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„Braunsfelder Forum“ am 26. Februar: Diskussion zu Nahost und Antisemitismus

„Wünschet Jerusalem Frieden!“: Die Evangelische Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld startet am Montag, 26. Februar 2024, 19.30 Uhr, die neue Veranstaltungsreihe „Braunsfelder“ Forum mit einem Abend zu Nahost.

Seit dem brutalen Terrorangriff vom 7. Oktober hält die Hamas noch immer viele Geiseln in ihrer Gewalt. In der Folge hat sich im Gaza eine humanitäre Katastrophe entwickelt. Weltweit wächst die Kritik an der israelischen Kriegsführung. Dies geschieht mitunter allerdings sehr einseitig und ohne das vollständige Bild der Situation. Zugleich erleben die Menschen weltweit und auch in Deutschland eine beispiellose Welle von Antisemitismus und Hass gegen Jüdinnen und Juden. Die Diskussionen um die gescheiterte Veranstaltung von „Arsch Huh“ im November 2023 sowie um den von palästinensischen Christinnen vorbereiteten Weltgebetstag haben auch in Köln Verunsicherung ausgelöst.

Das „Braunsfelder Forum“ im Gemeindehaus der Evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld, Peter-von-Fliesteden-Straße 2, will einen Raum bieten, sich dieser bedrückenden Realität zu stellen, Erfahrungen auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Mitwirken werden Bettina Levy von der Synagogengemeinde Köln und die Vorsitzenden der Städtepartnerschaftsvereine mit Tel Aviv und Bethlehem. Live zugeschaltet aus Jerusalem werden der dortige Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland, Probst Joachim Lenz, und die palästinensische Pfarrerin Sally Azar ihre Erfahrungen schildern und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Moderiert wird die Veranstaltung von dem Journalisten Arnd Henze.

Drei Fragen an Arnd Henze:

Wie wichtig ist es, eine Plattform wie das „Braunsfelder Forum“ zu schaffen?

Arnd Henze: Mit dem „Dellbrücker Forum“ gab es viele Jahre einen Ort, an dem wir über alle wichtigen gesellschaftlichen Themen offen diskutiert und gestritten haben. Da wurde ich zuletzt immer wieder darauf angesprochen – oft verbunden mit der Frage: Würde so etwas in unseren polarisierten Zeiten noch funktionieren? Das hat mich herausgefordert: Wann, wenn nicht in solchen Zeiten, braucht es so einen Ort, an dem wir ganz bewusst versuchen, die gesellschaftliche Sprachlosigkeit zu überwinden? Und ein Thema, bei dem das grad jetzt besonders dringlich ist, ist unser Umgang mit dem grausamen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober, der bis heute fortwirkt: im Schicksal der Geisel, in der Welle von Hass und Antisemitismus auch in Deutschland, aber auch mit den Bildern der humanitären Katastrophe im Gaza. Da darf es weder ein Wegducken, noch eine Flucht in einfache Parolen geben.

Am 26. Februar geht es um Nahost – was ist geplant an diesem Abend?

Arnd Henze: Allein die Tatsache, dass wir am Montag tatsächlich in dieser Runde zwischen Köln und Jerusalem zusammenkommen, ist ein großer Vertrauensvorschuss, mit dem wir hoffentlich sehr behutsam umgehen werden. Wir fragen deshalb auch nicht: „WIE wird Frieden in Nahost?“, als hätte irgendwer einen Masterplan. Sondern viel bescheidener: „Was dient dem Frieden?“ Wenn der Auftakt am Montag gelingt, schaffen wir es hoffentlich auch für andere schwierige Themen, einen Safe Space zu bieten, um über festgefahrene Positionen hinweg ins Gespräch zu kommen. Wobei das nicht ohne ganz klare rote Linien geht: antisemitische, rechtsextreme und menschenfeindliche Stimmen werden im „Braunsfelder Forum“ niemals eine Bühne bekommen.

Wie können wir als Einzelpersonen und als Gesellschaft besser mit Antisemitismus umgehen?

Arnd Henze: Mit einem abstrakten Bekenntnis gegen Antisemitismus ist niemandem gedient. Das „Nie wieder ist jetzt“ ist immer konkret: an der Schule, der Uni, dem Arbeitsplatz oder am Tresen im Veedel. Und dazu gehört, gemeinsam dafür zu streiten, dass sich Jüdinnen und Juden in unserer Stadtgesellschaft nicht verstecken oder zurückziehen müssen. Wo es nötig ist, braucht es dafür den Schutz des Staates, aber viel wichtiger ist noch, dass wir als Zivilgesellschaft nicht zulassen, dass es im öffentlichen Raum akzeptiert wird, wenn jüdische Künstler ausgeladen werden, Veranstaltungen nicht stattfinden können oder Jüdinnen und Juden auf andere Weise ausgegrenzt werden.

www.clarenbachgemeinde.de

Text: APK
Foto(s): APK