Tobias Knöller muss schmunzeln, als er von seinem Werdegang erzählt. „Ich war schon als kleiner Junge sehr religiös“, sagt der Kölner, der gerade durch Superintendentin Susanne Beuth in der Antoniterkirche zum Prädikanten ordiniert wurde.
Der Kindergottesdienst in seiner Heimatgemeinde, der evangelischen Kirche Dill im rheinland-pfälzischen Hunsrück prägte ihn ebenso wie die Jungschar. Die Menschen, die sich ehrenamtlich für die Kirchengemeinde engagierten, beeindruckten Tobias Knöller. „Ich lebe einen christuszentrierten Glauben, empfinde Jesus als täglichen Begleiter, der auch dann da ist, wenn ich mich ihm nicht nah fühle“, beschreibt der Diakon seine Auffassung von Glauben. Alles am Tag sei Gebet, ist er überzeugt. Tobias Knöller leitet heute die Evangelische Kircheneintritts- und Informationsstelle in Köln an der Antoniterkirche – ein Ort, an dem er sich ganz angekommen fühlt, zumal er in Citykirchenpfarrer Markus Herzberg den richtigen Mentor fand. „Ich habe unendlich viel von ihm lernen dürfen.“
Sein Leben führte ihn allerdings zunächst zu einer Ausbildung zum Alten- und Krankenpfleger. Im Pflege- und Palliativdienst begleitete er Menschen in ihren letzten Lebenstagen. Dabei spürte er immer wieder, dass Menschen am Ende ihres Lebens den Halt Gottes ersehnen, zur Spiritualität zurückfinden. „Diese Erfahrungen ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, berichtet Knöller. Als er von der freien Stelle in Köln erfuhr, bewarb er sich. Als Diakon eingesegnet worden war er schon 2019 nach seiner Fortbildung in Remscheid in der Diakonenschule der Stiftung Tannenhof.
„Vielleicht sollten wir die Angst vor der Zukunft als Gläubige und als Kirche hinter uns lassen“
Ende 2020 hoffte er, die Stelle bei der Kircheneintritts- und Informationsstelle in Köln zu bekommen. Ein Glücksfall, wie er sagt, denn die besonderen Gottesdienste in der Antoniterkirche faszinierten ihn schon lange. „Ich liebe eine schöne Liturgie. Da geht es mir wie vielen Menschen, die in den Gottesdiensten etwas Heiliges suchen.“ Das heiße aber nicht, dass er etwa rückwärtsgewandt denke, betont er. Traditionen bewahren, sich aber auch die Wünsche der Menschen anhören, um Neues zu wagen, divers und vielfältig zu sein und zu bleiben – das wünscht sich der Prädikant für seine Kirche. Und das kam auch in seiner Predigt zum Ausdruck.
„Vielleicht sollten wir die Angst vor der Zukunft als Gläubige und als Kirche hinter uns lassen“, sagte er und sprach vom Fliegen als einem Synonym für den Glauben. „Der Glaube verleiht Flügel. Er ist eine wahnsinnige Kraftquelle für das Leben.“ Wer seine Angst besiege, mache die Welt besser, ist Tobias Knöller überzeugt und ist sicher: „Eine gute Religion macht angstfrei.“ Mit dem Appell „Lasst uns das Fliegen ausprobieren“, schloss er seine Predigt.
Superintendentin Susanne Beuth hatte zuvor davon gesprochen, dass es zur Aufgabe eines Diakons gehört, Menschen in Freuden und Nöten zu begleiten. „Sakramentsverwaltung und Seelsorge sind zentrale Aufgaben in unserer Kirche.“ Schön sei es, dass Tobias Knöller sich von Gott habe rufen lassen, so die Pfarrerin. Im Amt des Diakons kümmere man sich um soziale Fragen, das erfordere viel Weisheit und tätige Nächstenliebe, betonte sie, bevor sie Tobias Knöller auch zur öffentlichen Verkündigung als Prädikant ordinierte und segnete.
Im Anschluss an den Abendmahlsgottesdienst freute sich Tobias Knöller über zahlreiche Gratulationen und viele Gespräche im Citykirchenzentrum.
Foto(s): Matthias Pohl