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„Vielfalt als Schatz entdecken“: Pfarrerin Dorothea Ugi stärkt die Diversität

Dass wir in unserer bunten Unterschiedlichkeit alle eins in Christus sind, fand schon Paulus. Trotzdem wurde die Vielfalt der Menschen, die Teil von Kirche sind, nicht immer gefeiert. Das Projekt „Diversität stärken“ soll in den kommenden zwei Jahren auf struktureller Ebene noch mehr daran ändern. Dorothea Ugi wurde vom Kirchenkreis Köln Mitte damit beauftragt, das Projekt zu gestalten und gemeinsam mit dem Kirchenkreis und den Gemeinden Barrieren abzubauen, durch die Partizipation eingeschränkt wird oder Menschen ausgeschlossen werden.

Dorothea Ugi.
Dorothea Ugi.

„Ich träume von einer Kirche, in der Menschen ein spirituelles Zuhause finden, egal wie sie leben und lieben, wie sie aussehen, oder wer sie sind. Ich träume von einer Kirche, in der nach den Gemeinsamkeiten gesucht wird, in der Menschen keine Diskriminierungserfahrungen mehr machen, sondern sich sicher fühlen. Im Kirchenkreis Köln Mitte ist manches davon schon Realität. Aber ich wünsche mir, dass wir mit diesem Projekt noch weiter in diese Richtung kommen“, so die promovierte Theologin und Pfarrerin Dorothea Ugi. Sie ist seit Mai dieses Jahres Pfarrerin im Kirchenkreis Köln Mitte und in der Gemeinde Köln Nippes, ist seit zehn Jahren im Rheinland zu Hause und versteht sich selbst als queer.

Was ist die Motivation hinter dem Projekt „Diversität stärken“?

Dorothea Ugi: Viele Menschen erfahren Diskriminierung aufgrund ihres Aussehens, ihres Geschlechts, ihrer Herkunft usw. Kirche hat daran keinen geringen Anteil: Diskriminierung fand und findet nicht nur in Kirche statt, sondern Kirche hat menschenverachtende Haltungen wie Homofeindlichkeit oder Rassismus maßgeblich mitgeprägt. Gott hat uns aber alle als Ebenbilder erschaffen und Jesus hat sich radikal mit denen solidarisiert, die ausgegrenzt wurden. In der evangelischen Kirche im Rheinland sind wir uns dazu weitestgehend einig, aber es braucht dazu auch entschlossene Schritte, um ausgrenzende Strukturen abzubauen. Als queere Person habe ich selbst erlebt, wie schmerzvoll Ausschluss sein kann, und dass es mehr braucht als nur Lippenbekenntnisse. Wir müssen als Kirche Verantwortung übernehmen.

Wie sieht das Projekt genau aus und was sind die Ziele?

Dorothea Ugi: Es braucht Veränderung auf verschiedenen Ebenen. Deshalb wird es ein Teilprojekt auf Gemeindeebene geben: Ein Projektteam der Kirchengemeinde Nippes wird sich regelmäßig treffen, um gemeinsam zu überlegen und daran zu arbeiten, dass Barrieren in der Gemeinde abgebaut werden. Wir werden uns gemeinsam Fragen stellen: Wer ist da und wer nicht? Wie barrierearm sind unsere Gebäude für Menschen mit unterschiedlicher Behinderung? Verstehen Menschen unsere Texte auf der Homepage und fühlen sie sich angesprochen? Wer ist auf unseren Bildern repräsentiert?, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Erfahrungen und Ergebnisse sollen auch auf Kirchenkreisebene geteilt werden, um andere Gemeinden zu motivieren, ähnliche Wege zu gehen. Auch auf Kirchenkreisebene soll der Prozess angestoßen werden, sich mit Diversität auseinanderzusetzen. Als Signal und Startpunkt für strukturelle Veränderungen könnte die Charta der Vielfalt unterschrieben werden.

Wie sollen Menschen, die bisher ausgeschlossen wurden, in das Projekt einbezogen und repräsentiert werden?

Dorothea Ugi: Ich wünsche mir für das Projekt, dass es hier schon anfängt mit dem „gemeinsam unterwegs sein“. Da braucht es gute Beziehungsarbeit, vor allem für und mit Menschen, die von Diskriminierung in Kirche betroffen sind und waren. Es braucht aber auch Verantwortungsübernahme derer, die keine Ausgrenzung erleben und mit anderer Selbstverständlichkeit Teil von Kirche sind, weil sie und ihre Teilnahme nie infrage gestellt wurden.

Was sind bereits bestehende Ansätze im Kirchenkreis Köln Mitte in Bezug auf Vielfalt und Teilhabe?

Dorothea Ugi: Es gibt tolle Projekte, zum Beispiel die „Queere Kirche“ meines Kollegen Tim Lahr. Menschen aus der LGBTIQ+ Community feiern, singen, tanzen und beten hier gemeinsam und leisten so einen wichtigen Beitrag zu einer inklusiven Kirche, in der Verletzungen geheilt, Vertrauen aufgebaut und Diskriminierung bekämpft wird. Das „Lokal Vielfalt“ ist ein transkultureller Ort für Begegnungen von Menschen mit ihren unterschiedlichen persönlichen und/oder internationalen Geschichten. Dadurch entstehen Diversität und Kreativität für die Frage, wie wir gemeinsam leben können und wollen.

Welchen Beitrag können Gemeindemitglieder leisten, um eine inklusive Kirche zu schaffen?

Dorothea Ugi: Da gibt es vieles! Bilden Sie sich weiter, beispielsweise mit dem tollen Material der Gender- und Diversitätsstelle. Finden Sie Verbündete in Ihrer Gemeinde und starten Sie eine Gruppe, um auch in Ihrer Gemeinde Diversität zu fördern und Teilhabe zu ermöglichen. Ich unterstütze Sie dabei gerne, Sie können mich unter dorothea.ugi@ekir.de kontaktieren. Kommen Sie am Freitag, 20. Oktober 23, kostenfrei mit in die Ausstellung „Diversity“ im NS-Dokumentationszentrum, in der wir uns über verschiedene Dimensionen von Vielfalt informieren. Danach gibt es die Möglichkeit, uns auszutauschen, zu vernetzen und gemeinsam von einer diversen Kirche zu träumen.

Ausstellung „Diversity“

Über eine Interviewserie nähern sich die Besuchenden an sechs Stationen den verschiedenen Dimensionen von Diversität an und setzen sich anhand von Erklär-Karten mit Definitionen zu verschiedenen Begriffen auseinander. Der Ausstellungsbesuch findet im Rahmen des Projekts „Diversität stärken“ des Kirchenkreises Köln Mitte statt, das von Pfarrerin Dorothea Ugi gestaltet wird. Datum und Uhrzeit: Freitag, 20.10.2023, 16 Uhr. Treffpunkt: Appellhofplatz 23-25, vor dem Haupteingang des NS-Dokumentationszentrums.

Anmeldung: https://lets-meet.org/reg/e422605ec438e6f837

www.diversity-ausstellung.de

Gender- und Diversitätsstelle:

www.gender-nrw.de

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): APK/Canva