Wer zur Verabschiedung von Pfarrer Armin Beuscher nicht superfrüh überpünktlich kam, hatte das Nachsehen. Die Paul-Gerhardt-Kirche in Köln-Lindenthal war schnell bis auf den letzten Platz besetzt. Als die zusätzlichen Stühle platziert waren, wurde klar: Auch sie reichen nicht. Und so standen die Gottesdienstbesuchenden schließlich bis auf die Straße hinaus. Das Bild dieser bis auf das letzte Eckchen mit Menschen gefüllten Kirche zeigte, wie groß die Lücke sein wird, die Pfarrer Beuscher nach rund 40 Jahren in der Kirchengemeinde in Köln-Lindenthal hinterlässt. Der Spruch auf dem Liedblatt fasste es zusammen: „Achtung: Lebende Legende im Ruhestand.“
Vor der Entpflichtung und dem Segen durch Superintendentin in Köln-Mitte, Susanne Beuth, erinnerte die Pfarrerin an Armin Beuscher als einen Wegbegleiter, der sich mit seinem tief verwurzelten Glauben, dem Ritual der Salbung mit Rosenöl und mit Meditation Konstanten im Leben schuf, der aber auch Neues anschob, Menschen vernetzte, Ideen ausprobierte. Armin Beuscher selbst nennt sich einen „leidenschaftlichen Allrounder und lösungsorientierten Menschen“ und beschreibt damit auch die Freiheit, dass er innerhalb seiner Gemeinde Neues aufbauen durfte, immer schauen konnte, was möglich gemacht werden kann.
Er spricht davon, dass er für und mit anderen in unterschiedlichsten Bereichen wirken konnte, sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen musste und durfte. In diesem Zusammenhang nennt er die 80er Jahre, als die Arbeitslosigkeit hoch war und 2015, als es galt, sich geflüchteter Menschen in all ihrer Not und Vielfalt anzunehmen.
„Bleibt in der Liebe, erfahrt den Frieden Gottes und bewahrt den Glauben“
Seine Art zu predigen, definiert Pfarrer Beuscher als eine Mischung aus der Frage „was brauchen die Menschen gerade“ und einem sich ganz persönlichen Öffnen. Auch in seiner Predigt zur Verabschiedung hält er das so. Es geht um die Salbung Jesu durch eine Sünderin, thematisiert im Lukasevangelium. Und darum, dass diese Salbung ein Symbol für die Liebe ist: „Ohne Liebe geht es nicht. Sie ist alles und eng damit verbunden, achtsam zu sein.“ Liebe gebe sich hin, mache aber manchmal auch verrückt, sagt Armin Beuscher und schlägt den Bogen zu seinem Pfarrberuf. „Die Liebe Gottes soll in uns brennen und uns Wärme geben. Aber bei allem Empfinden, durch den Glauben beflügelt zu werden, gibt es auch bei uns Pfarrern Ängste“, gibt er zu. Dann brauche es die Begleitung durch die Gemeinde, denn „alles, was wir einander schenken, ist Wegzehrung.“ Am Ende seiner Predigt legt der Theologe den Anwesenden drei besondere Wünsche ans Herz: „Bleibt in der Liebe, erfahrt den Frieden Gottes und bewahrt den Glauben.“
1985 kam Pfarrer Beuscher als Vikar nach Köln-Lindenthal und stellte sich im Gemeindebrief „Lindenblatt“ als ein Mensch vor, der Begegnung einen hohen Stellenwert einräumt. Das Presbyterium bot ihm schließlich die Pfarrstelle in Lindenthal an. Im Juni 1988 fand der Ordinationsgottesdienst statt, in dem Armin Beuscher in seiner Predigt erklärte, er wolle die Menschen ernst nehmen, offen für seine eigenen Fragen, aber auch die der anderen sein.
Es folgte die Gründung des Vereins Lindenthaler Dienste, der Helfende vermittelt, die bei der Haushaltsführung und im Alltag unterstützen. Im Hunsrück aufgewachsen, wurde Armin Beuscher voller Fröhlichkeit Teil der alternativen protestantischen Karnevalssitzung „Prot’s Sitzung“. Er war Sportbeauftragter des Kölner Kirchenverbandes, Akteur in der Kirche Kunterbunt, führte Bildungs- und Pilgerreisen durch. Er begleitete Menschen in ihren letzten Lebensphasen, Hinterbliebene in ihrer Trauer, unterstützte Geflüchtete. Er baute unermüdlich Vernetzungen mit und für Menschen auf und erfuhr in seinem Tun Spiritualität als etwas überaus Kostbares.
Superintendentin Susanne Beuth schmunzelte deutlich sichtbar während der Entpflichtung: „Wir haben uns immer gefragt, ob Armin drei Stunden mehr am Tag zur Verfügung stehen als uns.“
Nun freut der Pfarrer sich, dass mit Pfarrer Gerd Maeggi schon ein Nachfolger am Start steht, der „große Lust hat, etwas zu bewegen, der wieder Neues einbringt und auf den die Gemeinde sich schon sehr freut.“
Foto(s): Matthias Pohl