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Abschied von Rabeya Müller: Eine Stimme des interreligiösen Dialogs verstummt

Die Deutung meines Gegenübers muss mir eben so lieb sein, wie meine eigene, zumindest ist sie respektvoll zu behandeln, soweit sie denn Begründungsrealitäten hat. Wenn wir das beachten, haben wir den Text gelebt.“ (Rabeya Müller, 2008)

Islamwissenschaftlerin, islamische Theologin, Mitgründerin der muslimischen Gemeinde Rheinland, Mitgestalterin des Rates der Religionen in der Stadt Köln, Trägerin des Rheinlandtalers, Mitdenkerin bei Köln stellt sich quer, Dozentin in der Melanchthon Akademie ist am 19. Februar 2024 gestorben.

In dieser Zeit des Verlusts sind unsere Gedanken bei ihrer Familie und ihren Angehörigen.

„Mit Rabea Müller haben wir eine langjährige Dozentin und interreligiöse Gesprächspartnerin der Melanchthon-Akademie, aber vor allem unsere muslimische Kollegin im Team unseres Schriftgespürprojektes verloren“, so Pfarrerin Dorothee Schaper. „Wir trauern um sie.“

Rabeya Müller war eine Größe in interreligiösen Fragen und Themen. Ihr lag die hermeneutische Frage im Bemühen um ein geschlechtergerechtes Verständnis des Korans zutiefst am Herzen. Sie ging den großen und kleinen Fragen nach einer glaubwürdigen muslimischen Praxis auf den Grund und suchte Antworten und Lösungen auf heutige Fragen. Sie war vielfach vernetzt und in vielen interreligiösen Zusammenhängen in unserer Region und deutschlandweit engagiert. Viele kennen sie auch von Veranstaltungen bei Kirchen- und Katholikentagen. Sie hat nicht aufgehört, für einen inklusiven, muslimischen, modernen und glaubwürdigen Alltag für alle und für ein „neues Wir“ in unserer Gesellschaft einzutreten.

Als evangelische Kirche trauern wir um Rabea Müller. Wir waren mit ihr eng im Dialog verbunden. Sie hat in komplexen Gesprächslagen Brücken gebaut und stand für einen aufgeklärten Islam.


„Rabeya hat mir durch ihre Liebe zur eigenen Religion die Schönheit des Islams gezeigt. Mit ihr habe ich verstanden, wie stark das Judentum und der Islam miteinander theologisch verbunden sind. Sie brachte ihre Offenheit und eine freundliche Art der Kommunikation mit sich. Sie war eine mutige Frau, die gegen Ungerechtigkeit in allen Formen gekämpft hat.“

Rabbinerin Natalia Verzhbovska, Jüdische Gemeinde Bielefeld; Team Schriftgespür


„Liebe Rabeya! Ich danke Dir für Deine Beharrlichkeit, für Deine Liebe zum Koran, für deinen Blick auf das Wesentliche und das Gespräch auf Augenhöhe, für Dein Engagement gegen rechte Ideologien und Taten, für Deine Geschichten und Deinen Weitblick aus Deinen internationalen muslimisch-diversen Zusammenhängen, für Deine beharrlichen Kämpfe für Gerechtigkeit, für unsere muslimisch-christlich feministischen theologischen Zusammenarbeiten, für die gemeinsame Freude an kölschen Lebensfreuden und Brauchtumspflege! Ich danke Dir besonders für die gemeinsame Zeit im muslimisch-jüdisch-christlichen SCHRIFTGESPÜRprojekt, in dem wir gemeinsam Thora, Bibel und Koran erkundet und uns gegenseitig ausgelegt haben.“

Pfarrerin Dorothee Schaper, Melanchthon-Akademie, Team Schriftgespür


„Rabeya war als Mensch, als islamische Theologin, als interreligiöse Gesprächspartnerin geduldig und zornig, akribisch und großzügig, jedem gegenüber gerecht und klar. Über viele Jahre war sie eine sehr geschätzte Referentin und Projektpartnerin in unserer Akademie.

2017 hatte Rabeya die Idee, ein gemeinsames jüdisch-islamisch-christliches Projekt „SchriftGespür“ zu nennen. Die Liebe zu den Heiligen Schriften und das Bewusstsein, dass wir sie nur in einer gemeinsamen Bewegung, einem „neuen Wir“, mit Leib und Seele, erkunden können, hat sie bei dieser wunderbaren Namensfindung geleitet. Unsere dreijährige SchriftGespür-Zeit, die durch ihre Krankheit jäh unterbrochen wurde, ist für alle Beteiligten unvergesslich.“

Team Schriftgespür: Rabbinerin Natalia Verzhbovska, Pfarrer Martin Bock, Pfarrerin Dorothee Schaper

Text: Dorothee Schaper/APK
Foto(s): APK