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„Pfarrer, das geht nur ganzheitlich“ – Einführung von Pfarrer Dr. Benjamin Härte

Ganz neu ist er seiner Gemeinde nicht mehr: Schon seit dem letzten November ist Dr. Benjamin Härte einer von zwei Pfarrern in der evangelischen Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf. Nun wurde in der Brauweiler Gnadenkirche seine Einführungsgottesdienst gefeiert. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege“, gab ihm aus Psalm 119 der Superintendent des Kirchenkreises Köln-Nord mit auf den Weg und fand in seiner Ansprache Worte voller Anerkennung. „Die Gemeinde kann sich glücklich schätzen, einen so hoch ausgebildeten Pfarrer bekommen zu haben. Entscheidend sind dabei aber nicht seine vielen Zertifikate, sondern sein sensibles Gehör“, so Markus Zimmermann. Benjamin Härte liege es, hinter dem Gesagten das Gemeinte zu hören: „Das ist eine wunderbare Gabe.“ Auch auf den feinen Humor des Geistlichen dürfe die Gemeinde sich freuen.

Härte hat als Gemeindepfarrer eine halbe Stelle. Voraussichtlich wird er ab August zusätzlich im Frechener Krankenhaus mit einer zweiten Teilzeitstelle seelsorgerlich tätig sein. Keine ganz gängige Konstellation also, aber passend zurzeit: „Wir sind als Kirche in einem totalen Umbruch“, konstatierte Zimmermann, der die Gemeinde bat, die damit verbundenen Arbeitszeiten zu berücksichtigen: „Er ist ein ganzer Mensch, aber er hat eine halbe Stelle – und das Recht, diese Zeit für anderes zu nutzen.“

So viel wie möglich kennenlernen

Die Entscheidung für zwei verschiedene Wirkungsstätten hat Pfarrer Benjamin Härte bewusst getroffen. „Es ist eine Chance, dass ich mir beides ansehen kann: die Gemeindearbeit und eine Funktionspfarrstelle im Krankenhaus. Irgendwann möchte ich mich entscheiden und herausfinden, wo ich hingehöre.“ Dazu habe er eben nicht mehr ganz so viel Zeit wie andere Kollegen, die gerade ihr Vikariat abgeschlossen haben. Härte hat nämlich schon ein, so Zimmermann, „erstes Leben“ hinter sich. Der 45-Jährige ist promovierter Politikwissenschaftler, ausgebildeter Journalist, PR-Berater und war im Bereich der Unternehmenskommunikation tätig. Parallel zu diesem Werdegang beschäftigte er sich seit den 2000er Jahren immer intensiver mit der Theologie, begann ein entsprechendes Studium und wurde Prädikant. „Das war schön. Aber ich habe gemerkt: Pfarrer zu sein, das geht nur ganzheitlich“, beschreibt Härte.

Der Gedanke, dafür seine Arbeitsstelle in der Wirtschaft aufzugeben, nahm Form an. Zwei Wochen lang kehrte er in ein evangelisches Kloster ein und überlegte, ob dies wirklich sein Weg sei. Dann fiel die Entscheidung. Härte war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt. Er schloss das Theologiestudium ab und absolvierte sein Vikariat in der Thomas-Kirchengemeinde in Bad Godesberg. Auf die Zusammenarbeit mit seinem Pfarrkollegen Christoph Nötzel, der mit ihm die Geschicke der Gemeinde Brauweiler-Königsdorf begleitet, blickt er positiv: „Er ist ein erfahrener Kollege, von dem ich noch etwas lernen kann. Ich bin ja trotz meines Alters ein Dienstanfänger.“

Nicht bevormunden, aber Orientierung geben

Gefragt, was ihm am Beruf des Pfarrers so gefällt, weiß der Politikwissenschaftler und frühere Kommunikationsexperte vieles zu benennen: „Es ist schön, dass man sich als Pfarrer mit seinem Glauben auseinandersetzen kann und muss. Außerdem kann ich machen, was ich gerne tue: Seelsorge, Menschen begleiten, mit ihnen Gottesdienst feiern.“ Auch Deutung und Orientierung zu bieten, sei ihm wichtig: „Die Leute möchten nicht bevormundet werden, aber sie erwarten klare Ansagen.“

Diesem Anspruch an sich selbst und seine Amtskollegen wurde Härte mit seiner Predigt im Einführungsgottesdienst mehr als gerecht. Hier bezog er sich auf das große Abendmahl (Lukas 14,15) und fragte mit Blick auf die geladenen Aussätzigen kritisch: „Wir sagen, dass wir offen sind für diese Menschen – ja, aber wollen wir tief in unserem Herzen nicht doch lieber die um uns haben, mit denen wir unsere Wichtigkeit zeigen können? Wie offen sind wir für diese Andersartigen? Schaffen wir es, uns mit diesen Menschen zu identifizieren?“ Dann erst könne echte Gemeinschaft entstehen.

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Text: Johanna Tüntsch
Foto(s): Johanna Tüntsch