Die Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf hat sich von ihrer Dreifaltigkeitskirche in Ossendorf verabschiedet und sie entwidmet. Zu diesem Anlass wurde ein Gottesdienst gefeiert. Anschließend wanderte die Gemeinde gemeinsam in die Epiphaniaskirche – dort wurde eine neue Ära und somit auch die Zukunft begrüßt. Doch zunächst einmal galt es Abschied zu nehmen: Ein Prozess, der alle schmerzt.
Den Abschied nicht schön reden
„Es ist ein schwerer Schritt und es ist auch eine Zumutung“, so die klaren Worte von Pfarrer Torsten Sommerfeld. Schon der Begriff Entwidmung sei schwierig. „Auch diejenigen, die nicht so oft hier waren, werden sie vermissen, unsere Kirche. Zum Beispiel, wenn die Glocken nicht mehr läuten. Oder beim Spaziergang durch die Straßen, wenn der Blick auf den Turm fällt. Es schmerzt und das wollen wir auch nicht schön reden“, führte Sommerfeld aus. Superintendent Markus Zimmermann hielt ebenfalls eine Ansprache. Er bedankte sich bei allen, „die in fast 56 Jahren diese Kirche lebendig mitgestaltet haben.“ Außerdem betonte er: „Abschiede sind bitter, aber wir gehen nicht in eine schwarze Zukunft.“ Es sei kein Niedergang, sondern eine neue Aufstellung und eine Zukunft, die es zu gestalten gelte. Zwar sei die Entwidmung der Kirche eine nicht gewollte Veränderung, dennoch setze diese auch Synergien frei. „Gott verabschiedet sich nicht aus Kostengründen, auch wenn dies die fünfte Entwidmung in zwei Jahren ist“, mit diesen Worten schenkte Zimmermann allen Anwesenden Trost. Auch wenn weitere Entwidmungen folgen werden, gab er den vielen Besucherinnen und Besuchern auch ein Stück Zuversicht mit auf den Weg bei diesem ganz besonderen Gottesdienst. Denn: „Wir ziehen in eine schöne gestaltete Zukunft.“
Abschiedsgrüße von vielen Seiten
Zum Gottesdienst war Bezirksbürgermeister Josef Wirges gekommen, um einen Abschiedsgruß zu formulieren. „Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, dem Veedel hier und den Kirchengemeinden war immer eng und positiv – und so wird es auch in Zukunft bleiben, auch wenn es viele Veränderungen gibt“, betonte er. In den Wochen vor diesem Tag hatte die Gemeinde dem Abschied und der Trauer Platz eingeräumt. So waren auch heute in der Kirche Stellwände zu sehen, auf denen die Emotionen Ausdruck fanden. „Ich wünsche mir hier weiterhin einen Ort, wo unsere Gemeinde sichtbar ist und bleibt“, hatte einer der Besucher dort in großer Schrift notiert. „Es gibt Orte, die man nie vergisst. Diese Kirche ist einer davon. Sie war Heimat im Glauben und in der Liebe. Sie bleibt im Herzen“, diese Widmung hatte Kristine Fey-Petersen formuliert. Prädikant Georg Kanonenberg sprach ebenfalls einige Worte. „Lasst uns noch einmal dieses Fenster ansehen“, nahm er Bezug auf einen Teil der Ausstattung der Kirche. „Dieses Fenster erzählt einen Teil der Geschichte einer Sehnsucht nach dem Haus Gottes“, führte er aus – denn damals, als die Kirche entstand, hatten die Menschen für die Anschaffung gesammelt. Gerade jetzt sei es wichtig Mut zu bewahren, appellierte er.
Positive Stimmung
Im Anschluss an die Entwidmung machten sich die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher gemeinsam auf den Weg in die Epiphaniaskirche, wo das Abendmahl gefeiert wurde. Auch dort gab es Zeit, um miteinander zu sprechen und sich als Gemeinde zu erleben. „Dies ist ein positiver Moment, ein positives Erlebnis“, beschrieb Pfarrerin Kristina Kügler den Nachmittag. Pfarrer Klaus Kugler von der katholischen Kirchengemeinde und Dr. Reinhard Barth von der Methodistischen Gemeinde Markuskirche sprachen als Nachbargemeinden Grußworte aus. „Auch wenn Kirchen und Gemeinden kleiner werden, bleiben sie erhalten“, betonten beide und sprachen dabei von Erfahrungen, die jeweils auch in den eigenen Gemeinden schon gemacht wurden oder noch anstehen. „Sich zu erinnern bringt Trost und die Möglichkeit, Abschied zu nehmen“, hatte Pfarrer Torsten Sommerfeld zu Beginn seiner Rede gesagt und auch, dass nun eine Ära zu Ende ginge. Seit diesem Tag beginnt in der Epiphaniaskirche ein gemeinsamer Aufbruch in einen neuen Gemeindeabschnitt.
Foto(s): Judith Tausendfreund