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Verena Miehe, Leonie Stein und Bernhard Seiger (v.l.).

Verena Miehe und Leonie Stein: Zwei Pfarrerinnen in der Gemeinde Wesseling eingeführt

Ein gern gesehener Gast findet gleich zu Beginn des Besuchs lobende Worte für den Gastgeber. Und das fiel Bernhard Seiger in der Wesselinger Kreuzkirche mehr als leicht. „Ich bin immer froh, in der Gemeinde Wesseling zu sein. Hier wird gern gesungen“, erklärte der Superintendent, nachdem „Tut mir auf die schöne Pforte“ verklungen war. Es war ein seltener Anlass, der Seiger in die Kleinstadt südlich von Köln geführt hatte: Gleich zwei Pfarrerinnen wurden in ihre Ämter eingeführt. Die 61-jährige Verena Miehe übernimmt die 1. Pfarrstelle mit vollem Stellenumfang, die 45-jährige Leonie Stein arbeitet zukünftig auf der 2. Pfarrstelle mit einem Stellenumfang von 50 Prozent.

Es sei ein freudiger Tag für die Gemeinde. Es werde ein neues Kapitel geschrieben. Und das am Erntedankfest, an dem man auf die Ernte schaue, aber auch andere Früchte in den Blick nehme wie etwa Lieder, Musik und Gemeinschaft. „Sie hatten in Wesseling eine bewegte Zeit“, warf der Superintendent einen Blick zurück. „Immer wieder andere Konstellationen. Sie haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen intensiven und anstrengenden Weg zurückgelegt.“ Seiger blickte auch in die Zukunft: „Wir werden kleiner und vieles nicht mehr brauchen.“ Aber es liege viel Gutes im Verborgenen. Sicher, es werde weniger Kirchen und weniger Pfarrpersonen geben. Aber wenn man sich weltweit umschaue, seien die Kirchen in Deutschland doch noch gut bestückt. „Seien wir fröhlich, neugierig und kreativ, wenn auch von außen weniger sichtbar.“

Seiger rief dazu auf, gemeinsam aufzubrechen und die Kräfte zu bündeln. „Wir haben eine Zukunft, wenn die Gemeinden es schaffen, Lagerfeuer zu werden, an dem sich die Menschen versammeln.“ Der Superintendent zitierte Dietrich Bonhoeffer: „Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen.“ Und noch einmal der große Theologe: „Gott gibt uns unser täglich Brot nicht im Voraus, sondern jeden Tag.“ An die Gemeinde gewandt: „Warten kann wach halten und in Bewegung bringen. Das Entscheidende machen nicht wir. Wir empfangen es, wenn unsere Herzen bereit sind.“

Nach der Amtseinführung nach den Vorgaben der rheinischen Landeskirche wünschte er den neuen Pfarrerinnen eine gute Balance zwischen Dienst und Privatleben, Schwung und Tatkraft. „Gott mache Sie zu einem Werkzeug der Liebe und bewahre Sie vor Überforderung.“

„Klopfet an, so wird euch aufgetan“

Leonie Stein und Verena Miehe predigten gemeinsam nacheinander. „Heute ist der Tag, an dem aus Ihrer Gemeinde unsere Gemeinde wird. Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen“, sagte Stein. Und fuhr fort: „Wir sind Menschen, die auf unterschiedlichen Wegen der Glaube eint. Wir sind eins und wir sind viele.“ Miehe erinnerte an ihren Konfirmationsspruch aus der Bergpredigt: „Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so werde ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan.“

Gerade das Bitten falle manchem schwer. „Ich muss schon sagen, was ich brauche und einen Schritt auf andere zugehen.“ Das könne zu Enttäuschungen führen. Auch wenn man Gott um etwas bitte. Es gehe um die Haltung. „Wir müssen so bitten, wie es uns vor Gott zukommt. Wir müssen bitten, wir können und wir dürfen es.“ Stein sieht sich als Suchende. Das sei auch in der Bewerbung in Wesseling zum Ausdruck gekommen. Und sie habe angeklopft, ihr sei aufgetan worden.

„Herr, lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn“, lautete der Konfirmationsspruch von Leonie Stein. Zu jener Zeit habe sie schon Wissbegierde gespürt „über meine Welt hinaus“. Und deshalb sei es eben nach dem Abitur nicht ins Germanistik-Studium gegangen, sondern in die Theologie. Nun sei eine Antwort gefragt, wie die Gemeinde gemeinsam unterwegs sein könne. „Brechen wir gemeinsam auf. Strahlen brechen viele aus einem Licht. Wir sind eins durch ihn.“

Verena Miehe erklärte, sie habe bereits erste Ideen und man müsse mal sehen, wohin das alles führe. Kirche sei ja Dienstgemeinschaft. Aber die müsse mit Leben gefüllt werden im konkreten Miteinander vor Ort. „Wir möchten Gräben überwinden und Brücken bauen.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann