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Stadtdechant Robert Kleine (l.) und Stadtsuperintendent Bernhard Seiger verlasen abwechselnd die Namen der 20 im vergangenen Monat anonym Bestatteten.

Translatio – Gedenkgottesdienst für anonym Bestattete ohne Trauerfeier

Jeden Monat versterben in Köln mehr als 20 Menschen anonym bestattet, ohne dass eine eigene Trauerfeier für sie stattfindet. Da es eine zutiefst christliche Überzeugung ist, dass kein Mensch einsam, namenlos und unbetrauert sterben sollte, sondern dass unsere Namen bei Gott aufgeschrieben sind, werden seit 2006 in der AntoniterCityKirche und der Basilika St. Aposteln an jedem 3. Dienstag im Monat (18 Uhr) Gottesdienste für die Unbedachten gefeiert. Im November, am Ende des Kirchenjahres, wird das Gedenkbuch mit den Namen der „Unbedachten“, die in jedem dieser etwa halbstündigen Gottesdienste verlesen werden, in feierlicher Prozession von der einen in die andere Kirche überführt: die sogenannte „Translatio“.

In diesem Jahr begann der Gottesdienst, der von Mitgliedern der Ökumenischen Choralschola musikalisch begleitet wurde, in der Antoniterkirche. „Wir spüren die Vergänglichkeit“, sagte Dominik Meiering, Leitender Pfarrer der Kölner Innenstadtgemeinden, angesichts des tristen Novembers mit seinen zahlreichen Totengedenktagen, stellte dem jedoch die Zuversicht des Glaubens entgegen: „Wir vertrauen darauf, dass Gott alle Wege in unserem Leben mitgeht.“

Das gemeinsame Singen von Psalmen (diesmal Psalm 91) gehört ebenfalls zu den festen Bestandteilen der Gottesdienste für die Unbedachten. Die Lesung aus dem Korintherbrief übernahm Bürgermeister Andreas Wolter. Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Stadtdechant Robert Kleine verlasen abwechselnd die Namen der 20 Verstorbenen, derer zunächst in einem Moment der Stille und dann mit dem Nunc Dimittis“ (Lobgesang des Simeon) gedacht wurde. Dann wurde der „Staffelstab“ an die katholische Nachbargemeinde übergeben.

„Wir können ihnen kein Gesicht geben, aber einen Namen, der bleibt“

Begleitet von einer Bläsergruppe, führte die Prozession durch die belebte Schildergasse, vorbei an den bereits aufgebauten Buden des Weihnachtsmarktes, zur Basilika St. Aposteln. Immer wieder zückten neugierige Beobachtende ihr Handy oder fassten sich sogar ein Herz, um sich nach dem Grund für den „seltsamen Zug“ zu erkundigen.

In St. Aposteln angekommen, erhielt zunächst das Gedenkbuch seinen Platz in der Vitrine. Stadtdechant Robert Kleine nannte die Gottesdienste für die Unbedachten eine „besonders beeindruckende ökumenische Initiative“ und verwies auch auf die außerkirchlichen Unterstützer wie die Stadt Köln, die jeden Monat eine Traueranzeige schaltet, die Medienpartner sowie den Verband der Friedhofsgärtner. Sie alle sorgen dafür, dass dieser Menschen in Würde gedacht wird. „Wir können ihnen kein Gesicht geben, aber einen Namen, der bleibt“, betonte Msgr. Kleine, bevor er die Gottesdienstbesuchenden mit Vaterunser und Segen in den regnerischen Novemberabend entließ.

Gottesdienst für die Unbedachten

Jeden Monat ist die Teilnahme am Gottesdienst für die Unbedachten für viele Kölner und Kölnerinnen ein Stück gelebter christlicher Nächstenliebe. Der nächste findet heute, 19. Dezember, um 18 Uhr in der Basilika St. Aposteln statt.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke