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Oberkirchenrätin Barbara Rudolph beim Festgottesdienst im Altenberger Dom

Festgottesdienst Altenberger Dom

150 Jahre Evangelische Domgemeinde Altenberg in Odenthal. Das ist wahrlich ein Grund zu feiern. Und so luden Pfarrerin Claudia Posche und die Gemeinde zum Festgottesdienst in den Dom ein, um den 7. September 1869 zu feiern, als die Evangelische Kirchengemeinde Altenberg offiziell konstituiert wurde.

Historie

Der erste evangelische Gottesdienst im Dom lag zu diesem Zeitpunkt schon zwölf Jahre zurück, doch tatsächlich wurde die Gemeinde Altenberg erst 1869 als Evangelische Gemeinde mit eigenem Presbyterium konstituiert und teilte sich den Pfarrer mit der Gemeinde in Schlebusch. Pfarrerin Claudia Posche definierte diese 150 Jahre Glaubensleben auf besondere Art: „Wenn die 100 die Zahl der Vollkommenheit ist, dürfen wir in diesen Tagen eine ganze und eine halbe Vollkommenheit feiern.“

Den feierlichen Gottesdienst als Festprediger mitgestalten, sollte ursprünglich der Journalist Hans Leyendecker aus Leichlingen, Präsident des diesjährigen Evangelischen Kirchentages, der im Juni in Dortmund stattfand. Aus gesundheitlichen Gründen musste der 70-Jährige seine Teilnahme am Festgottesdienst aber kurzfristig absagen. Für ihn sprang Oberkirchenrätin Barbara Rudolph ein, Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Paulus und Zisterzienser

Sie bezog sich in ihrer Predigt auf den 1. Brief des Paulus an die Korinther, in dem dieser ausführt, die Gläubigen seien Gottes Mitarbeiter, Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. „Paulus schmunzelt vielleicht gerade darüber, dass ich diese Bibelstelle nun als Brief an die Altenberger bezeichne“, begann Barbara Rudolph ihre Predigt lächelnd. Und führte weiter aus, es sei aber unbestreitbar, dass gerade ein so denkwürdiger Dom als Bau Gottes auf besondere Weise zu einer Stätte des Glaubens werde.

Paulus bezeichne sich selbst als weisen Baumeister der Gemeinde – nicht als Überhöhung seiner Person, sondern als Hinweis darauf, dass er den Menschen stets Raum gelassen habe, zur Gestaltung. Ein Hinweis, der auch immer für Altenberg gegolten habe. „Als die Zisterzienser vor rund 1.000 in dieses Tal kamen, haben auch sie Christus auf neue, unbekannte Wege getragen und Glauben gestaltet. Seither ist dieses Tal ein durchbeteter Ort, der die Sehnsucht nach Glauben in den Menschen weckt.“

Auch der Dom sei immer wieder ein Ort der Veränderung gewesen, sei 1815 fast vollständig niedergebrannt, dann wiederaufgebaut worden: „Nichts, was Gott in seiner Hand hält, ist auf Sand gebaut. Das Lebenshaus jedes Menschen verändert sich stetig, doch Gott gibt dabei beständig Halt. Wir werden gerettet werden, weil Christus uns trägt“, erklärte die Theologin.

Simultaneum

In Bezugnahme auf das Simultaneum von katholischer und evangelischer Gemeinde und deren mittlerweile jahrelange Kooperation im Altenberger Dom, sagte die Pfarrerin, es sei zwar ein ungewöhnliches Konstrukt, aber: „Letztlich ist es nur wichtig, dass durch den Halt der im Dom beheimateten Gemeinden Menschen aufgebaut werden, dass für die guten Dinge gestritten wird und alle Gemeindeglieder so Kraft für die Gerechtigkeit aufbringen können.“

Im Anschluss an Abendmahl, an Musik des Posaunenchorprojekts Altenberg unter der Leitung von Dr. Gerhard Heywang, Orgelmusik von Kirchenmusikdirektor Andreas Meisner und den feierlichen Segen, versammelte sich ein Teil der Gottesdienstbesucher im benachbarten Martin-Luther-Haus zum Kirchenkaffee.

Kirchenkaffee

Hier sprachen Dr. Norbert Orthen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes der katholischen Dom-Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt und Vorsitzender des Ökumene-Ausschusses sowie Axel Mersmann, Pfarrer der evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde in Remscheid, Grußworte.

Auf die Frage Orthens, ob das Miteinander von Katholiken und Protestanten im Dom nun Zwangsheirat oder Liebesehe sei, gab er gleich eine klare Antwort: „Es ist eine glückliche Ehe, denn wir alle lieben unseren Dom.“ Axel Mersmann, der der evangelischen Michaelsbruderschaft angehört, erinnerte an die Gastfreundschaft der evangelischen Gemeinde im Dom. „Die Feier der Heiligen Osternacht im Dom zu Altenberg, die seit Mitte der 1950er Jahre in jedem Jahr hier stattfindet, wurde durch dieses herzliche Willkommen immer zu etwas Besonderem.“ Mit Gesprächen und regem Austausch klang der Festvormittag schließlich aus.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Katja Pohl