Kölner Gemeinden am Südkreuz, bestätigen unsere grundlegende Einheit durch die Taufe in Jesus Christus“, steht im ersten Abschnitt des Vertrages. Im weiteren Verlauf ist der Vertrag in vier Abschnitte (hier zusammengefasst) unterteilt:

– Wir bekennen

mit der weltweiten ökumenischen Gemeinschaft unseren gemeinsamen Glauben an den dreieinigen Gott, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt ist. Wir trachten danach, gemeinsam den Auftrag zu erfüllen, den der Herr seiner Kirche gegeben hat.

– Wir danken Gott

für die in 50 Jahren gewachsene und seit 1967 ausdrücklich in vielen ökumenischen Veranstaltungen gelebte Partnerschaft. Wir freuen uns, dass sie das Leben beider Gemeinden nachhaltig bereichert hat. Beschrieben werden die verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten wie Gottesdienste, geistliche Angebote, Bildungsangebote und die Rolle des ökumenischen Arbeitskreises: „Der Arbeitskreis wird von Vertretern beider Gemeinden gebildet und bespricht ökumenisch relevante Themen und plant Veranstaltungen.“ Weiter werden ökumenische Gemeindefeste veranstaltet.

– Wir verpflichten uns

nach Wegen zu weiterer Gemeinsamkeit zu suchen, um unser ökumenisches Anliegen voranzubringen und die Einheit der Kirchen in versöhnter Vielfalt anzustreben. Schwerpunktmäßig wollen wir das gottesdienstliche Feiern pflegen, gemeinsam auf Gottes Wort hören, das ökumenische Lernen voranbringen und nach dem gemeinsamen diakonischen und karitativen Auftrag unserer Gemeinden fragen.

– Unsere Haltung und Hoffnung:

Wir hoffen auf weitere Schritte ökumenischen Lernens, bei denen die ökumenischen Möglichkeiten im Gottesdienst ausgeschöpft werden, das Studium der Schrift vertieft wird und der Dialog miteinander fortgeführt wird. Wir danken unserem gemeinsamen Herrn für viele ermutigende und einigende Erlebnisse.

Unterschrieben wurde der Vertrag von Pfarrer Hans Stieler, Pfarrer Dr. Bernhard Seiger, für den Pfarrgemeinderat von Elisabeth Kalb und für das Presbyterium von Klaus von Harleßem.

Evangelium und Predigt: „Was Ihr getan habt einem von diesen geringsten Brüdern, habt Ihr mir getan.“

Das Evangelium drehte sich um das Weltgericht aus Matthäus 25, 31 bis 40. Dort wird vorhergesagt, wenn der Menschensohn auf seinem Thron sitzen wird, teilt er die Anwesenden in Schafe zu seiner Linken und Böcke zu seiner Rechten auf. „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben“, sprach der Herr zu den Schafen, die zurückfragten: „Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben?“ Und der Menschensohn wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“.

Franz Meurer griff diesen Satz in seiner Predigt auf und wies darauf hin, dass viele Menschen genau das leben. „Viele Kinder pflegen kranke Eltern, eine halbe Million genau, die das tun, was das Evangelium vorschlägt“. Er beschreibt noch weitere Beispiele, die er aus Büchern entnommen hat, wie Menschen füreinander einstehen und Opfer erbringen, um für andere da zu sein. „Das Wichtigste ist, als Christen die Gesellschaft wahrzunehmen, es braucht Resonanz“. Als Beispiel beschreibt Franz Meurer das schreiende Kind, was sich nur auf diese Weise artikulieren könne, aber Resonanz und Reaktionen erzeuge. „Wir müssen selbst hinhören. Wir müssen von dem ausgehen, was die Menschen sich wünschen.“ Die Kirchen sollten auf die Gemeinden setzen, die sich aktiv in ihre Sozialräume integrieren. „Wenn viele kleine Leute viele kleine Sachen tun, können sie die Erde verändern. Mir würde das schon für unser Köln reichen“. Die Worte wurden mit spontanem Beifall bedacht.

Abschluss: Fürbitten, Segen und eine kleine Feier

Nach den Fürbitten, die von Mitgliedern des ökumenischen Arbeitskreises vorgetragen wurden, gab es den Segen für die ganze Gemeinde, bevor man sich anschließend im Martin-Luther-Haus zu Glühwein und Gebäck traf und so die künftige Ökumene schon einmal in lockerer Atmosphäre besprechen konnte.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann