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Verein „Philosophiekunst“ und Kulturforum Köln luden ein zu Betrachtungen über Meister Eckhart, an der nach ihm benannten Stele „An den Dominikanern“

Die Stele steht, jetzt muss sie noch bekannter werden, dachten sich der junge Verein „Philosophiekunst“ und das Kulturforum Köln. Die Rede ist von der Meister-Eckhart-Stele an der Straße An den Dominikanern, vor der Senioreneinrichtung „Residenz am Dom“ – dort, wo früher mal Kölns Dominikanerkloster stand, in dem neben Eckhart auch Albertus Magnus und Thomas von Aquin wirkten. Und genau dort versammelten sich bei nasskaltem Wetter rund 50 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich auf die Spuren des bedeutenden Mystikers Meister Eckhart in Köln zu begeben.

Stele wurde durch private Spenden finanziert
Die Stele war aber nur der Treffpunkt. Trocken und warm war es nebenan in der Gaststätte „Alte Post“, wo nach einer kurzen Begrüßung durch Eva Degenhardt von „Philosophiekunst“ und Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes vom Kulturforum noch einmal die Entstehungsgeschichte der Stele skizziert wurde. Architekt Peter Busmann war maßgeblich daran beteiligt, dass an der Stelle, wo früher das Dominikanerkloster Heilig Kreuz und bis vor wenigen Jahren noch die alte Hauptpost gestanden hatte, die fünfseitige Stele mit informativen Texten über Meister Eckhart, Thomas von Aquin, Albertus Magnus, das Kloster und die ehemalige Hauptpost, aufgestellt wurde. Ausgangspunkt war die Tagung „Die Vernunft der Mystik“, die die Melanchthon-Akademie, die Erwachsenenbildungsakademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region, 2004 veranstaltet hat. Damals führte Busmann eine Gruppe von Teilnehmern auch zu eben dem Ort, an dem Meister Eckhart gewirkt hatte. Dabei entstand die Idee zu einer Stele, die an die drei berühmten Dominikaner-Mönche erinnern soll – gibt es doch in Köln sonst nirgends einen zentralen Hinweis auf die drei Männer und ihren Orden in Köln. Finanziert wurde die Stele, kurz vor Beginn des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentags 2007 in Köln „durch private Spenden“, betonte der Architekt. 13.000 Euro kamen innerhalb kürzester Zeit für dieses von der Melanchthon-Akademie angestoßene Projekt zusammen. „Mehr als eigentlich notwendig war“, freute sich auch deren Leiter, Pfarrer Marten Marquardt. Von dem Überschuss konnte gleich noch die passende Beleuchtung mitfinanziert werden.

Meister Eckhart – Scholastiker oder Mystiker?
Die Spendenbereitschaft und das Interesse an der Veranstaltung belegen, dass Meister Eckhart auch knapp 700 Jahre nach seinem Tod nicht in Vergessenheit geraten ist. „Dabei hat er nur drei oder vier Jahre seines Lebens in Köln verbracht“, erklärte Literaturwissenschaftler Dr. Helmut Meyer, Mitglied der Initiativgruppe zur Errichtung der Stele. Mit 16 trat der um 1260 geborene Meister Eckhart in den Dominikanerorden in Erfurt ein. Nach Ausbildungsjahren in Köln und Paris und zahlreichen Tätigkeiten als Prediger, Lehrer und Verwalter im Orden wird er 1315 zum Provinzial mit Amtssitz Straßburg gewählt. Dazu zählte auch die Aufsicht über rund 65 Frauenklöster in Straßburg, im Elsass, im oberen Rheintal und im heutigen Südwestdeutschland. „Meister Eckhart war von seiner Ausbildung her Scholastiker, wurde durch seine Tätigkeit und seine Erfahrung aber zu einem bedeutenden Mystiker“, bewertete Meyer das Werk des Gelehrten. Auf ihn ginge auch der Begriff der „Bildung“ zurück, obwohl paradoxerweise von ihm selbst kein „Bildnis“ überliefert sei. Zur Bildung gehörte für den Gelehrten auch, Predigten in deutscher Sprache zu halten. Das allerdings kam bei den Kirchenoberen gar nicht gut an. Man beschuldigte Eckhart der Häresie. Der fast 70-Jährige starb auf dem beschwerlichen Fußweg zum Papst nach Avignon, wo er sich verteidigen wollte.

Reste des Klosters wurden einbetoniert
Seine Lehren und Schriften aber wirken bis heute nach. „Mir und meiner Frau bedeutet Meister Eckhardt sehr viel“, bekannte Busmann, und eine Bewohnerin der Seniorenresidenz zitierte spontan einen Zweizeiler des Gelehrten: „Mensch, so Du etwas bist, bleib‘ nicht stehen – Du musst von einem Stern fort zum nächsten gehen.“ Konkrete Spuren seines Wirkens in Köln gibt es allerdings nicht mehr. Die letzten Überreste des Klosters wurden beim Bau der „Residenz am Dom“ einbetoniert – in der Tiefgarage. Und um dieses „Geheimnis“ zu ergründen, führten Busmann und Degenhardt die Gäste in das Parkhaus hinunter. Zwischen den Autos hatten sie fünf Tafeln mit Aussprüchen des Mystikers aufgestellt, dazwischen hingen Bahnen mit zen-buddhistischen Schriftzeichen. „Für mich eine sehr gute Ergänzung zu den Ideen von Meister Eckhart“, erläuterte Busmann.

Sakrale Gesänge in unbekannter Sprache
Das nicht Sichtbare zu erspüren, das war das tiefere Ziel dieser Exkursion. Verstärkt wurde die mystische Innerlichkeit noch durch die Gesänge der Mezzosopranistin Agnes Erkens. An den einzelnen Tafeln trug sie alte sakrale Gesänge vor, entfernt verwandt mit der Gregorianik, und in einer unbekannten Sprache, die altlateinische Züge trug. Der Gesang und die Texte verschmolzen zu einem Gesamteindruck, und am Ausgang fiel der Blick auf die letzte Tafel mit Meister Eckharts Erkenntnis: „Der Mensch soll sich nicht mit einem gedachten Gott begnügen; denn, wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch der Gott.“

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Fleischer