You are currently viewing Statement von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zum Thema „Lebensrecht“

Statement von Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zum Thema „Lebensrecht“

„Am 16.9. soll in Köln eine Demonstration unter dem Titel „Marsch für das Leben“ stattfinden. Die evangelische Kirche tritt grundsätzlich für den Schutz des Lebens ein, das gilt auch für das ungeborene Leben. Gerade das schwache Leben, das sich selbst nicht schützen kann, steht unter besonderem Schutz, es hat Würde. Aber auch das Leben der Frau hat Würde. Daher bezweifle ich, dass eine Demonstration wie die geplante die komplexe Situation erfasst. Ich fürchte, dass sie eher zu Vereinfachung und Polarisierung führt, was schon das Wort „Marsch“ nahelegt.

Es geht beim Schwangerschaftsabbruch in der Tat um einen ethischen Konflikt. Vor allem steht eine Frau, die ungewollt schwanger ist, aber in einem seelischen Konflikt, weil sie mit der Schwangerschaft und der tiefgreifenden Veränderung der Mutterschaft überfordert sein kann. Hier helfen Parolen und einfache Forderungen nicht weiter.

Die evangelische Kirche bietet daher betroffenen Frauen in einer existentiellen Krise Beratung und Hilfe an. Das Ziel ist es, die Frau, die die Entscheidung trifft, bestmöglich zu beraten, Hilfsmöglichkeiten beim Austragen des Kindes aufzuzeigen, das soziale Umfeld in die Betrachtung einzubeziehen, aber vor allem ihre Konfliktsituation individuell zu betrachten. Am Ende steht die möglichst ausgereifte Entscheidung der Frau, den für sie und ihre Lage angemessenen Weg zu wählen. Keine dieser Entscheidungen ist einfach. Unsere evangelischen Beratungsstellen sind dafür da, in dieser schwierigen Konfliktlage ergebnisoffen zu beraten.

Es ist wichtig, dass dieser Schutzraum erhalten bleibt und nicht durch eine Demonstration mit Polarisierungen und platte Sätze Druck und ein Klima der Angst aufgebaut wird. Ich fürchte, dass die geplante Demonstration und die Gegendemonstration ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen, das der eigentlichen Konfliktlage nicht entspricht.  Ich hoffe darauf, dass sich alle Beteiligten um die nötige Differenzierung bemühen und damit dem Leben dienen, aber eben mit der Frau, nicht gegen sie.“

Text: APK
Foto(s): Müller-Münker