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Viele Glieder ein Leib – Diversität stärken, Konzepte für die Zukunft, Solidarität mit Israel und Georg-Fritze-Gedächtnisgabe für das „Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche“ – Synode des Ev. Kirchenkreises Köln-Mitte

Helene Batemona-Abeke vom Pamoja Afrika e.V.

Begonnen hatte die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Kartäuserkirche. Der Gottesdienst mit Pfarrerin Dr. Dorothea Ugi aus Nippes und Helene Batemona-Abeke vom Pamoja Afrika e.V. stand unter dem Motto „Diversität stärken“. „Pajoma Afrika ist ein Verein, der sich der Antirassismus- und Antidiskriminierungsarbeit widmet und eine Willkommenskultur bietet für Menschen der afrikanischen Community, die neu in Deutschland ankommen, egal ob mit und ohne Fluchterfahrungen. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Unterstützung für Familien“, hieß es in der Einladung.

Helene Batemona-Abeke predigte über den Abschnitt aus dem ersten Korintherbrief „Viele Glieder – ein Leib“. „Unsere Kirche feiert meist Gottesdienste, für die man besser Abitur hat“, sagte die Bildungsreferentin. „Sind wir die Kirche, die die Menschen auf dem Chlodwigplatz und in der Neumarkt-Passage widerspiegelt?“ Sie fragte die Synodengemeinde, wer in jüngster Zeit jemanden in seine Gemeinde eingeladen und dafür gesorgt habe, dass er sich wohlfühlte. Es gelte, neue Räume zu schaffen. „Wir müssen raus aus der Bequemlichkeit. Deutschland hat sich verändert, die Gesellschaft hat sich verändert, die Kirche muss sich verändern.“ Die Synodalen trafen sich nach dem Gottesdienst zu ihren Beratungen im Haus der Evangelischen Kirche.

Superintendentin Susanne Beuth.

Superintendentin Susanne Beuth hatte ein Zitat aus dem 1. Korintherbrief gewählt, das sich wie ein roter Faden durch ihren Bericht für die Synode zog: „Wenn irgendein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit. Ihr alle seid zusammen der Leib von Christus, und als Einzelne seid ihr Teile an diesem Leib.“ Susanne Beuth mahnte, mit einfacher Sprache die Botschaft Jesu zu verkünden. Verständliche Bibelübersetzungen seien unverzichtbar für eine Kirche mündiger Christen und Christinnen. Die Superintendentin kritisierte die gesellschaftliche Entwicklung hin zur rücksichtslosen Durchsetzung von Eigeninteressen und der Verabsolutierung eigener Positionen.

„In der Tradition der Bibel stehen dagegen Mitgefühl und Mitleiden, aber auch die gemeinsame Freude und das gemeinsame Feiern ganz oben auf der Werteskala.“ Wichtig sei, weiterhin für Menschen in schwierigen Lebenslagen vor Ort Hilfe und eine gute soziale Infrastruktur vorzuhalten. Susanne Beuth hob hervor, dass Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare in allen Gemeinden des Kirchenkreises selbstverständlich seien. Sie erinnerte an das sehr erfolgreiche Projekt „Pop-Up-Hochzeitsfest“ an der Christuskirche. Auch das Thema sexuelle Übergriffe und Gewalt kam zur Sprache: „Die unrühmliche Vergangenheit hingegen bleibt ein Schandfleck für unsere Kirche: Leiden, dem wir nur mit großer Sensibilität für die Betroffenen, entschlossen ausgehaltener Scham, und der Bereitschaft, aufzudecken, was geschehen ist und wie es passieren konnte, begegnen können. Dabei müssen wir als Kirche uns dem Blick von außen stellen. Und das tun wir auch – soweit möglich – mit der Finanzierung unabhängiger wissenschaftlicher Studien. Keine staatliche Organisation hat bisher das Heft in die Hand genommen. Die Initiative für Aufarbeitung musste von innen kommen.“

Susanne Beuth betonte die unverbrüchliche Solidarität mit Israel vor dem Hintergrund der Terror-Angriffe der Hamas und nannte den Schweigegang, den die beiden großen christlichen Kirchen in Köln initiiert hatten, ein deutliches Zeichen. Schon bald werde es nicht nur in der Gemeinde Köln mehr Kirchen als Pfarrstellen geben. „Damit ist klar, dass wir Veränderungen brauchen.“ Auch die Klimakrise sei eine Herausforderung. Die kirchlichen Gebäude müssten treibhausgasneutral werden. Bis spätestens 2027 müsse entschieden werden, welche Gebäude man sich noch leisten könne. Die Superintendentin sagte: „Wir gehören zusammen. Gemeinde und Nachbargemeinden. Gemeinden und Kirchenkreis. Gemeinden und übergemeindliche Arbeitsbereiche im Kirchenverband. Kirchenkreis und Nachbarkirchenkreise. Wir können nicht alle alles tun. Das müssen wir auch nicht. Wir sollen und können uns ergänzen und bereichern. Wir können uns inspirieren und trösten. Wir dürfen unterstützen und uns unterstützen lassen. Das ist die Grundlage, auf der wir in Zeiten schwindender Ressourcen und wachsender Herausforderungen unterwegs sein müssen.“

Die Verwirklichung der Idee, einen linksrheinischen Kirchenkreis zu gründen, sei eine Erfolgsgeschichte. Beuth freute sich, dass es aus den Gemeinden Zustimmung für die Kirchenkreisfusion gibt. Die Superintendentin lobte auch das Segensbüro: „Aus der gemeinsamen Arbeit am Tauffest 2022 folgte die Arbeitsgruppe Kasualagentur, die ein Konzept vorgelegt hat, das ab 2024 für fünf Jahre erprobt werden soll. Zwei halbe Stellen für Theologinnen und Theologen, weitere für Organisation und Öffentlichkeitsarbeit sind bewilligt und werden zurzeit besetzt. Neue Wege, Menschen zu erreichen, denen die Kirchengemeindestrukturen fremd sind, werden erprobt und sollen die Gemeinden entlasten und ergänzen.“

Synodalassessorin Miriam Haseleu.

Synodalassessorin Miriam Haseleu stellte die vielen Berichte aus den Gemeinden, Synodalbeauftragungen und Einrichtungen des Kirchenverbandes vor. Dankbar nahm die Synode die große Vielfalt der Arbeit zur Kenntnis. Ein neues Projekt des Kirchenkreises trägt den Titel „Diversität stärken“, das Dr. Dorothea Ugi vorstellte. Die Pfarrerin hat eine halbe Stelle in der Gemeinde Nippes, im Rahmen einer weiteren halben Stelle arbeitet sie mit den Gemeinden und dem Kirchenkreis daran, Hindernisse für Menschen abzubauen, die es ihnen schwer machen, Teil von Kirche zu sein. Dorothea Ugi möchte Arbeitsgruppen ins Leben rufen, die sich mit dem Projekt beschäftigen. Die Synode beschloss, die „Charta der Vielfalt für Diversity in der Arbeitswelt“ zu unterzeichnen. Die Charta entstand als Initiative von Wirtschaftsunternehmen, wendet sich aber an alle Arbeitgeber. „Wenn wir als Kirche dabei sind, stellen wir die gelebte Vielfalt und Wertschätzung auf eine gesellschaftlich breitere Basis“, erklärte Pfarrerin Ugi.

Die Kreissynode beschloss mehrere Anträge an die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Neben Änderungen in Leitungsämtern soll die Landessynode die offizielle Teilnahme der Evangelischen Kirche im Rheinland mit einem LKW an der Parade zum Cologne Pride (CSD) im kommenden Jahr beschließen. Pfarrer Tim Lahr aus Deutz berichtete von sehr guten Erfahrungen bei der Teilnahme einer queeren evangelischen Fußgruppe in diesem Jahr.

Pfarrer Christoph Rollbühler.

Die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe wird im kommenden Jahr an das „Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche e.V.“ vergeben. Pfarrer Christoph Rollbühler stellte die Arbeit vor. Seit dem Jahr 1981 zeichnet der Kirchenkreis Köln-Mitte alle zwei Jahre Menschen oder Institutionen mit der Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe aus, die sich in besonderer Weise für Opfer von Diktatur, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einsetzen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Die Preisträger erhalten 10.000 Euro für ihre Arbeit.

Finanzkirchmeister Joachim Morawietz stimmte die Synodalen auf schwere Zeiten ein. „Ich bin seit 25 Jahren auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene mit Finanzen befasst. In diesen 25 Jahren ist das Kirchensteueraufkommen beständig gestiegen. Diese Entwicklung hat 2023 definitiv ihr Ende gefunden.“ Die Landeskirche rechne für das aktuelle Jahr mit einem Steuerrückgang von 6,5 Prozent. Morawietz kalkuliert für Köln mit einem jährlichen Rückgang von 2,5 Prozent. „Das heißt, wir müssen in den nächsten zehn Jahren unsere Kosten um 25 Prozent senken. Das ist eine Riesenherausforderung.“ Die Synodalen nahmen den Jahresabschluss für 2022 mit einem positiven Jahresergebnis in der Ergebnisrechnung in Höhe von 26.689 Euro sowie einem positiven Bilanzergebnis in Höhe von 47.583 Euro zur Kenntnis. Anschließend beschlossen sie die Haushalte für 2024 und 2025. In 2024 sollen Aufwendungen in Höhe von 760.265 Euro Erträge in Höhe von 740.900 Euro gegenüberstehen. Daraus ergibt sich ein negatives Jahresergebnis von 19.635 Euro aufgrund einmaliger Kosten für eine lokale Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Für 2025 rechnet man wieder mit einem positiven Jahresergebnis in Höhe von 8.275 Euro.

Schließlich beschloss die Synode, jeweils einen Brief an die Synagogen-Gemeinde Köln und an die Jüdische Liberale Gemeinde Köln Gescher LaMassoret e.V. zu senden. Darin versichern die Synodalen als Vertreter ihrer Gemeinden an der Seite der beiden Gemeinden sowie an der Seite aller jüdischen Menschen in Köln, Deutschland, Israel und weltweit zu stehen. „Wir verpflichten uns, in unseren evangelischen Gemeinden und Einrichtungen jeder Verharmlosung des Terrors der Hamas und jeder Form von Antisemitismus und Antizionismus zu widersprechen. Das Eintreten für den Schutz jüdischen Lebens ist untrennbar mit unserem christlichen Bekenntnis verbunden.

Personalia:
Matthias Kämper aus der Evangelischen Gemeinde Köln wurde zum neuen Stellvertreter des 1. Synodalältesten im Kreissynodalvorstand. Er folgt auf Dr. Frank Lehmann.

Kirchenkreis Köln-Mitte:
Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte setzt sich aus den sechs Gemeinden Köln, Niehl-Riehl, Nippes, Lindenthal, Klettenberg und Deutz/Poll zusammen. Geleitet wird der Kirchenkreis Köln-Mitte von Superintendentin Susanne Beuth gemeinsam mit dem Kreissynodalvorstand. Die nächste Kreissynode ist auf den 14. Juni 2024 terminiert.

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Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK