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Witich Roßmann, Claudia Wörmann-Adam, Jörg Detjen, Brigitta von Bülow und Rainer Hammelrath (v.l.).

#15vor12FürMenschenwürde: „Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln“

Beschlossen am 21. Januar, verkündet vor ein paar Tagen, umgesetzt am 21. März. Unter dem Titel  „#15vor12FürMenschenwürde“ ruft die Initiative „Wir stellen uns quer – Kein Rassismus bei uns in Köln“ zu einer Aktion am Donnerstag, 21. März, in Köln auf. Darauf hatte man sich bei der Großdemonstration gegen die AfD mit 70.000 Teilnehmenden am 21. Januar auf der Deutzer Werft geeinigt.

„Wir wollen das Thema ,Demokratie schützen‘ verstetigen“, erklärte bei einem Pressegespräch Witich Roßmann, bis 2017 IG-Metall-Chef in Köln. Die Gewerkschaften sind ebenso Teil von „Wir stellen uns quer“ wie unter anderem auch die evangelische und katholische Kirchen. 15 vor 12 verfolgt das Ziel, dass in Betrieben, Schulen und anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens eine Viertelstunde nicht gearbeitet und gelernt wird, sondern die Pause genutzt wird, um mit AfD-Anhängern oder solchen, die anfällig scheinen für deren Gedankengut, zu sprechen.

„Gegen Rassismus, für Menschenwürde“, verdeutlichte Roßmann. Der freut sich über die Resonanz, die der Aufruf schon gefunden hat und berichtete, dass die Ford-Werke und die Deutz AG ihre Teilnahme angekündigt hätten. Auch die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe seien am Start. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hätte die städtischen Beschäftigten ermutigt, in der Mittagspause 15 Minuten demokratisches Engagement zu zeigen.

„Es wird sehr wuselig in der Stadt werden“

Viele Schulen hätten Aktionen geplant, Geschäftsleute würden mit ihren Kunden diskutieren. „Wir stehen vor einem Jahr mit wichtigen Wahlen. Am 9. Juni ist beispielsweise Europawahl.“ Man müsse klarmachen, so Rossmann, dass es der AfD nicht nur um die sogenannte „Remigration“ gehe. Die Partei wolle auch die sozialstaatliche Gesetzgebung verändern. „Viele AfD-Wähler stimmen mit ihrem Votum gegen ihre eigenen Interessen ab.“

Jörg Detjen, Kölner Ratsmitglied für Die Linke, erläuterte, was nach besagter Viertelstunde geschehen soll. „Es wird sehr wuselig in der Stadt werden.“ Am späten Nachmittag des 21. März starten Sternmärsche. Um 17.30 Uhr treffen sich auf Initiative der Gewerkschaften und Kirchen die Demonstranten vor St. Gereon. Die Klubkomm und die IG Gastro hat für 16.30 Uhr auf dem Brüsseler Platz angekündigt, „Köln gegen rechts“ für 17 Uhr auf dem Wilhelmplatz in Nippes. Auf dem Harry-Blum-Platz im Rheinauhafen trifft sich eine bunte Truppe aus dem Kölner Süden um 17.15 Uhr.

Auch im Rechtsrheinischen machen sich die Demokraten auf den Weg. Ein Bündnis für Menschenwürde trifft sich um 15.30 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Platz Kalk-Post. Danach geht es weiter zum Ottoplatz in Deutz, wo der rechtsrheinische Sternmarsch um 17.30 Uhr startet. „In mehreren Säulen bewegen sich die Märsche zur Bastei am Rheinufer. Dort beginnt die Abschlusskundgebung um 19 Uhr“, erläuterte Detjen.

Diesmal werden keine Bands erwartet. Auf der Bühne plant man kleine Talkrunden, wie Bürgermeisterin Brigitta von Bülow berichtete. Auf der Bühne stehen unter anderem Anja Weber, seit Dezember 2017 Vorsitzende des DGB-Bezirks Nordrhein-Westfalen, sowie Orry Mittenmayer, Träger des Hans-Böckler-Preises 2019, Rede und Antwort. „Wir erhoffen uns schöne Bilder mit dem Dom im Rücken. Und wenn es dunkel wird, tauchen wir das Rheinufer in ein Lichtermeer.“

Ein bundesweites Zeichen gegen Rechts

Von Bülow hofft, dass Köln wieder einmal ein bundesweites Zeichen gegen Rechts setzt. „Wir sind die Mehrheit und bilden ab, was Deutschland ausmacht. Nämlich die Vielfalt. Es geht uns nicht darum, zu missionieren. Wir wollen ins Gespräch kommen“, sagte Rainer Hammelrath, von 1992 bis 2014 Direktor des Landesverbands der Volkshochschulen von Nordrhein-Westfalen. Er freut sich, dass das Festkomitee Kölner Karneval genauso dabei sind wie der 1. FC Köln und Viktoria Köln. Auch die Bühnen der Stadt Köln seien mit im Boot.

Auch Claudia Wörmann-Adam, Co-Vorsitzende des Fördervereins des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, war zum Pressegespräch gekommen. „Ich nehme eine große Offenheit der Arbeitgeber für unser Anliegen wahr. Die verfolgen sehr aufmerksam, was die AfD suggeriert. Für den Wirtschaftsstandort wäre eine ,Remigration‘ sehr schädlich. Wie auch der Austritt aus der Europäischen Union.“

Witich Roßmann zählte weitere Teilnehmer am 21. März auf. Die Diakonie und die Caritas seien am Start. Der Mieterverein Köln auch. Es gebe keinerlei Vorgaben. „Jeder kann selbstständig entscheiden, wie er Teil von etwas Großem wird.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann