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Theologie, Ökumene und Theater: Das neue Programm der Melanchthon-Akademie schafft eine eigene interreligiöse/interkulturelle Achse

„Entlang der Venloer Straße zieht sich – wenn man nur weit genug geht – eine weithin unentdeckte interreligiöse Achse“, schreibt Pfarrerin Dorothee Schaper, in der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region zuständig für interreligiöses Gespräch und christlich-muslimische Begegnungen, im Vorwort zum neuen Akademie-Programm, das ab sofort über das Internet (www.melanchthon-akademie.de ) kostenlos bestellt oder in der Melanchthon-Akademie, Kölner Südstadt, Kartäuserwall 24b, abgeholt werden kann. Schaper schlägt bei ihrem imaginären Gang über die Venloer Straße einen Bogen von Köln bis zur Synagoge von Stommeln und verlängert die Straßenachse in Köln gedanklich bis auf die „Schäl Sick“. Diese „unentdeckte interreligiöse Achse“, wie Schaper sagt, wird nicht nur durch die Fotos des neuen Programms von Pfarrer im Ruhestand, Friedrich-Wilhelm Botterbusch, illustriert, sie ist auch – im weitesten Sinn – ein Schwerpunktthema der Akademie-Veranstaltungen im zweiten Semester 2009: Etwa, wenn Prof. Dr. Berthold Klappert am 2. November über das theologische Impulspapier zur „Verhältnisbestimmung von Christen und Muslimen“ der rheinischen Landeskirche referiert. Oder, wenn Dr. Gideon Greif aus Yad Washem/Jerusalem gemeinsam mit Schulreferent Dr. Rainer Lemaire und Akademie-Leiter Dr. Martin Bock vom 3. bis 9. November unter dem Titel „Erinnern an die Shoah“ – zum 70. Jahrestag der so genannten Reichskristallnacht und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 eine „Erinnerungs-Reihe“ für Lehrer/innen und interessierte Erwachsene anbietet.

Kirche der Zukunft – Kirche in der globalen Welt
In „Biblische Perspektiven zur Friedensethik“ führt Dr. Rainer Stuhlmann am 3. September ein, am 23. September referiert Ökumene-Experte Dr. Hans-Georg Link den Prozess der großen christlichen Kirchen, bis 2011 unter ökumenischen Gesichtspunkten eine „internationale Friedenskonvokation“ zu entwickeln, die Maßstäbe für einen gerechten Frieden schaffen will.
Und die Akademie-Tagung „Kirche der Zukunft – Kirche in der globalen Welt“ am 23. Oktober fragt: „Wie verhält sich Kirche – unter den Bedingungen der Wirtschaftskrise – zum Globalisierungsprozess?“

Noch immer: Calvin
Noch immer aber schreiben wir auch das Calvin-Jahr – dem Reformator widmet sich die Akademie weiterhin, da wird jetzt thematisch vertieft, was im ersten Halbjahr des Akademie-Programms eher einführenden Charakter hatte: „Calvin in der Literatur“ oder „Calvin und die Juden“ sind Themen, die im Oktober die „widerständige Seite“, wie Akademieleiter Dr. Bock sagt, des Reformators aufnehmen.

Biblische Themen und Fragen in heutiges Verstehen „übersetzen“
„Theologisches Lernen“ wird nicht nur mit Beginn des „theologischen Laien-Studiums- STARK“ ab September groß geschrieben, sondern auch beispielsweise in der Auseinandersetzung mit der „Deutung des Todes Jesu“ und den dahinterstehenden Fragen, etwa, wie wir biblische Themen und Fragen in heutiges Verstehen „übersetzen“ können. Das ist die Themenstellung vieler Angebote, etwa in der „Akademie am Vormittag“ jeden Dienstag von August bis November oder bei dem Studientag am 6. November, der in ökumenischer Trägerschaft durchgeführt wird.

Ökumenische Themen und Kooperationen
Der Ökumene widmen sich zahlreiche Veranstaltungen der evangelischen Akademie Ende 2009, nicht selten in Kooperation mit der Karl-Rahner-Akademie, etwa, wenn sich am 17. November Alt-Präses Manfred Kock und Kardinal Karl Lehmann mit zehn Jahren „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ im „ökumenischen Klimawandel“ von heute auseinandersetzen und danach fragen, welche Zukunft diese Erklärung noch hat. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Köln (ACK) feiert 20-jähriges Jubiläum: „Zeit für Gottes Schöpfung“ ist der erste Ökumenische Pilgerweg von Köln nach Brühl am 3. Oktober überschrieben. Darauf bereiten im September zwei Veranstaltungen der Melanchthon-Akademie vor.

Dorothee Sölle, Max Ernst, Charles Darwin
Weitere wichtige Jubiläen: Dorothee Sölle, die in ganz Deutschland bekannte evangelische Theologin und Initiatorin der „politischen Nachtgebete“ in der Antoniterkirche, wäre am 30. September 80 Jahre geworden. Darum lädt die Akademie an ihrem Geburts-Tag zur „langen Nacht der Dorothee Sölle“ in die Kölner Antoniterkirche, Schildergasse 57, ein.
Auch Charles Darwin hat dieses Jahr ein Jubiläum: Er hat vor 150 Jahren seine Theorie zur Entstehung der Arten veröffentlicht. Das nimmt die Akademie zum Anlass, von September bis November jeweils einmal im Monat bei einer Führung durch das Max-Ernst-Museum in Brühl zu erforschen, was den Naturewissenschaftler Darwin und den Künstler Ernst verbunden haben könnte – strebte doch Max Ernst mit seinem Werk ausdrücklich an, die „Urziffern der Natur“ zu versinnbildlichen.

„Herausforderung Alter“: Wie werden wir wohnen?
Von gesellschaftlich unbestrittener Relevanz ist ein weiterer Schwerpunkt: Der „Herausforderung Alter“ widmet sich die Akademie in einer Veranstaltungsreihe, die bereits im ersten Semester 2009 begann. Im Winterhalbjahr beispielsweise im Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern von Mehrgenerationenhäusern in Köln am 5. November.

Raus aus der Akademie – rein ins Café: Es wird philosophiert
Neu ist, dass die Melanchthon-Akademie die Philosophie auf die Straße, besser: ins Café tragen will: Mit der jungen Dozentin Merle Wieschoff eröffnet am 10. September das „Café Philosophique“, das allen Menschen offen steht, die unter den Aspekten der Philosophie das eigene Denken kultivieren und um neue Aspekte erweitern möchten.

Melanchthonforum Theater: Hautnah die neuesten Inszenierungen erleben
Neu ist auch das „Melanchthonforum Theater“: Hier stellen Mitglieder des Schauspiels Köln ihren Spielplan sozusagen „hautnah“ vor, erläutern Konzeption und Entwicklung des neuen Repertoires. Los geht es am 3. September, da befasst sich das erste Melanchthonforum von 20 bis 21.30 Uhr in der Akademie, Kartäuserwall 24b, mit dem Grundthema der Spielzeit: „Die Ausgestossenen – das Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft“. Intendantin Karin Beier führt dazu in das gleichnamige Sachbuch des Soziologen Heinz Bude ein, sowie in einen Film des Regisseurs Ettore Scola zum Thema. Chefdramaturgin Rita Thiele und der Kölner Germanist Dr. Anselm Weyer als Referent geben Theaterinteressierten Einblick in die provokanten Thesen dieser Werke und wie sie sich auf die Programmplanung der Spielzeit 2009/10 ausgewirkt haben.
An den folgenden Abenden (immer donnerstags, 29. Oktober, 12. November, 10. Dezember) geht es um William Shakespeares „König Lear“, eine Theateradaption der „Verwandlung“ von Franz Kafka und um „Kasimir und Karoline“ von Ödön von Horvath. Beim jeweils folgenden Gruppenbesuch der vorher thematisierten aktuellen Inszenierung im Kölner Schauspielhaus profitieren Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer von stark ermäßigten Eintrittspreisen.

Text: AL
Foto(s): Melanchthon-Akademie