In der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg in der Johanneskirche
Eine sehr herzliche Grundstimmung prägte die Einführung von Pfarrerin Bettina Kurbjeweit in die 2. Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Klettenberg. „Wir freuen uns sehr“, begrüßte Pfarrer Jost Mazuch eingangs des Gottesdienstes in der Johanneskirche. „Es ist schön, dass es endlich soweit ist.“ Mazuch drückte die Wertschätzung der gesamten Gemeinde gegenüber einer Theologin und Seelsorgerin aus, die bereits länger dem Klettenberger Pfarrkollegium angehört. 2015 trat Kurbjeweit eine halbe Landespfarrstelle mit besonderem Auftrag in der Kirchengemeinde an.
Im Gottesdienst, den der von Hilke Helling geleitete Chor sowie Organist Stephan Stenzl musikalisch mitgestalteten, wurde Kurbjeweit mit einer ganzen Pfarrstelle beauftragt. Die zusätzliche Pfarrstelle hat die Gemeinde zur Entlastung ihrer Pfarrerin Susanne Beuth eingerichtet. Beuth ist im Mai zur Superintendentin des Ev. Kirchenkreises Köln-Mitte gewählt und im September von Präses Manfred Rekowski in ihr Amt eingeführt worden.
Weltweite Ökumene
Kurbjeweit erblickte 1961 in Wuppertal das Licht der Welt und wuchs in Roetgen auf. Dort, in der Nordeifel, amtierte ihr Vater als evangelischer Pfarrer. In Bonn, Tübingen und Amsterdam studierte sie Theologie. Ihr Vikariat absolvierte sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Menden und Meindorf in Sankt Augustin. Anschließend arbeitete sie sieben Jahre in der Evangelischen Trinitatiskirchengemeinde Bonn. Mit 35 Jahren wechselte die Pfarrerin mit ihrer Familie nach Köln. Insgesamt war sie 17 Jahre in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Nippes tätig. „Schwerpunkte meiner Arbeit in der Gemeinde Klettenberg sind Seelsorge und Gottesdienstgestaltung, Konfirmandenarbeit und die gemeindliche Arbeit mit Menschen mit Behinderungen“, so Kurbjeweit. Ihr besonderes Interesse gelte der weltweiten Ökumene: „Im Kirchenkreis Köln-Mitte leite ich den Arbeitskreis ´Partnerschaft zur Chinesisch–Rheinischen Kirche Hongkong´.“
Persönliche Einführungsansprache von Susanne Beuth
„Liebe Bettina, es ist mir eine große Freude, dass Deine Einführung meine erste als Superintendentin ist“, begann Susanne Beuth ihre sehr persönliche Einführungsansprache. Seit vier Jahren arbeite man schon in der Gemeinde Klettenberg zusammen. Kennengelernt haben sich beide deutlich früher. Das war 1997. Damals führte Superintendent Eckart Schubert, Pfarrer in Klettenberg, Kurbjeweit in ihre Pfarrstelle in Nippes ein. Unterstützung leistete seine Klettenberger Kollegin Beuth.
Nun erinnerte Beuth, dass sie zu diesem Anlass der gleichaltrigen Kurbjeweit das Buch „Ich stehe unter Gottes Schutz. Psalmen für Alletage“ des ebenfalls in Klettenberg tätigen Pfarrers Uwe Seidel und des Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch überreicht habe. Beide Pfarrerinnen seien damals – „wegen unserer Kinder“ – mit einer halben Pfarrstelle beauftragt gewesen. Und beide hätten bald darauf zufällig denselben Seelsorgekurs besucht. Die Superintendentin sprach von einer gewachsenen Beziehung und einem vertrauensvollem Verhältnis. Jetzt befänden sich beide wieder am Anfang einer neuen Aufgabe. Gleichzeitig stünden in der Gemeinde personelle Veränderungen an. Jost Mazuch werde Anfang Februar in den Ruhestand verabschiedet. Auf ihn folge Pfarrerin Mareike Maeggi. Wie man die Zuständigkeiten und Aufgaben im Pfarr-Team genau aufteile, werde noch besprochen, blickte Beuth in die sehr nahe Zukunft.
„November-Psalm” von Hüsch
Auf Kurbjeweit werde als neues Arbeitsfeld in der Klettenberger Gemeinde wohl die Seniorenarbeit zukommen. Diese sei ihr bereits aus ihrer Zeit in Nippes vertraut. Auch bei dieser Arbeit habe Kurbjeweit das geschenkte Psalmen-Buch regelmäßig genutzt. Für die Einführung in der Johanneskirche griff auch Beuth auf den geschätzten Titel zurück. Sie hatte für ihre alte und neue Kollegin den „November-Psalm“ von Hüsch ausgewählt.
„Er sagt alles, was ich Dir sagen wollen würde, nur mit schöneren Worten“, leitete die Superintendentin ihre Rezitation ein: „Ich male mir mein Leben, Herr, Nach deinen Breitengraden. Du lässt mich ganz leicht schweben, Gleich wie am seidnen Faden. / Wohl über Sand und Meere. Ich sehe Prunk und Pracht. Ich sehe Lust und Leere, Die Not und auch die Nacht. / Dein Blick tut mir genüge, Du weißt, was Elend ist. Ich tröste und ich füge mich, Mein Herre Jesus Christ. / Am Ende lebt die Liebe, Gar einzig und allein, Drum komm und sprich und übe, Mit uns das Glücklich-Sein. / Wir brauchen dein Erbarmen Im finstern Weltgeschehn, Bis wir in deinen Armen, Uns alle wiedersehn.“
Mit 58 Jahren doch noch die ganze Pfarrstelle
„Ich freue mich, freue mich sogar sehr. Es ist eine stille, leise Freude, die da in mir ist“, versicherte Kurbjeweit zu Beginn ihrer Predigt. „Jetzt bin ich schon 58 Jahre alt und bekomme sie doch noch, die ganze Pfarrstelle. Wer hätte das geglaubt.“ Noch nicht einmal sie selbst. Sie empfinde Glück, nun im größeren Umfang in dieser offenen, gesellschaftlich und politisch über die lokalen Grenzen hinweg engagierten Gemeinde arbeiten zu können. Glück, zu einem Pfarr-Team zu gehören, in dem Kollegialität bewusst gesucht und geübt werde.
Sie höre das Ja der Gemeinde, das Ja der Landeskirche, das Ja durch die Strukturen unserer Kirche – „und ich höre das Ja in mir“: „Dass Dinge richtig sind, das spüre ich in mir.“ Es gelte, uns übertragene Aufgaben zu gestalten und zu Ende zu bringen, so Kurbjeweit. Und es gelte, sie zu schätzen. „Sie kommen von Menschen und von Gott.“ Die Gemeinde Klettenberg befinde sich in einer Umbruchs- und Übergangszeit. „Wir werden Kraft brauchen“, so Kurbjeweit.
Sie sehe die Erfahrung des geschenkten Segens in der Bibel bei Sara, sagte Kurbjeweit. Bei Abrahams Frau, als diese aller Hoffnungen ledig trotz ihres hohen Alters doch noch ein Sohn bekommen habe: Isaak – „Gott lacht“. Als ihrem Mann das Ereignis verkündet worden sei, habe Sara gelacht. Zu spät, habe sie gesagt, das Zeitfenster dafür sei längst geschlossen. Und Gott habe ihr Lachen gehört. „Sara weiß, Gott schenkt mir mehr als ich zum Leben brauche. Er öffnet mein Leben noch einmal neu“, betonte die Pfarrerin. Es gibt kein lautes Lied von Sara, sie sei zurückhaltend. „Ein bisschen so wie Sara lächle ich auch heute“, schloss Kurbjeweit.
Foto(s): Engelbert Broich