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Superintendent Bernhard Seiger (l.) hat Pfarrer Bernd Stollewerk in der Evangelischen Kirche Frechen entpflichtet.

Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Stollewerk: Dank und Anerkennung für 32 Jahre Gemeindearbeit

Nach der Entpflichtung durch Superintendent Bernhard Seiger wandte sich Bernd Stollewerk zur Gemeinde um und „zeigte sich dem Volk Gottes“, wie Seiger sagte. Und das Volk Gottes dankte dem Pfarrer für 32 Jahre intensive Gemeindearbeit mit sehr lang anhaltendem Applaus. Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Evangelische Kirche Frechen beim Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Bernd Stollewerk. Der geht in den Ruhestand.

Seiger ging in seiner Ansprache auf das Lied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ ein, das im Gottesdienst gesungen wurde. „Das war Bernd wichtig. Das Ziel der Gemeinde ist das Reich Gottes. Wie kommen wir auf dem Weg dorthin mit dem Wind und den Wellen klar? Die Mannschaft ist gefordert. Jeder tut seine Pflicht. Und Gott lässt niemanden allein.“ Der Superintendent erinnerte an einige berufliche Stationen Stollewerks. Studiert hat der in Bonn, Göttingen und Tübingen und Wuppertal. Nach einem Sonderdienst in Odenkirchen (Ev. Kirchenkreis Gladbach-Neuss) hat Bernd Stollewerk 1991 die erste Pfarrstelle in Frechen übernommen.

Seiger verwies auf den Kirchraum, dessen Umgestaltung der Frechener Pfarrer mitverantwortet habe. „So muss es sein. Der Altarraum ist einladend. Der Mittelgang ist stimmig. Gott braucht die Räume nicht. Aber wir Menschen brauchen die Räume. Es ist schön, hier Gottesdienst zu feiern.“ Stollewerk habe die Begegnungen mit den Menschen gemocht. Die Seelsorge sei ihm ein besonderes Anliegen gewesen. „Es hängt an den Erfahrungen, die Menschen in der Gemeinde machen.“ Was macht den Dienst eines Pfarrers aus, fragte der Superintendent. „Das bleibt wohl ein Geheimnis. Man weiß nie, wem man in der Gemeinde neue Horizonte eröffnet hat.“ Aber für Stollewerk könne man sagen: „Die Gemeinde ist auf einem guten Weg, weil du Wert auf Teilhabe und Zusammenarbeit aller gelegt hast.“

„Unkompliziertheit und Lösungsorientierung“

Seiger verwies auf die Arbeit Stollewerks in der Notfallseelsorge. „Wenn für Menschen plötzlich alles zusammenbricht, ist es gut, wenn jemand da ist.“ Außergewöhnlich sei, dass sich der Pfarrer auch in der örtlichen freiwilligen Feuerwehr engagiert habe. Engagement gezeigt habe Stollewerk auch in Sachen Verwaltung. „Damit kann man in der Öffentlichkeit ja eher keine Punkte machen“, so Seiger. Aber es brauche beispielsweise ein gutes Umgehen mit dem Finanzwesen. Denn: „Ohne eine gute Verwaltung geht nichts.“ Der Superintendent verwies auf die „Unkompliziertheit und Lösungsorientierung“ Stollewerks. Der habe „keine Bange vor was Neuem“.

Jetzt also Ruhestand. Stollewerk wird den in der Eifel verbringen. Und Zeit haben, mit seiner Jahreskarte zu den Spielen von Borussia Mönchengladbach zu gehen. Seiger hatte ein Trikot des Vereins als Geschenk mitgebracht. „Invest in Yourself“, steht auf dem geschrieben. „Ein gutes Motto für den Ruhestand“, sagte Seiger. „Jahreskarte und Pfarrdienst: Das passt eigentlich nicht, weil man als Pfarrer ja oft dienstlich verhindert ist, wenn die Mannschaft spielt. Ich weiß, wovon ich rede. Aber jetzt kannst du dir die Zeit für die Spiele nehmen.“

„Glänzen soll allein Gottes Wort“

„Wir sollen Gott immer sein ihm zustehendes Gewicht zukommen lassen“, stellte Stollewerk als Leitsatz über seine Predigt. Vor dem Hintergrund, dass der Begriff Ehre im Hebräischen auch Gewicht bedeute. Der Leitsatz könne auch einer sein für eine christliche Lebensgestaltung. „Er lässt Menschen die Freiheit, für sich und ihr Tun Verantwortung übernehmen und verantwortliche Entscheidungen im christlichen Sinne zu treffen.“ Entscheidend für seine Hinwendung zu theologischen Fragen war die Begegnung mit einem Pfarrer, „der bei Bultmann in Marburg promoviert hatte und hochgebildet war“. Christliche Jugendarbeit und insbesondere ein Aufenthalt in Taizé haben Stollewerk geprägt. „Taizé ging mit direkt in die Seele und ist dort zeitlebens geblieben.“

„Wir sollen Gott immer sein ihm zustehendes Gewicht zukommen lassen.“ Heutzutage seien Rassismus und soziale Ungerechtigkeiten zu beobachten. Da gebe es viele, die ihr eigenes Gewicht in den Mittelpunkt stellten. Als Christ gelte es, sich immer wieder in Fragen zu stellen. „Stehen meine Entscheidungen im Einklang mit meiner Entscheidung, Gott sein Gewicht zukommen zu lassen?“ Nachdem er sich „durch die alten Sprachen gequält“ hatte, habe ihn das Studium begeistert. Er riet aus der Praxis, niemals der Versuchung zu erliegen, als Verkündiger zu glänzen. „Glänzen soll allein Gottes Wort.“ Und die Seelsorge sei wichtig: „Sie ist Teil der Ehre Gottes.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann