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Trauerbegleiterin Louisa Noack in der Antoniterkirche.

Heilender Raum für Trauernde: Monatliches AntoniterTrauercafé bietet Unterstützung

Der Verlust eines geliebten Menschen oder auch Tieres wiegt schwer. Auch im zeitlichen Abstand. Trauer kann lange anhalten, der Kummer immer wieder wachgerufen werden. Gespräche über diesen Schmerz können helfen – und über von Trauer ausgelöste Gefühle wie Unsicherheit, Hilflosigkeit, Angst, Verlassen-sein. Als geeigneter Ort für solche Gespräche bieten sich auch Trauercafés an. Dort können Betroffene sich mit Menschen in einer ähnlichen Situation austauschen.

Im Oktober startete im Citykirchenzentrum an der evangelischen Antoniterkirche in der Schildergasse das AntoniterTrauercafé. Zu dessen Besuch lädt der Gemeindebezirk der Evangelischen Gemeinde Köln gemeinsam mit Karin-Bettina Encke und Louisa Noack einmal im Monat ein. Ab Januar 2024 öffnet das Trauercafé jeweils am letzten Dienstag im Monat von 17.30 bis 19.30 Uhr. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Diakon Tobias Knöller (tobias.knoeller@ekir.de).

Prädikantin Encke, die dem Presbyterium der Gemeinde angehört, wünschte sich schon länger eine Begegnungs- und Gesprächsmöglichkeit für Trauernde im Citykirchenzentrum. Vor einiger Zeit schlug ebenso die Therapeutin und Trauerbegleiterin Noack ein solches Angebot vor. Da hatte sie ihr ehrenamtliches Engagement an der Citykirche bereits begonnen. So führt sie dort zusammen mit Diakon Tobias Knöller mittwochs von 16 bis 18 Uhr das Beratungs- und Seelsorgeangebot „Offenes Ohr“ für „Menschen in akuten Krisensituationen“ durch. In Sachen Trauercafé brachte Knöller schließlich Encke und Noack zusammen – und beide Frauen das Projekt auf den Weg.

Konfessionsübergreifend und ohne Anmeldung

Die Türe zum AntoniterTrauercafé stehe jeder und jedem, konfessionsübergreifend und ohne Anmeldung offen, erläutert Noack. „Es soll ein gemütliches Miteinander sein.“ Das Café biete zwar Raum für jede Form von Trauer, aber deswegen sitze man nicht in gedrückter Stimmung beisammen, sondern ungezwungen. „Wir reichen Kekse, Clementinen, Käsewürfel, Tomaten und Salzgebäck. Dazu Kaffee, Tee und Wasser.“ Es sei auch möglich, eine Flasche Wein zu öffnen, spricht Noack von einer „angenehmen Atmosphäre, die nicht überfordert“.

„Wir erzählen uns die jeweiligen Geschichten. Wir hören zu. Wir geben unseren Gefühlen Raum“, sagt die Trauerbegleiterin. Das persönliche Umfeld erwarte häufig, dass man nach einer entsprechenden Zeit aus der Trauer herauskommen müsse. „Aber Trauer bleibt ein Leben lang“, stellt Noack fest. Sie solle daher als ein Teil von uns verstanden werden. „Trauer ist kein abgeschlossener Prozess. Und Trauer darf sein“, ermutigt sie. „Aber mit wem redet man über den Tod, über Verlust? Wer hört denn freiwillig gerne zu?“ Selbst Freunden könne man das nicht immer zumuten. In der Regel werde erwartet, dass man „funktioniere“.

„Es wird gesprochen und geschwiegen, geweint und gelacht“

Als Kontrast dazu dürfen auch Trauercafés wie das Antoniter-Angebot angesehen werden. Dort könnten sich die Betroffenen Zeit nehmen. Zeit, um nochmal bewusst ihre Trauer zu empfinden, ihr nachzuspüren und diese so weiterzuverarbeiten. Zeit, um verlorenen Menschen zu gedenken. So gebe es Gäste, die nach einem jüngst erlebten Verlust in kurzer Zeit darüber hinwegzukommen versuchten. Andere blickten auf eine Jahrzehnte lange Trauererfahrung. „Es gibt Menschen, die sich öffnen. Und Menschen, die einfach da sind. Es wird gesprochen und geschwiegen, geweint und gelacht.“ Jede und Jeder nach eigenem Empfinden. Ohne Druck, ohne Verpflichtung. „Wir sitzen an zwei kleinen Tischen“, beschreibt Noack die intime Atmosphäre. Und betont, wie förderlich es für das gute Gesprächsklima sei, dass die Besuchenden stets von zwei Personen, von Karin-Bettina Encke und ihr, durch die rund zweistündigen Abende begleitet würden.

Weitere Trauercafés

Als Beispiele für weitere Trauercafés im Programm bzw. unter Beteiligung evangelischer Kirchengemeinden im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region seien die beiden folgenden genannt:

So bietet die Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf gemeinsam mit dem Ökumenischen Hospizdienst im Kölner Westen e.V. in der Auferstehungskirche, Görlinger Zentrum 39, 50829 Köln, das Trauercafé „Café Zeitenwende“ an. Es ist geöffnet an jedem letzten Montag im Monat von 15.30 bis 17 Uhr. „Hier können Sie bei Kaffee und Kuchen nette Menschen kennen lernen, gemeinsam lachen und weinen, schweigen und reden, neue Ideen für die Freizeitgestaltung gewinnen“, laden die Veranstaltenden Interessierte ein. Weitere Informationen sind erhältlich unter www@hospiz-koeln-west.de.

Im Café Lamerdin, Wittekindstraße 20, 50937 Köln-Sülz, dem Nachbarschaftscafé innerhalb des Seniorennetzwerks der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg, besteht mit dem „Café Horizont“ ein entsprechendes Angebot des Malterhospizdienstes „sinnan“. Das „Café Horizont“ ist ohne Anmeldung geöffnet an jedem dritten Samstag im Monat von 15 bis 16.30 Uhr. Informationen sind erhältlich bei Koordinatorin Sandra Winterling (Telefon 0170 – 8 44 78 42 oder sinnan.trauer@malteser.org).

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich