Bürgermeister Dr. Ralph Elster war es eine besondere Ehre, die Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD-Konsultation) zu begrüßen. In Gesprächen mit anderen Akteuren aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft ist es Ziel der Konsultation, über aktuelle Themen und Herausforderungen zu diskutieren und gemeinsame Positionen zu entwickeln. Nach Hamburg 2021 und Frankfurt 2019 ist die EKD-Konsultation seit Sonntag (17.09.) bis Mittwoch in Köln zu Gast. Die Veranstaltung steht unter der Überschrift: „Evangelisch leben. Dialogsituation in einer multireligiösen Stadt“.
Lebendiger Dialog zur evangelischen Geschichte Kölns
In seiner Ansprache beschrieb der Bürgermeister die Entwicklung des evangelischen Glaubens in Köln. Er erinnerte an den Geusenfriedhof, der als historischer Ort für die Evangelischen von besonderer Bedeutung ist. Er berichtete von dem ersten evangelischen Gottesdienst, der hier gefeiert wurde, von der ersten evangelischen Beisetzung und von Kölns erstem evangelischen Bürgermeister.
Der Bürgermeister betonte die Vielfalt der Religionen in Köln, die in der Vergangenheit nicht immer so ausgeprägt war. Heute sei Köln ein spirituelles Zentrum, das die religiöse Diversität feiere, so der Dr. Elster. Dankbar zeigte er sich für die Initiative VIA REFORMATA, die dazu beiträgt, die evangelische Geschichte in Köln für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen.
Religiöse Diversität in Köln
„Aktuell sehen wir einen Rückgang des Anteils der christlichen Bevölkerung aufgrund der Säkularisierung. Dennoch gibt es in Köln mehr als 50.000 Mitglieder der orthodoxen Christen, die mittlerweile von drei Bischöfen vertreten werden.“ Der Bürgermeister weiter: „Köln hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Zentrum des muslimischen Glaubens entwickelt und beherbergt die größte Moschee Deutschlands.“
Im Jahr 2000 wurde der Rat der Religionen in Köln ins Leben gerufen, der als Grundlage für den regelmäßigen Austausch zwischen den Religionsgemeinschaften in der Stadt dient. Heute existieren mehr als 100 verschiedene Religionsgesellschaften in Köln, die das städtische Leben prägen. Der Bürgermeister unterstrich abschließend, dass es seiner Meinung nach keinen besseren Ort als Köln für das Thema und den Anlass der EKD-Konsultation unter dem Titel „Evangelisch leben. Dialogsituationen in einer multireligiösen Stadt“ geben könne.
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger dankt und spricht über die multireligiöse Erfahrung in Köln
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger drückte seinen Dank gegenüber der Oberbürgermeisterin, Bürgermeister Dr. Ralph Elster und Bürgermeisterin Brigitte von Bülow aus. Er betonte, wie ehrenvoll es für die Gruppe war, nach Hamburg und Frankfurt nun in Köln eingeladen zu sein. Besonders erwähnte er die Veranstaltung „321 – Erinnerung an 1700 Jahre jüdisches Leben“, die der Stadt zur Ehre gereichte. Die Gäste hatten später am Abend zudem die Gelegenheit, die Synagoge mit Abraham Lehrer, dem Vorstand der Synagogengemeinde Köln, zu besuchen.
Seiger bestätigte die überwiegend katholische Prägung Kölns und wies darauf hin, dass die Reformation hier 300 Jahre lang verboten war, bevor das evangelische Leben unter dem Einfluss der Franzosen ermöglicht wurde. Er hob hervor, dass heute viele Dialogsituationen existieren, einige erfreulich und andere belastend. Die Stadtgesellschaft von Köln setzt sich für eine transparente und weltoffene Moschee ein, so wurde der Bau der Moschee zunächst auch von einem Beirat begleitet, der später leider zurückgefahren wurde. Die Kölner Friedensverpflichtung von 2006 bildet die Grundlage für das Miteinander der Religionen in der Stadt, in der Hass und Gewalt überwunden werden sollen.
Rat der Religionen und kölscher Zusammenhalt
Der Rat der Religionen dient als Forum für diese Verpflichtung und trifft sich zweimal im Jahr unter der Begleitung der Stadtverwaltung. Aktuell wird hier die Idee einer Kommunikations-AG beraten, um mehr Dynamik zu erzeugen und gemeinsame Veröffentlichungen sowie Demonstrationen binnen 36 Stunden zu organisieren. Auch Brigitte von Bülow nahm am interreligiösen Tag der EKD-Konsultation teil und Stand der Delegation Rede und Antwort. Die Bürgermeisterin ergänzte, dass ein „Junger Rat der Religionen“ gestartet sei, der sich speziell mit der Frage auseinandersetze: „Was passiert eigentlich bei den Jugendlichen?“
Der soziale Zusammenhalt in Köln, oft als die „Kölsche Seele“ bezeichnet, wurde als „legendär“ beschrieben und macht sich insbesondere in den Stadtvierteln bemerkbar. Ökumenische Initiativen und die gemeinsame Unterstützung in politischen Angelegenheiten zeigen, wie eng die Religionsgemeinschaften in Köln zusammenstehen.
Schließlich wurde betont, wie die Religionsvertreterinnen und -vertreter gemeinsam mit der Stadt Köln am Rosenmontag, nur drei Tage nach Kriegsausbruch, für Frieden, Freiheit und gesellschaftliche Entwicklungen eingetreten sind. Diese gemeinsamen Anliegen und die Solidarität bleiben ein wichtiger Teil von Kölns kulturellem Erbe. In einer anschließenden Gesprächsrunde sprachen die Anwesenden angeregt über Themen wie Kölns Zentralmoschee, die DiTiB, die VIKZ, den Rat der Religionen, Kardinal Woelki, Ökumene in Köln, Politik- und Religionsverdrossenheit.
Gespräch mit den Fraktionen der Stadt Köln:
Später wurden die Mitglieder der EKD Konsultation im Spanischen Bau zu einem Gespräch mit den Fraktionen der Stadt Köln begrüßt. Die Gesprächsrunde im Rathaus des Spanischen Baus wurde mit einer herzlichen Begrüßung der Bürgermeisterin Brigitte von Bülow eröffnet.
Die Diskussion, an der sich seitens der demokratischen Parteien neben der Bürgermeisterin Brigitte von Bülow (B90/Die Grünen), Christian Joisten (SPD), Bernd Petelkau (CDU), Ralph Sterck (FDP) und Sieglinde Eich-Ganske (Volt) beteiligten, drehte sich um die Herausforderungen und Chancen des Dialogs in einer multireligiösen Stadt. Es wurde darüber gesprochen, welche Erwartungen an die Kirchen als Dialogpartner gestellt werden und wie sie in verschiedenen gesellschaftlichen und religiösen Strukturen agieren können. Es wurde darauf hingewiesen, dass in stressigen Situationen Dialoge oft zu Monologen werden, sei es in kommunalen Strukturen, gesellschaftlichen Bündnissen oder religiösen Gruppen. Dennoch wurde betont, dass sowohl die Kirchen als auch politische Vertreterinnen und Vertreter aktiv am Dialog teilnehmen sollten.
Neue Wege im Dialog und Wertschätzung
Die Bedeutung von sozialen Medien und neuen Kommunikationskanälen wurde ebenfalls hervorgehoben, da diese zur Kommunikation mit verschiedenen Zielgruppen genutzt werden können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion betonten die Wichtigkeit von Wertschätzung und Dialog zwischen den verschiedenen Gemeinschaften und Parteien. Es wurde festgestellt, dass gemeinsame Ziele und der Austausch von Ideen und Erfahrungen entscheidend sind, um die multireligiöse und multikulturelle Gesellschaft in Köln zu stärken.
Der interreligiöse Tag der EKD-Konsultation begann mit einer Führung durch die DiTiB-Moschee am Ehrenfeldgürtel, Gesprächen mit Vertretern der Moschee-Gemeinde und endet nach den Gesprächen mit dem Bürgermeister sowie den Fraktionen mit einem Besuch der Synagoge in der Roonstraße sowie einem Gespräch mit dem Synagogenvorstand. Noch bis Mittwoch ist die Konsultation in Köln zu Gast und wird sich unter anderem noch näher mit dem Thema Ökumene auseinandersetzen.
Foto(s): APK