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Zehn Jahre höchst erfolgreiche Kulturarbeit: Das Lindenthaler Forum Paul-Gerhardt-Kirche feiert

Unter dem Motto „Kirche trifft Kultur“ arbeitet das Forum Paul-Gerhardt-Kirche seit zehn Jahren so erfolgreich, dass es sich weder Günter Grass nehmen ließ, bei einer Ausstellung seiner Zeichnungen persönlich anwesend zu sein, noch Manfred Kock den Initiatoren bei mehr als einer Veranstaltung je eine Absage erteilte – weder als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Ratsvorsitzender der EKD, noch jetzt, in seinem Ruhestand. Manche Ausstellung war thematisch so aufregend, dass sie für Schlagzeilen sorgte, etwa, als es 1997 um „transsexuelle Menschen in Deutschland“ ging. Auch Literatur und Musik spielen eine wichtige Rolle, etwa Günther Hempels „Musica perpetua“, die in einer neunstündigen Fassung die ganze Nacht nonstop gespielt wurde, begleitet von seinen „Antiphonien III“, bei deren exklusiver Aufführung der Komponist selbst an der Orgel in der Paul-Gerhardt-Kirche saß. Impressionen von allen Ausstellungen, Lesungen und Konzerten findet man inklusive der Möglichkeit zur Kartenvorbestellung, Pressespiegel und Fotos vergangener Veranstaltungen im Internet: www.ktrk.de

Getragen wird das „Forum“ von einem Verein, dessen Gründung das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Lindenthal beschlossen hat – dies ergibt eine gelungene Mischung von in der Gemeinde engagierten Protestanten und Lindenthaler Bürgerinnen und Bürgern. Gemeinsam wollen sie die Tradition einer „offenen Gemeinde“ fortsetzen, worunter sie gleichermaßen die „Bürgergemeinde“ wie die Kirchengemeinde verstehen. Der Förderverein verfolgt zwei Ziele: einerseits will er Geld zum Aus- und Umbau der Kirche sammeln, andererseits will er mit seinen kulturellen Veranstaltungen in den Kirch-Räumen den Dialog zwischen allen Beteiligten fördern

 

Gefeiert wird am Samstag, 27. August 2005,

11 bis 23 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche (Gleueler Str./Gürtel)

Es erwarten Sie keine Festreden, sondern vielfältige Gesprächsmöglichkeiten. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.


Das Fest-Programm

11 – 12 Uhr:

Ausstellungseröffnung (während des gesamten Tages geöffnet): Italienische Reise(n) mit Werken von Maurilio Minuzzi und Ciro Pascale mit einem Grußwort des italienischen Vizekonsuls Dr. Giuseppe Finocchiaro eröffnet

 

18 – 18.10 Uhr:

Jazz am Abend: Skuffle, Steve Klink (Piano) und Frank Jacobi (Saxophone)

 

18:15 – 18:45 Uhr:

Gesprächskonzert: Orgelbauer Philipp Klais (Urenkel des Gründers Philipp Klais – 1882 wurde der „Orgelbau Klais Bonn“ gegründet, bis heute ein Familienbetrieb) im Dialog mit  Kantorin Ursula Döll

 

19:05 – 19:15 Uhr:

Jazz am Abend: Periwinkle Blue, mit dem amerikanischen Jazz-Pianisten Steve Klink (Piano) und Frank Jacobi (Saxophone)

 

19:15 – 19:45 Uhr:

Gespräch: Manfred Kock und Ludwig Theodor von Rautenstrauch (der Enkel des Stifters des Rautenstrauch-Joest-Museums) über das Thema: Kirche trifft Kultur trifft Kirche.

 

20 – 20:10 Uhr:

Jazz am Abend: Surprise, Steve Klink (Piano) und Frank Jacobi (Saxophone)

 

20:15 – 20:30 Uhr:

Versteigerung: Claudia Barbonus/Radio Köln versteigert Druckgraphik

 

21:00 – 21:30 Uhr:

Ursula Döll spielt auf der Orgel

 

Aus dem Grußwort zum Jubiläum von Manfred Kock, Präses i. R.

Zehn Jahre Forum Paul-Gerhardt-Kirche, ein Grund zum Innehalten. Seit zehn Jahren zeigt die Evangelische Kirchengemeinde Lindenthal in ihren Räumen, auch in ihrer Paul-Gerhardt-Kirche, Ausstellungen. Bereits vierunddreißig haben stattgefunden, sie sind für die Besucher kostenlos. Sie leistet damit einen mittlerweile unverzichtbaren Beitrag zur Stadtteilkultur – in einer Zeit, in der öffentliche Gelder unentwegt gekürzt werden (müssen), weil unsere Gesellschaft zurzeit das Private hofiert.

Die Kirchengemeinde eröffnet sich und der Bürgergemeinde mit jeder Veranstaltung und mit jeder Ausstellung ein Forum, welches Gelegenheit zum Gedankenaustausch, zur Nachdenklichkeit bietet. Auch während der Ausstellungen sammelt sich die Gemeinde zum Gottesdienst. Damit wird deutlich: Hier wird nicht eine Kirche zur Galerie umfunktioniert, weil sie für ihren eigentlichen Zweck nicht mehr benötigt würde. Vielmehr führt die Gemeinde einen Dialog zwischen christlicher Botschaft und gesellschaftlichem Leben. Dieser Dialog ist wichtig für die Kirche und für die Stadt. Denn dabei wird auch, – im Kontrast zu unserer Event- und Talkshowgesellschaft – je nach Thema zur Sprache kommen, dass nicht nur das Große und Vollkommene, sondern auch das Schwache, selbst das Fehlerhafte Raum, Zeit und Wahrnehmung braucht. Für diesen Ansatz stehen beispielhaft bisherige Themenschwerpunkte wie Krebs, psychische Erkrankung, spastische Lähmung, Transsexualität, politische Repression. Immer wird Wert gelegt auf authentische Begegnung mit Betroffenen. Daneben gab es die künstlerische Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Auffassungen vom Kreuz oder mit der Gestaltung von Gesangbüchern. Lesungen haben Schwerpunkte in der Erinnerung an jüdische Schicksale, in der Erörterung gesellschaftspolitischer Entwicklungen, vor ihren spezifischen kulturellen Hintergründen. Umso eindrücklicher wirkt dadurch die Beschreibung konkreter Unterdrückung des Menschen.

Orgelmusik und Chorgesang, Gospelkonzerte und Jazzmusik knüpfen an eine reiche musikalische Tradition unserer Kirche an. Vorträge vertiefen Aufführungs- und Ausstellungsthemen, geben Künstlern in Werkstattgesprächen die Möglichkeit, die Fragen der Besucher aufzugreifen. Theologische Fragestellungen sowie historische und aktuelle Themen werden mit Betroffenen und Zeitzeugen erörtert. Dadurch erhalten die Fragen des politischen Widerstandes, der Entwicklungspolitik, die Fragen der sozialen Gerechtigkeit und die Zukunft der Familie eine große Lebendigkeit. Auch am Beispiel außenpolitischer Themen wie das Verhältnis zu Polen oder den USA, die Beziehungen zwischen Juden und Christen, kommen Fragen der Ethik, Fragen von Schuld und Versöhnung zur Sprache.

Kirche trifft Kultur bindet als Leitspruch die unterschiedlichen Betätigungsfelder: Aufführung, Ausstellung, Lesung, Musik und Vortrag zusammen. Die Kirchengemeinde ist ein unverzichtbarer kultureller Gesprächspartner in unserer Stadt. Das Interesse der Menschen über den Stadtteil Lindenthal hinaus lässt wünschen, dass die Kirchengemeinde weiterhin die Kraft behält für dieses Profil.

Text: AL/ktrk
Foto(s): Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal