You are currently viewing Wenn Familien sogar am Geld für regelmäßige Mahlzeiten in der Kita sparen müssen: 2312 Euro für die Kindertagesstätte Escher Straße in Bilderstöckchen gespendet

Wenn Familien sogar am Geld für regelmäßige Mahlzeiten in der Kita sparen müssen: 2312 Euro für die Kindertagesstätte Escher Straße in Bilderstöckchen gespendet

Da kam Freude auf in der Kindertagesstätte Escher Straße in Bilderstöckchen: Das Presbyterium der Evangelischen Nathanael-Kirchengemeinde Köln-Bilderstöckchen hatte beschlossen, die Weihnachtsspende der Gemeinde dieser Kita in Trägerschaft des Amts für Diakonie zu stiften. 63 Gemeindeglieder hatten insgesamt 2312 Euro gespendet. Nun war es soweit: Pfarrerin Reinhild Widdig, Finanzkirchmeister Horst Pfeiffer und Presbyterin Petra Bestgen erschienen mit einem überdimensionalen Scheck in der Kita, den sie dem Leiter Gerhard Müllner überreichten.

Regelmäßig drei Mahlzeiten für die Kinder
Damit ist sichergestellt, dass im laufenden Jahr 13 Kinder in dem Kindergarten regelmäßig ein gehaltvolles Mittagessen bekommen. Die Kindertagesstätte ist eine so genannte „Brennpunkteinrichtung“. Brennpunkt bedeutet hier, dass in der Kita 60 Prozent der Kinder Migranteneltern haben, knapp die Hälfte aller Familien hat drei oder mehr Kinder. Rund 40 Prozent der Eltern sind arbeitslos. Die anderen sind in Berufen tätig, in denen sehr niedrige Löhne gezahlt werden. „Die Situation hier in Bilderstöckchen ist schwierig“, erklärt Müllner. In vielen Familien sei es nicht mehr üblich, gemeinsam die Mahlzeiten einzunehmen. Deshalb bietet er in seiner Einrichtung drei Mahlzeiten für die Kinder. Morgens gibt es ein Frühstücksbüffet, das bei den Kindern sehr gut ankommt. Viele würden nämlich ohne Frühstück in die Einrichtung gebracht, hat der Leiter beobachtet. Nachmittags gibt es ebenfalls noch einmal eine kleine Mahlzeit.

30 Euro im Monat sind für manche Eltern schon viel zu viel
Für einen Kostenbeitrag von 30 Euro im Monat erhalten die Kinder ein „warmes und vitaminreiches“ Mittagessen, das von einer „Kochfrau“ in der Kita-Küche täglich frisch zubereitet wird. Dieser Beitrag ist für manche Eltern zu hoch. „Dann greift die Spende“, sagt Müllner. Mit deren Hilfe könne die Summe, die die Eltern zu zahlen hätten, reduziert werden. Zurzeit essen 58 von 65 Kindern in der Kita zu Mittag, 23 von ihnen werden durch Spenden unterstützt. Aber wenn ein Elternteil überraschend arbeitslos wird und kurzfristig sehr viel weniger Geld als üblich zur Verfügung hat, bleibt kein Kind hungrig: „Dann drücken wir natürlich ein Auge zu und sagen den Eltern, sie sollen erst einmal ihre Angelegenheiten regeln.“ Gerade in den ausländischen Familien hat das Essen in der Kita einen überraschenden Nebeneffekt. „Die Kinder mögen zu Hause das traditionelle Essen nicht mehr, das ihre Mütter kochen. Die wollen Kartoffelpüree und Fischstäbchen.“

Auch das gibts: Dank-Briefe für Essens-Patenschaften
Aber auch die Tradition wird hoch gehalten. Zur Zeit hält ein türkischer Tanzlehrer mit 18 Kindern einen Tanzkurs ab. Schwierig ist für Müllner, die Eltern zu erreichen. Aber auch das habe sich gebessert. „Witzigerweise helfen uns da Sendungen wie die ,Super-Nanny‘, weil sie Interesse an Erziehungsfragen wecken.“ Die Nathanael-Gemeinde, die auch einen eigenen Kindergarten unterhält, spendet immer mal wieder Geld für die Einrichtung an der Escher Straße. Petra Bestgen hat darüber hinaus mit Freundinnen eine private Essens-Patenschaft übernommen: „Das ist sehr schön. Zu Weihnachten bekomme ich immer einen netten Brief mit einem Bild, das das unterstützte Kind gemalt hat.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann