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Christian Gröger, Leiter der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Köln und Region.

Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene: Christian Gröger als Leiter eingeführt

Anfang März hat Christian Gröger seine Stelle als Leiter der Evangelischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region angetreten. Er folgt auf Marcel Thelen. Nun wurde der 52-jährige Sozialpädagoge in der Antoniterkirche in einem Gottesdienst von Superintendentin Susanne Beuth und Pfarrer i.R. Wolfgang Jacobs in sein Amt eingeführt. Die Evangelische Beratungsstelle Köln verfügt über Standorte in der Kölner Innenstadt, Frechen und Bergisch Gladbach-Bensberg.

Zum von Irmgard MacDonald und Sabine Pankoke mitgestalteten Gottesdienst und anschließenden Empfang im benachbarten Citykirchenzentrum begrüßte Jacobs Kolleginnen und Kollegen der Beratungsstelle Köln. Zudem Mitglieder des Fachausschusses für Beratung im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Vertretende der Verwaltung, verschiedener Einrichtungen, etwa des Diakonischen Amtes, sowie von Kooperationspartnern.

Köln bedeutet für Gröger kein Neuland. Denn hier hat der gebürtige Franke nach seinem Studium in Würzburg „lange in der aufsuchenden Familienhilfe gearbeitet“. Nach einer Elternzeit und einer Weiterbildung zum systemischen Familientherapeuten wechselte er 2007 nach Waldbröl. Dort war er neun Jahre in der Erziehungsberatung der Beratungsstelle „Haus für Alle“ des Kirchenkreises An der Agger tätig. Dann leitete er weitere sechs Jahre die Einrichtung in der Kleinstadt.

Zur Predigt traten Beuth und Gröger gemeinsam nach vorne. „Wir wagen heute ein Experiment“, kündigte die Superintendentin einen Dialog an. Denn bei der Beratung gehe es ja um ein Gespräch, und nicht um einen Vortrag. So sollten theologisch-biblische Sicht und die Perspektive der Beratungsarbeit miteinander in Austausch kommen. Beuth wies auf das Motiv des Berges hin, dass im Gottesdienst in Psalm 121 und in der Lesung aus der Bergpredigt mehrfach begegnet sei. Sie fragte Gröger, weshalb er sich für diesen Bibelvers und die Abbildung „Berge mit See“ für den Ablauf entschieden habe.

„Woher kommt mir Hilfe?“

„Ich hebe meine Augen auf, zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe.“ Diesen Leitspruch habe er zuerst gewählt, dann das dazu passende Foto „eines ruhigen, klaren Bergsees, umgeben von anmutigen Gipfeln“. Der Grund: „Weil es mich an solche Orte erinnert, an denen ich gerne bin. An solchen Orten könne man Kraft tanken – nach einem mehr oder weniger langen Weg dorthin.“ Und vielleicht blitze an solchen Orten und auf solchen Wegen Gott durch.

 

Superintendentin Susanne Beuth und Christian Gröger hielten die Predigt im Dialog

Heute würden wir neue Kraft sammeln mit dem Eintauchen in die Natur, sagte Beuth. In der Entstehungszeit des Psalms in Israel sei das Leben mit der Natur der Alltag der bäuerlichen Gesellschaft gewesen. Einzige Auszeiten bildeten der wöchentliche Ruhetag und die großen Feste. Zu diesen sei man nach Jerusalem gereist. Die oft mehrtägige Wanderung in die große Stadt habe man sich mit dem gemeinschaftlichen Singen von Psalmen verkürzt. Gröger ging näher ein auf das Bergmotiv und die alleine am See sitzende Person. Er konstruierte eine Situation, in der diese womöglich von Unwetter überrascht vergeblich nach Schutz sucht. „Woher kommt mir Hilfe?“, verwies Gröger auf den Psalm.

Beuth wiederum versetzte die Zuhörenden in die biblische Zeit der anstrengenden Wanderung in brütender Sonne und finsterer Nacht. „Da scheint mir schon das gemeinsame Singen des Psalms ´Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, der Herr behütet dich´ neuen Mut zu geben.“ Gröger schilderte seinerseits eigene kritische Situationen und belastende Erlebnisse. „Das Göttliche scheint manchmal durch, wo alles ausweglos erscheint: Es blitzt plötzlich ein Licht auf, ein Vogel fliegt durchs Bild, ein Eichhörnchen sucht den Kontakt.“ Auch die Klientinnen und Klienten in den Beratungsstellen würden ausweglose Situationen kennen. Gröger nannte konkrete Beispiele: „Elternteile mit dem Kopf in den Gewitterwolken, voll Wut bei Trennung und Scheidung. Jugendliche, im Nebel, ohne Plan wie es weitergeht, und schon lange ist kein Lichtstrahl des Erfolgs mehr durchgekommen. Erschöpfte alleinerziehende Elternteile, vor sich den Berg mit Wäsche, Job, Erziehung und Geldnot.“

„Wir suchen gemeinsam nach Lösungen!“

„Menschen brauchen andere, die ihnen ein Licht aufgehen lassen“, so Beuth. „Die ihnen Orientierung schenken, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Wie die Stadt auf dem Berg, die nicht zu übersehen ist“, kam sie auf die Beratungsstelle zu sprechen. „Wie gut, dass es dieses Angebot gibt – und wie wichtig, dass es bekannt und sichtbar ist.“ Wir in der Beratungsarbeit könnten so ein Licht sein, setzte Gröger bestätigend fort. „Wir helfen symbolisch bei den Fragen: Wo ist der Weg, wann und wo scheint eigentlich die Sonne, wie schütze ich mich angemessen bei Regen, welche Ausrüstung brauche ich, zu welchem Ziel möchte ich?“ Und man sage Betroffenen: „Du bist hier richtig, auf dem richtigen Weg, richtig in der Welt! Du kannst das schaffen, mit Deinen Fähigkeiten und Ressourcen! Wir suchen gemeinsam nach Lösungen!“ Die konkreten Fragen der Menschen fänden also in den Beratungseinrichtungen Gehör und fachlich angemessene Unterstützung. „Wir gehen den Weg gemeinsam und irgendwann heißt es: Ich habe mein Ziel erreicht!“

„Wir sind froh, so einen beruflich und lebenserfahrenen Mann für diese Leitungsaufgabe gefunden zu haben“, sagte Beuth. Sodann bezog sie das Bild vom Licht der Welt in der Bergpredigt auf die Beratungsstelle. „Ihr seid das Licht der Welt – lasst euer Licht leuchten. Lasst euer Licht leuchten, weil die Menschen es brauchen.“ Es gehe um das Leuchten und dabei um ein IHR – um eine Gruppe. Es gehe um Team und Motivation. „Dabei kommt Ihnen als dem Leiter eine wichtige Rolle zu.“

Er könne nur mit anderen zusammen schaffen, dass die Beratungsstelle und Mitarbeitenden ein Licht für die Klientinnen und Klienten, für den Sozialraum oder die Städte seien. Die Aufgabe sei nur zu meistern mit den drei Teams, mit dem Fachausschuss, mit dem Vorstand des Kirchenverbandes, der Hauptstelle, den anderen Beratungsstellenleitungen, mit den Kooperationspartnern, den politischen Entscheidungspersonen und den Jugendämtern. „Manchmal, gerade wenn es schwierig wird, werde ich auch vorangehen, ein Licht sein. Manchmal werde ich angewiesen sein darauf, dass auch andere für mich ein Licht sind“, schloss Gröger.

Dem eigentlichen Akt der Einführung in seine Leitungsaufgabe folgten ermutigende Voten und eine Überraschung für Gröger. Sein Team formierte sich zum Chor und trug ein ihm gewidmetes Lied vor. „Vielen Dank. Das war so nicht geplant“, zeigte er sich verblüfft wie ergriffen. „Ich habe ein großartiges Team in Waldbröl verlassen. Ich habe ein großartiges Team erhalten, das auch noch singen kann.“

Auf dem lockeren Empfang konnte Vorstandsmitglied Jacobs erfreut das Kollekte-Ergebnis von 385 Euro für den Förderverein der Beratungsstellen bekanntgeben. Im Namen des für Beratung im Kirchenverband zuständigen Fachausschusses richtete er freudige und zuversichtliche Worte an Gröger: „Wir sind heilfroh, Sie hier zu haben.“ Man habe hoffentlich jetzt die Beratungsstelle so strukturiert, „dass Sie uns erhalten bleiben“. Das Schweigen auf Jacobs Frage nach Grußwort-Sprechenden durchbrach schließlich ein enger Verwandter Grögers: „Christian ist ein großartiger Bruder.“ Die Beratungsstelle könne froh sein „dich als Chef zu haben!“. In weiteren Beiträgen kamen insbesondere zum Ausdruck die Freude über Grögers Entscheidung und ein großes Vertrauen in seine Arbeit.

Günther Bergmann, Leiter der Katholischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen Köln, freute sich, dass mit Gröger auch wieder die evangelische Seite im Kölner Leiterkreis bei Verhandlungen etwa mit Stadt vertreten sei: „Wir brauchen kluge Köpfe wie dich.“ Dr. Juliane Arnold, die langjährige Vorvorgängerin Grögers im Amt, attestierte ihm „ein ganz tolles Team und insgesamt drei Teams: Darauf kannst du bauen“. Arnold, Psychologische Leiterin der Evangelischen Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung in der Evangelischen Kirche im Rheinland, zeigte sich „absolut sicher“, dass er das wunderbar machen werde. „Einen besseren Träger wirst du nicht finden“, betonte sie andererseits.

„Wir waren alle sehr traurig über seinen Abschied“, sagte Dunja Kutzschbach, einst Stellvertreterin Grögers in Waldbröl. „Festhalten ging nicht“, so die heutige Leiterin der Einrichtung: „Wir beglückwünschen alle anderen Menschen hier in Köln.“ Grögers Stellvertreterin in Köln, Heike Burk, ließ wissen: „Wir sind auf einem guten Weg und daran hast du einen großen Anteil.“ In seiner kurzen Ansprache stellte Gröger eine bislang „super Kooperation mit der Verwaltung“ fest. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihnen, mit meinem Team“, sagte er in die Runde.

Offene Ohren für die Belange der Beratungsstelle

Auf die Frage nach seiner Motivation für die Bewerbung antwortete Gröger: „Die Leitung von drei Beratungsstellen, bei einem gut aufgestellten Träger in ähnlichen evangelischen Strukturen und ähnlicher Aufgabenstellung. Gelockt hat mich ´das Mehr´ an Verantwortung und eine attraktive Stadt, mit trotzdem vielen sozialen Problemstellungen.“ Mit Blick auf die ersten sechs Monate im Amt zeigt er sich „sehr zufrieden, wie das Team und ich zusammenarbeiten. Überrascht war ich davon, dass trotz Leitungsvakanz weiter gestaltet und motiviert gearbeitet wurde. Wir haben hier nahtlos an bestehende Dinge anknüpfen und diese weiterführen können.“ Auch beim Träger habe er viele offene Ohren für die Belange der Beratungsstelle vorgefunden. „Durch die Arbeit mit den verschiedenen Jugendämtern und Sozialräumen (Bensberg, Frechen und Köln) bin ich ganz schön gefordert, da es eine Vielzahl von verschiedenen Ansprechpartnern sind.“

Als wesentliche Aufgaben für ihn und sein Team nannte er zunächst die Umsetzung der Schutzkonzepte im Kirchenverband und in den Kirchenkreisen. „Neben den großen Bereichen Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung werden weitere Herausforderungen durch neue und sich verändernde gesetzliche Vorgaben entstehen: die Ausgestaltung der niederschwelligen Hilfen für Familien mit psychisch und suchtkranken Eltern, die Abschaffung des Paragraphen 218 zum Schwangerschaftsabbruch im Strafgesetzbuch, und die sinnvollen Beratungen für Menschen, die einen assistierten Suizid in Erwägung ziehen. Gröger wird sich nach der intensiven Einarbeitungsphase über seine Verwaltungsaufgaben hinaus auch verstärkt der Beratung von verstrittenen Eltern nach der Trennung beziehungsweise Scheidung widmen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich