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Pünktlich zum 1. Advent: Ein Engel kommt zur Gnadenkirche – und bleibt dort auch.

„Der Engel ist einfach wunderbar“, schwärmte Pfarrer Thomas Werner, nachdem er zum ersten Mal das fertige Himmelswesen betrachten durfte, das künftig die Fassade des Gemeindesaals neben der evangelischen Gnadenkirche in Bergisch Gladbachs Stadtmitte schmückt. Alle anderen müssen sich noch bis zur ersten Begegnung gedulden: Erst am 1. Adventssonntag, 28. November, wird er um 17 Uhr im Rahmen einer kleinen Performance enthüllt und dann auf seine Weise das Team der Gnadenkirche verstärken.

Ein „Projektionsträger für die Gedanken des Betrachters“
Bei des Pfarrers erster Begegnung mit dem Engel lag dieser noch im Herkenrather Atelier des Künstlers Peter Stühlen. Zwischen Werkzeug und Metallspänen, gerade zusammengeschweißt. Denn das zarte und luftige Gebilde mit Posaune besteht aus etwa 50 bis 60 Metern Eisenrundstäben, die zerschnitten, gebogen, verbunden und zum Schluss verzinkt wurden. „Etwa 30 bis 35 Kilo“, schätzt Peter Stühlen, bringe sein Engel auf die Waage. Ein Kontrast zu dem leichten, fast flüchtigen Eindruck, den das Gebilde auf den Betrachter macht. „Ich wollte ein möglichst immaterielles Lichtwesen schaffen.“ Es sollte „niemanden anspringen“, stattdessen eher „ein Projektionsträger für die Gedanken des Betrachters“ sein.

Documenta-Teilnehmer schuf den Engel für den Gemeindesaal
Mit Flex, Schweißgerät und Hammer entstand das Kunstwerk unter den Händen des 50-jährigen Herkenrathers, der Schreiner lernte, sich in Architektur und Städtebau weiterbildete und über sich selbst sagt „Ich bin im Grunde genommen Autodidakt.“ Neben Metallplastiken gehören Zeichnungen sowie Klangobjekte und -installationen zu seinem Werk. Auf der documenta in Kassel, bei den Leverkusener Jazztagen, im Aachener Forum Ludwig, bei Sony Köln und bei der Kunstmesse Düsseldorf waren seine Arbeiten schon ausgestellt. Wie kam er dazu, einen Posaunenengel für die Gnadenkirche zu schaffen? „Ich hatte davon gehört“, sagt er schlicht. Thomas Werner und sein Team suchten nämlich ein Engel-Objekt für die Gemeindesaal-Fassade, weil ihnen das Gebäude von der Hauptstraße aus zu trist erschien neben der ehrwürdigen Kirche. Eine bauliche Zurückhaltung, die der Denkmalschutz von dem Saal gefordert hatte. Aber die Gemeinde beschloss zumindest eine künstlerische Aufwertung: „Da muss noch etwas hin!“ Zumal der Saal selbst inzwischen zu einem viel gelobten Veranstaltungsraum geworden ist. „Er gehört zu den atmosphärisch schönsten modernen Räumen in Bergisch Gladbach“, ist Pfarrer Thomas Werner überzeugt. „Gemeinde und Öffentlichkeit haben ihn in ihr Herz geschlossen.“

Die Gnadenkirche ist eine Kirche der Engel
Der Engel soll nun das Entrée des Saals verschönern. Aber ganz unaufdringlich. Warum gerade ein Engel? „Die Gnadenkirche ist eine Kirche der Engel“, begründet Thomas Werner diese im Team getroffene Entscheidung. Auf der Kirchturmspitze gibt es seit über 200 Jahren ein Vorbild für Stühlens Posaunenengel. Außerdem „engelt“ es in einigen der Kirchenfenster und auch rechts des Portals. „Der Engel ist ein Zeichen des Trostes und der Ermutigung“, erläutert der Pfarrer. Bezahlt wird die neue metallene Variante aus der „Milchkanne“, mit der seit langem für die Ausstattung des Saals in der Gemeinde gesammelt wird. Doch die Gemeinde habe Glück gehabt, freut sich der Pfarrer. Peter Stühlem habe das Kunstwerk „zur Ehre Gottes“ geschaffen und lediglich Material- und Montagekosten vom Bezirk der Gnadenkirche.verlangt. Ein Engel!

Informationen
Atelier Peter Stühlen, Hardt 12 in Bergisch Gladbach unter Telefon 0 22 04 – 8 23 70
oder bei Pfarrer Thomas Werner, Gnadenkirche, Hauptstraße 256, 51465 Bergisch Gladbach, Telefon 0 22 02 – 3 08 71

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser