Der neue „Prime-Time-Gottesdienst“ der Evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf findet alle zwei Wochen sonntags um 20.15 Uhr statt und soll dem Tatort Konkurrenz machen. Das Format richtet sich vor allem an 20- bis 35-Jährige. Ein Gespräch mit Pfarrer Nico Ballmann:
Sonntags um 20.15 Uhr einen Gottesdienst anzubieten – wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Nico Ballmann: Wir haben in der Gemeinde relativ früh aufgrund der Corona-Pandemie Digital-Gottesdienste angeboten. Wir sprechen mit den digitalen Gottesdiensten andere Menschen als mit den analogen Gottesdiensten an. Dazu kommt: Sonntags kommen insgesamt etwa 80 Menschen in die Kirche zu den Gottesdiensten, bei den digitalen Gottesdiensten haben sich 70 bis 100 Menschen zugeschaltet und 200 bis 300 Menschen haben die Gottesdienste im Anschluss on demand angeschaut. Es schalten sich bei den Digital-Gottesdiensten Menschen zu, die sonst nicht in die Kirche gehen, das haben Umfragen ergeben. Das digitale Feld wollen wir – auch nach Corona – noch weiter ausbauen. Dafür haben wir verschiedene Konzepte erarbeitet, u.a. für Social Media.
Wie unterscheiden sich digitale und analoge Gottesdienste?
Nico Ballmann: Wir haben bisher versucht, analoge in digitale Gottesdienste zu transformieren. Einige Teile sind natürlich rausgeflogen und es ist dadurch zu einer Verschlankung gekommen. Die Menschen wünschen sich digital eher eine kurzweilige Aufmachung. Ein weiteres Ziel ist eine Fokussierung auf Milieusensibilität. Mit analogen Gottesdiensten sprechen wir nur ein bis zwei Milieus an – die bürgerliche und konservative Mitte und die ältere Klientel, die mit Gottesdiensten aufgewachsen ist, auch viele 60+-Menschen. Wenn wir nun digitale Gottesdienste anbieten möchten: Dann lasst uns doch noch einmal von ganz von vorne denken. Als erstes haben wir die Zielgruppe festgelegt – für wen machen wir das? Die Hauptzielgruppe ist 20 bis 35 Jahre alt. Für die Gottesdienst-Aufnahme sind wir dabei, ein eigenes Studio einzurichten, das auf diese Zielgruppe hin gestaltet wird – von der Musik bis hin zu Themen. Ob das funktioniert – keine Ahnung. Es ist ein Probelauf, wir wollen das gerne ein halbes Jahr lang ausprobieren. Die Menschen aus der Gemeinde können sich auch beteiligen und Themen vorschlagen. Wir freuen uns, wenn es klappt! Man weiß nie, floppt das, oder wird das toll. Ich rufe ja immer dazu auf, Sachen einfach einmal auszuprobieren.
Wie kann man sich dazu schalten?
Nico Ballmann: Auf unserer Internetseite kann man einfach auf einen Link klicken und ist dabei – und man kann den Gottesdienst dann auch nachträglich anschauen.
Sie möchten Gäste aus dem Veedel einladen und mit ihnen gemeinsam über Glaubensthemen sprechen. Welche Themen schweben Ihnen vor?
Nico Ballmann: Online-Gottesdienste sind für die Predigerinnen und Prediger ein sehr großer Aufwand. Von daher wollen wir einen Content-Plan mit Themen aus der Gemeinde gestalten. Wir haben ein Predigt-Team, und wir haben auch Prädikanten und Prädikantinnen, die über die Themen sprechen können. Wir wollen lebensnahe Themen behandeln, die relevant sind für die Menschen. Zum Beispiel könnte man jemanden aus der JVA einladen, der über Schuldfragen spricht. Dadurch, dass schon sehr früh feststeht, was passieren wird, kann man sich auch besser und länger vorbereiten.
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Foto(s): Nico Ballmann/APK