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Marina von Ameln, Koordinatorin der Projektstelle "Gemeindenahe Diakonie".

Gemeindenahe Diakonie in Köln: Brückenbauerin Marina von Ameln über ehrenamtliches Engagement

Diakonie und Kirche als partnerschaftlich starke Akteure im Sozialraum: Pfarrerin Marina von Ameln ist Koordinatorin der Gemeindenahen Diakonie und somit Brückenbauerin zwischen den 54 Kirchengemeinden und vier Kölner Kirchenkreisen auf der einen Seite und den Einrichtungen des Diakonischen Werks in Köln, Rhein-Erft-Kreis und dem Rheinische-Bergischen Kreis auf der anderen. Sie spricht im Interview über gemeinsame Projekte, Vernetzung, Herausforderungen und Zukunftspläne:

Im Juli wurde gestartet. Worin besteht das Ziel der Projektstelle „Gemeindenahe Diakonie“?

Marina von Ameln: Getragen von der gemeinsamen Vision eines respektvollen, friedlichen und solidarischen Miteinanders der Generationen und Kulturen können Diakonie und Kirche partnerschaftlich starke Akteure im Sozialraum sein. Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist, dass Kirchengemeinden und Diakonie voneinander wissen und aufeinander verweisen: Gemeinde verweist auf Diakonie, wenn Menschen professionelle sozialarbeiterische Hilfe benötigen und Diakonie verweist auf Gemeinde, wenn Menschen Einbindung vor Ort „im Sozialraum“ benötigen. Als Koordinatorin der Gemeindenahen Diakonie bin ich sozusagen Brückenbauerin zwischen den 54 Kirchengemeinden und vier Kölner Kirchenkreisen auf der einen Seite und den Einrichtungen des Diakonischen Werks in Köln, Rhein-Erft-Kreis und dem Rheinische-Bergischen Kreis auf der anderen.

Was sind Ihre Aufgaben?

Marina von Ameln: Ich informiere über Angebote, vermittle Gesprächspartner und -innen, lade zum gegenseitigen Austausch von Kirche und Diakonie ein und begleite gemeinsame Projekte und Kooperationen in Sozialräumen. Meine eigenen Erfahrungen als Gemeindepfarrerin erleichtern mir an einigen Punkten das Verständnis von kirchlichen Strukturen und den Zugang zu gemeindlichen Perspektiven und zugleich ist es für mich eine großartige Bereicherung diakonische Arbeit aus einer neuen Rolle heraus kennenzulernen.

Wie wird ehrenamtliches Engagement in den gemeindediakonischen Projekten gefördert und wie können sich Interessierte einbringen?

Marina von Ameln: Diakonische Arbeit beinhaltet vielfältige Angebote für alle Altersgruppen und Lebenslagen und stellt ein differenziertes Arbeitsfeld dar. In vielen Kirchengemeinden werden Besuchsdienste für ältere Menschen oder Neuzugezogene ehrenamtlich organisiert, aber auch Essensausgaben oder Kleiderkammern werden angeboten. Interessierte können sich bei Eltern-Kind-Gruppen oder Seniorenangeboten einbringen, und auch im Bereich von Kinder- und Jugendfreizeiten werden immer wieder Helfende gesucht. Es gibt bereits spezielle Schulungen zum Beispiel im Bereich der ehrenamtlichen Seelsorge. Mit Blick auf sozial-diakonische Angebote möchte ich künftig für Haupt- und Ehrenamtliche Workshops und Infoveranstaltungen zu Themen wie Demenz, Einsamkeit oder vernetzter Quartiersarbeit anstoßen. Zudem vernetze ich bei Fragen Gemeinden und ehrenamtlichen Gruppen mit den entsprechenden Mitarbeitenden der Diakonie Köln und Region.

Welche Rolle spielt die transkulturelle Öffnung der Gemeindearbeit bei der Projektstelle „Gemeindenahe Diakonie“ und warum ist sie wichtig (vielleicht als Beispiel „Lokal Vielfalt“)?

Marina von Ameln: Wir leben in einer bunten und diversen Gesellschaft und als Diakonie bieten wir allen Menschen unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder sozialer und kultureller Prägung Hilfe, Unterstützung und Raum für Begegnungen an. Mit Projekten wie zum Beispiel dem „Lokal Vielfalt“ entstehen Räume der transkulturellen Begegnung von Menschen mit ihren unterschiedlichen persönlichen und/oder internationalen Geschichten. Diakonie und Kirchengemeinden arbeiten hierbei eng zusammen. Bildungsangebote, individuelle Beratungen oder gesellige Austauschrunden fördern und stärken das gegenseitige Kennenlernen. Ein Gefühl von Gemeinschaft kann durch kreative Angebote wachsen, die miteinander gestaltet werden. Ich denke, dass Menschen, die miteinander lachen, weinen, singen, arbeiten und Freizeit verbringen, stärker miteinander verbunden sind und einander Halt geben. Und genau das brauchen wir in unserer Gesellschaft.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der Projektstelle und den bereits existierenden Gemeindeaktivitäten aus?

Marina von Ameln: Besonders in der jetzigen Startphase der Projektstelle ist das Brückenbauen wie eben schon genannt von entscheidender Rolle. Ich besuche die Kirchengemeinden und diakonisch engagierten Gruppen, informiere über Angebote und vernetze die Akteure aus Gemeinden und diakonischen Einrichtungen. Im November beispielsweise haben wir Vertretende der gemeindlichen Diakoniekreise aus Köln und Region eingeladen, die Arbeitsbereiche des Diakonischen Werkes vorgestellt und uns über bereits existierende Gemeindeaktivitäten ausgetauscht (Foto links). In drei regionalen Arbeitsgruppen werden wir nun weiterarbeiten und vor allem im nächsten Jahr, in dem die Diakonie Köln und Region ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, gemeinsame Aktionen planen. So wird zum Beispiel sowohl im Rhein-Erft-Kreis als auch im Rheinisch Bergischen Kreis jeweils eine „Woche der Diakonie“ mit verschiedenen Veranstaltungen und gemeinsamen Gottesdiensten stattfinden.

Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich von den gemeindediakonischen Projekten auf die Gemeinde und die Menschen, die daran beteiligt sind?

Marina von Ameln: Mein Wunsch ist es, dass Kirche und Diakonie professionell vernetzt und für Menschen im Kölner Stadtgebiet und den Regionen als enge Kooperationspartnerinnen da sind und ein breites Angebot für alle Generationen und Lebenslagen bieten. Die kirchliche Landschaft verändert sich zurzeit sehr und das wird mit Blick auf sinkende Mitgliederzahlen sowie abnehmende personelle und finanzielle Ressourcen zunehmen. Die sozialdiakonische Aufgabe von Kirche wird demgegenüber wichtiger denn je, denn Menschen suchen in unsicheren Zeiten Halt, Rat und Gemeinschaft. Wenn es gelingt, Angebote regional zu denken und umzusetzen und ehrenamtliche Initiativen professionell zu begleiten, dann können Kirche und Diakonie auch in Zukunft ein solidarisches und friedliches Miteinander stärken und Menschen befähigen, Herausforderungen aktiv anzugehen.

Wie möchten Sie sicherstellen, dass die projektorientierte gemeindediakonische Arbeit nachhaltig ist und langfristig wirkt?

Marina von Ameln: Für nachhaltige und langfristige Zusammenarbeit im Bereich der gemeindenahen Diakonie braucht es in meinen Augen zum einen klare Strukturen. Dies ist nötig, um den Austausch zwischen Gemeinden und diakonischen Partner und -innen zu ermöglichen, zum Beispiel die beratende Teilnahme an kirchlichen Gremien sowie gemeinsame Besprechungen zwischen Presbyterien und Vertretende diakonischer Einrichtungen. Zum anderen wird es eine wichtige Aufgabe sein, gemeinsame Projekte in den Stadtteilen anzustoßen, in denen beispielsweise bisher ausschließlich kirchlich genutzte Gebäude diakonischen Angeboten in partnerschaftlicher Zusammenarbeit Raum bieten. Hierfür wird es auch den Aufbau eines Fördernetzwerkes brauchen, durch das Einzelpersonen, Firmen oder Stiftungen soziale Projekte finanziell unterstützen. Es werden also noch viele kleine und größere Schritte sein, die die Projektstelle anstoßen wird.

Wie können interessierte Personen mehr über die „Gemeindenahe Diakonie“ erfahren und sich beteiligen?

Marina von Ameln: Auf der Homepage der Diakonie Köln und Region wird über den Bereich „Kirche und Diakonie“ informiert und es ist in Planung, dass dort für die Gemeinden künftig Materialien für Gemeindebriefe, Gottesdienste und Spendenprojekte eingestellt werden. Außerdem sollen gemeindenahe diakonische Projekte vorgestellt werden und zu Austausch- und Vernetzungstreffen eingeladen werden. Interessierte können sich direkt bei mir melden oder auch bei unserer Ehrenamtskoordinatorin Ulrike Marquardt. Für Rückmeldungen oder auch Infos zu laufenden Projekten in Gemeinden oder Sozialräumen bin ich ebenfalls dankbar.

Kurz-Biografie

  • Geboren in Düren, Rheinland
  • 2004 – 2011 Studium der ev. Theologie in Wuppertal, Buenos Aires und Heidelberg
  • 2011-2013 Wissenschaftliche Assistenz am Hochstuhl für System. Theologie und Leitung des Ökum. Wohnheims für Studierende Heidelberg
  • 2013-2015 Vikariat in Hockenheim
  • 2015 Praktikum im Stabsreferat Theologie bei Brot für die Welt
  • 2015 Ordination zur Pfarrerin in der Badischen Landeskirche
  • 2015-2018 Probedienst in Walldorf
  • 2018-2022 Pfarrstelle in Pforzheim und Aufbau der Familienkirche
  • Seit 2023 Projektstelle „Gemeindenahe Diakonie“ im Diakonisches Werk Köln und Region
Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Privat/Martina Schönhals