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Zeichen gegen sexualisierte Gewalt: Plakataktion und Unterstützung für Betroffene

Die Evangelischen Kirchenkreise in Köln und Region setzen sich aktiv dafür ein, sexualisierte Gewalt zu bekämpfen und Betroffene zu unterstützen: Im Rahmen einer Plakataktion werden in Kirchen, Gemeindehäusern und Schaukästen deutliche Signale gesetzt. Unterstützung und Beratung finden Betroffene unter anderem bei den Vertrauenspersonen (s.u.).

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger und Christian Gröger, Leiter der Evangelischen Beratungsstelle Köln, Bensberg und Frechen beim Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, fassen die Fakten im Interview zusammen:

Warum haben Sie diese Plakate dort verteilt, wo sie zu sehen sind?

Bernhard Seiger: Wir finden es wichtig, dass breit bekannt wird: Wir nehmen als Kirche das Thema von Grenzverletzungen sexualisierter Art sehr ernst. Wir haben die Plakate in Kirchen, Gemeindehäusern und Schaukästen aufgehängt, weil wir damit zeigen: Wir kümmern uns aktiv um das Thema. Unsere kirchlichen Angebote sollen stets so sein, dass sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei uns sicher und behütet fühlen. Damit setzen wir Signale, weil wir wissen, dass in der Vergangenheit von Übergriffigkeit Betroffenen nicht immer geglaubt wurde und sie häufig nicht die Unterstützung bekommen haben, die sie brauchten. Bei den auf den Plakaten angegebenen Stellen ist klar, dass hier die Anliegen Betroffener ernst genommen werden und man sich aktiv um ihre Anliegen kümmert.

Wer soll sich hierauf melden?

Bernhard Seiger: Zielgruppe sind Menschen, die selber in der Vergangenheit Grenzverletzungen sexualisierter Art erlebt haben oder sie aktuell erleben, aber auch die, die wissen, dass Menschen aus dem Bekanntenkreis solche Erfahrungen gemacht haben. Die Plakate erreichen aber auch die, die heute ihre Augen aufmachen und so in geschütztem Raum ansprechen können, wenn sie Beobachtungen machen, dass die Regeln unserer Schutzkonzepte möglicherweise nicht befolgt werden.

Was geschieht, nachdem sich Menschen an die Hotline/Vertrauenspersonen gewendet haben?

Christian Gröger: Die Hotline ist für alle Menschen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder Zeuge geworden sind oder sich unsicher sind. Ihnen wird zuallererst Gehör geschenkt. Danach überlegt man sich gemeinsam, wo sich die anrufende Person hinwenden kann, bzw. was nächste sinnvolle Schritte wären. Über den Kopf des Anrufenden hinweg werden keine Schritte unternommen. Die Vertrauensperson und auch die Ansprechstelle sind Stellen, die nur im Interesse und mit dem Einverständnis der Betroffenen handeln. Was dann weiter passiert und vereinbart wird, hängt also von dem Anliegen und der meldenden Person ab.

Werden Hilfen angeboten? Welche?

Christian Gröger: Es kommen verschiedene Hilfen in Betracht und die Vertrauensperson und auch die Ansprechstelle haben viele Informationen, wo sich Betroffene von sexualisierter Gewalt Hilfe holen können. Falls dies gewünscht ist, kann die Vertrauensperson und Ansprechstelle auch in Beratungsstellen, an Jugendämter oder andere vermitteln. Eine weitere Möglichkeit ist, den Vorfall an das Interventionsteam und Leitungspersonen weiterzugeben. Das Ziel ist es dann, Betroffene gut zu schützen und sexualisierte Gewalt im konkreten Fall verlässlich zu beenden. Natürlich können auch medizinische, rechtsanwaltliche oder polizeiliche Hilfen angezeigt sein.

Gibt es etwas, was Menschen beachten müssen, wenn sie sich an diese Stellen wenden?

Christian Gröger: Zu beachten ist, dass die benannten Vertrauenspersonen nur Lotsen sind: Die betroffenen Menschen können sich Ihnen anvertrauen und Hinweise und Beratung erhalten, wo sie sich jetzt am besten hinwenden können. Wird gemeinsam entschieden, dass das Interventionsteam oder Leitungspersonen eingeschaltet werden, so kommen strukturierte Abläufe in Gang, die im Schutzkonzept des EKV und der Kirchenkreise festgelegt sind. Wenn Mitarbeitende Zeugen von sexualisierter Gewalt geworden sind, kann es auch zu weiteren Pflichten als Mitarbeitende kommen.

Gibt es noch etwas, dass Sie Betroffenen sagen möchten?

Christian Gröger: Ja, wir wünschen uns, dass sich Menschen melden, die von sexualisierter Gewalt oder Grenzverletzungen durch Mitarbeitende der evangelischen Kirche betroffen sind oder diese beobachtet haben. Auch wenn Sie sich nicht sicher sind, wie ihr Fall einzuordnen ist, bitte suchen Sie Beratung bei der Vertrauensperson oder Ansprechstelle.

Text: APK
Foto(s): APK