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Simon Manderla wurde in der Erlöserkirche in Rodenkirchen zum Pfarrer ordiniert.

„So wie meine Seele lebt, lobt sie Gott“ – Simon Manderla von Superintendent Bernhard Seiger ordiniert

Simon Manderla hat schon Einiges von der Welt gesehen. Geboren wurde der 29-Jährige in Hessen, aufgewachsen ist er in der Nähe von Köln, studiert hat er in Bonn, Jerusalem und Heidelberg. Auch in Köln kennt er sich aus. Im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch hat er in der Gemeinde Dellbrück-Holweide gearbeitet, im Kirchenkreis Köln-Nord war er in Pulheim tätig, und jetzt ist er im Ev. Kirchenkreis Köln-Süd angekommen: Manderla wurde in der Erlöserkirche in Rodenkirchen zum Pfarrer ordiniert.

Er tritt die Stelle auf Probe an, um Pfarrer Michael Miehe zu entlasten, der jüngst von der Synode des Kirchenkreises Köln-Süd zum Synodalassessor gewählt wurde. Fehlt eigentlich nur noch der Kirchenkreis Köln-Mitte. „Kein Problem„, meinte Superintendent Bernhard Seiger, der die Ordination vornahm: „Zehn-Minuten-Andachten in der Antoniterkirche kann man immer halten.“

Der Begriff Ordinieren komme vom lateinischen ordinare, sagte Miehe, als er die Gäste begrüßte. Das bedeute, eine Ordnung aufzustellen und die Dinge zu regeln. „Simon Manderla versieht seinen Dienst ja nicht als freischaffender Künstler auf eigene Rechnung, sondern im festen Dienst in der Kirche.“ In den stellte Bernhard Seiger seinen Kollegen Simon Manderla dann offiziell. Manderla hat nun die öffentliche Bevollmächtigung zur Verkündigung des Wortes Gottes und zur Verwaltung der Sakramente.

„Bleiben Sie wachsam im Dienst und empfindsam in der Seele“, gab Bernhard Seiger dem jungen Pfarrer mit auf den Weg. Im Kölner Süden stehen Veränderungen bevor. Der Superintendent warf einen Blick in die Zukunft: „Langfristig werden Sürth, Weiß, Rondorf und Rodenkirchen nur noch zwei Pfarrstellen haben.“ Die auf Probe von Simon Manderla wird geteilt. 50 Prozent gehen in die Entlastung des Synodalassessors, für die andere Hälfte habe Manderla „den Fuß frei“, so Seiger. „Wer ordiniert wird, steht in der Nachfolge der Propheten des Alten Testaments und der Jünger des Neuen Testaments.“ Für diesen Weg würden Schuhe hingestellt. „Und das sind klar konturierte Wanderschuhe, keine Badelatschen“, sagte der Superintendent.

Telefonzelle als „Gut-Gemacht-Maschine“

Manderla berichtete zu Beginn seiner Predigt von einem Erlebnis in Mettau in der Schweiz. Dort wurde eine Telefonzelle zu einer „Gut-Gemacht-Maschine“ umgebaut. Nach Betreten der Zelle kann der Besucher an einem Bildschirm aus einer Liste auswählen, weshalb er gelobt werden möchte. Die Liste ist unterteilt in die Bereiche Familie, Beruf, Öffentlichkeit und Verkehr. Zu den genannten Gründen gehören zum Beispiel das Einhalten der Parkzeit oder des Tempolimits. Danach spendet die Maschine Applaus und es ertönt eine Lobeshymne. Zusätzlich erhält man einen Gutschein für die Bäckerei nebenan. „Aber wie loben wir Gott? Wie spenden wir ihm Applaus?“, fragte Mandela. Sein Ordinationsspruch steht im Psalm 119: „Lass meine Seele leben, dass sie dich lobe.“ In dem Psalm bittet ein junger Mann Gott, er möge ihm den Weg zeigen zu seinem Leben.

Manderla zerlegte das Wort „Loben“ in seine Buchstaben und machte sich zu jedem einzelnen Gedanken. „L“ wie langmütig sein. Jesus habe den Jüngern die Ankunft des Heiligen Geistes versprochen. Die Jünger hätten Geduld aufbringen müssen. Um Gott zu loben, brauche man manchmal einen langen Atem. Vor allem, einem nicht nach Gotteslob zumute sei. O stehe für Obacht geben. „Wir sind verpflichtet, zu bewahren, was Gott uns anvertraut hat. Wir müssen auf diesem Planeten leben, als gäbe es nur diesen einen. Und wir müssen Obacht geben auf die Menschen“, sagte Manderla. „B“ bedeute Bewegung und Kraft. Pfingsten sei das bewegungsfreundlichste Fest des Christentums. Es gehe um Veränderung. „Wir verändern uns, wir lassen uns verändern, wir bauen die Zukunft der Kirche.“ Gott loben sei auch Bewegung. E wie Echtheit und Ehrlichkeit. „Mein Gegenüber merkt, ob ich es ernst meine.“ Deshalb solle man Gott loben mit ganzem Herzen. „N“ stehe für neu anfangen. Pfingsten sei das Fest des Neuanfangs. „Nach dem Pfingstwunder entsteht die erste Gemeinde. Mit dem Heiligen Geist braust eine ganz neue Gemeinschaft von oben herab. Neuanfang geht übrigens immer wieder.“

Aber zurück zur Frage „Wie spende ich Gott Applaus?“ Loben und leben hänge eng zusammen, so Manderla. „So wie meine Seele lebt, lobt sie Gott. Und so, wie meine Seele Gott lobt, lebt sie.“

Und die Gut-Gemacht-Maschine? Manderla ist auf der Suche nach einer ausrangierten Telefonzelle, die er neben der Erlöserkirche aufstellen möchte. Nur ernst gemeinte Angebote an: rodenkirchen@ekir.de

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann