You are currently viewing Pfarrerin Laura Kadur verabschiedet sich aus Wesseling: Eine Rückblick auf prägende Jahre in der Gemeinde

Pfarrerin Laura Kadur verabschiedet sich aus Wesseling: Eine Rückblick auf prägende Jahre in der Gemeinde

Pfarrerin Laura Kadur ist seit 2021 Pfarrerin als Vakanzvertretung in Wesseling und wird nun eine Stelle als Pfarrerin in der Gemeinde Hochdahl, Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann, antreten. Sie war außerdem bei Kirche2go in zahlreichen Videos zu sehen, unter anderem zu Themen wie Schuld, der Seele, Gott in der Musik oder dem Aussehen von Pfarrpersonen. Ein Interview:

Sie haben viele Erklärvideos für Kirche2go gemacht. Wie sehen Sie die Bedeutung von digitalen Formaten wie Kirche2go?

Laura Kadur: Als vor vier Jahren Nico Buschmann mich ansprach und mich fragte, ob ich für den Kirchenverband kurze Erklärvideos mitgestalten will, war ich ehrlich gesagt super kritisch. Ich dachte: „Wer würde sich sowas anschauen?“ Und mir lag es immer fern, als Pfarrerin eine „Erklärbärin“ zu werden. Dennoch habe ich mich, aus Neugier, aber auch aus Pflichtbewusstsein dem Kirchenverband gegenüber, darauf eingelassen. Als im Jahr 2020 dann die Corona-Pandemie ausbrach, erlebte die evangelische Kirche einen sehr digitalen Aufschwung, der – meines Erachtens – in den letzten 20 Jahren eher stiefkindlich behandelt worden war. Viele Formate wurden ausprobiert – gestreamte Gottesdienste, Singen per Zoom, Andachten bei YouTube und die Präsenz in den sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder TikTok. Vieles kam und vieles ging auch wieder an digitalen Formaten, aber einiges bleib und das ist positiv zu bewerten und ich hoffe auch Grund genug, um damit weiterzumachen.  Ich denke, dass Kirche2go nach vier Jahren ein etabliertes Format des Kirchenverbandes Köln und Region geworden ist. Durch die Regelmäßigkeit, in der die Videos in den sozialen Medien erscheinen, gibt es auch eine etablierte Gruppe, die sich diese Videos anschaut. Ich denke, dass es die Aufgabe des Kirchenverbandes ist, sich nun nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern weiterzudenken und neue digitale, aber auch analoge Formate auszuprobieren, um Kirche näher zu den Menschen zu bringen und wieder eine Sprache zu sprechen, die die Menschen verstehen. Kirche2go war und ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es muss weitergehen.

Können Sie uns von einem besonderen Moment oder einer bestimmten Situation erzählen, die Ihren bisherigen Dienst als Pfarrerin geprägt haben?

Laura Kadur: Ich gehe ja nicht in den Ruhestand (lacht) und ich weiß nicht, was noch so kommt und mich prägen wird. Stand jetzt würde ich sagen: In meinem Pfarrdienst haben mich die Trauergespräche, die ich geführt habe, am meisten geprägt. Für mich ist der Ewigkeitssonntag immer ein besonderer Gottesdienst, weil ich da die Angehörigen wiedersehe, mit denen ich zusammen die Trauerfeier für ihre Verstorbenen gefeiert habe. Viele sehen mich bei diesem Gottesdienst zum ersten Mal wieder und da rollt schon mal die ein oder andere Träne, wenn sie mich sehen, weil ich als Pfarrerin untrennbar mit diesem Trauerereignis verbunden bin. Doch es sind Tränen der Erinnerung und der Dankbarkeit, so nehme ich es wahr, und das ist sehr intensiv zu erleben. Als Nächstes bekomme ich jedes Mal fünf Minuten vor den Konfirmationsgottesdiensten eine Gänsehaut. Dieser letzte Moment, in dem ich mit den Jugendlichen vor der Kirche stehe und mir denke „Wow, seid ihr erwachsen geworden“ und sie dann zu segnen und diese Zeit gut abzuschließen, das ist ein toller und wichtiger Moment.

Welche Aspekte der Gemeindearbeit haben Sie besonders geschätzt und welche haben Ihnen besonders viel Freude bereitet?

Laura Kadur: Ich feiere unheimlich gerne Gottesdienste und probiere da gerne zusammen mit der Gemeinde was aus. Zudem versuche ich mit aller Kraft dafür zu sorgen, dass die Kirche auch als Gebäude ein schöner und ansprechender Ort ist, wo Menschen gerne zusammenkommen und Gemeinschaft haben. Und ich darf es nicht zu laut sagen, aber auch die Planung einer Presbyteriumssitzung macht mir Spaß.

Welche Projekte haben Sie in Ihrer Gemeinde geleitet oder unterstützt und wie haben sie sich entwickelt?

Laura Kadur: In meiner Arbeit als Gemeindepfarrerin war und ist es zentral, das Beste aus den Menschen herauszuholen. Dafür gehört es für mich dazu, dass die Gemeinde selbst Projekte auf die Beine stellt und sich ausprobiert. Mit dem Presbyterium habe ich daran gearbeitet, dass es ein sicheres und vertrauensvolles Netzwerk an Ehrenamtlichen gibt, die eigenständig und eigenverantwortlich Gemeindearbeit betreiben. Und weil dies in Wesseling so gut funktioniert hat, dass die Gruppen und Kreise sich selbst leiten und für sich sorgen, konnte ich meine Gaben und Kräfte in der Umgestaltung der Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde, in die Renovierung von Gemeinderäumen, sowie in die Gottesdienste und Kasualien und die Konfirmanden- und Konfirmandinnenarbeit einbringen.

Was haben Sie während Ihrer bisherigen Amtszeit über sich selbst und über Ihre Rolle als Pfarrerin gelernt?

Laura Kadur: Ich bin gelassener geworden, was meine Rolle als Pfarrerin angeht. Zu Beginn erschien mir „der alte Kahn Kirche“ als zu starr und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich es lange im Gemeindepfarramt aushalten würde. Das hat sich geändert. Mir ist klar geworden, dass gehen keine Alternative ist, weil sich sonst gar nichts bewegt. Natürlich muss nicht alles gleich und sofort passieren, aber Kirche verändert sich und das mitzugestalten, finde ich eine tolle, herausfordernde und segensreiche Aufgabe. Und – ich bin ehrlich –, ich habe auch gelernt, wie wenig ich selbst in der Hand habe. Dafür vertraue ich voll und ganz darauf, dass Jesus Christus, als Herr unserer Kirche, schon alles gut machen wird, weil er eben seine Kirche baut und erhält. Ich hatte die Chance, in den letzten Jahren viele unterschiedliche und inspirierende Eindrücke zu sammeln und mich auszuprobieren. Damit möchte ich weitermachen und weiter an der Kirche bauen, die mir so sehr ans Herz gewachsen ist.

Was wünschen Sie Ihren Nachfolgerinnen?

Laura Kadur: Also eine richtige Nachfolge ist es ja nicht, weil ich nie auf die Pfarrstelle in Wesseling gewählt war. Ich kenne beide Pfarrerinnen und weiß, dass sie beide passionierte Theologinnen und tolle Gemeindepfarrerinnen sind. Sie wissen, was sie wollen und werden ihren Weg mit der Gemeinde gehen. Ich wünsche Ihnen dafür Mut, Zuversicht, Gottes Geist und ganz viel Segen.

Text: Frauke Komander/APK
Foto(s): Laura Kadur