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Eine echte Erfolgsgeschichte: Seit fünf Jahren gibt es die Kölner Kircheneintrittsstelle hinter der evangelischen Antoniterkirche, mitten in der Schildergasse

Deutschlands erfolgreichste Kircheneintrittsstelle feiert Jubiläum. Seit nunmehr fünf Jahren kann man im CityPavillon hinter der Antoniterkirche wieder oder zum ersten Mal Mitglied der Evangelischen Kirche werden. 1.392 Menschen haben bisher von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Zu ihnen gehört Martina Droste, die seit genau zwei Tagen Protestantin ist. Ihr Eindruck ist noch sehr frisch. "Ich bin 1997 aus persönlichen Gründen aus der Katholischen Kirche ausgetreten, bin aber eigentlich ein gläubiger Mensch." Sie ist in den vergangenen Jahren häufig umgezogen, hat sich aber immer mit dem Gedanken getragen, wieder in die Kirche einzutreten. Im Internet stieß sie auf die Seite der Eintrittsstelle hinter der Antoniterkirche und war überrascht, wie leicht der Eintritt in die Evangelische Kirche zu sein schien. "Dann bin ich in das Café Stanton gegangen und fand die Atmosphäre sehr warm und sehr sympathisch."

Kirche kann der Sinnkrise in weiten Teilen der Gesellschaft entgegen treten
Auch mit der Begegung mit Eckart Schubert, Superintendent im Ruhestand und ehrenamtlicher Leiter der Eintrittsstelle, verbindet Droste nur positive Erinnerung. "Wir hatten ein sehr angenehmes Gespräch. Ich habe meine Taufurkunde und meinen Personalausweis für meine pesönlichen Daten vorgelegt. Das war alles. Zum Schluss habe ich noch einen wunderbaren Engel aus Bronze geschenkt bekommen", sagt die 44-jährige Expertin für Unternehmenskommunikation. Im Zuge der aktuellen globalen Verwerfungen hat sie eine enorme Sinnkrise in weiten Teilen der Gesellschaft ausgemacht. Dieser Krise begegne die Kirche nicht zuletzt mit ihrer integrierenden Kraft. Einer Ortsgemeinde möchte sie nicht angehören. Martina Droste reicht es aus, Teil der evangelischen Kirche zu sein.

Die Motive zum (Wieder-)Eintritt sind vielfältig
Das verbindet sie mit vielen anderen, die im CityPavillon eintreten, weiß Eckart Schubert, der viele Gespräche mit den Eintrittswilligen geführt hat und die Statistik kennt. Die Motive seien vielfältig. Junge Eltern erlebten oft, dass ihre Kinder in den evangelischen Kindergarten oder in den Konfirmandenunterricht gingen. Dann wollten sie als Familie eine Einheit auch in der religiösen Orientierung werden. Taufen der Kinder oder Trauungen seien auch Gründe für den Eintritt.
In jüngster Zeit seien vermehrt Menschen eingetreten, die der Evangelischen Kirche im Zusammenhang mit dem Moscheebau, den die Protestanten untersützen, den Rücken stärken wollten. Von den 1392 neuen Evangelischen sind 822 Frauen und 570 Männer. 14 sind zwischen 0 und 20 Jahren alt, 620 zwischen 21 und 40 Jahren, 388 zwischen 41 und 60 Jahren und 370 zwischen 61 und 80 Jahren. Den Rekord "längste Zeit ohne Kirchenzugehörigkeit" hält eine Dame, die 1937 ausgetreten ist und kürzlich den Weg zurück fand.

Ein Antrag des Kirchenkreises Köln-Mitte hat landeskirchenweit die Voraussetzungen für die Gründung von Eintrittsstelle geschaffen
Der stellvertretende Stadtsuperintendent Rolf Domning warf einen Blick zurück. "Die Synode des Kirchenkreises Köln-Mitte hat in den 90er Jahren den Anstoß für die Wiedereintrittsstelle gegeben. Wir haben einen Antrag an die Landessynode gestellt, dem sich die drei anderen Kölner Kirchenkreise angeschlossen haben." Diesem Antrag habe sich die Landessynode angeschlossen und damit die kirchenrechtlichen Voraussetzungen für eine Eintrittsstelle geschaffen. "Wir wollten den Eintritt niederschwellig machen", sagt Domning. Vorher habe es oft öffentliche Aufnahmeakte in den Gemeinden gegeben. "Das hat mancher, der wieder eingetreten ist, als Bußakt empfunden", erinnert sich der Superintendent des Kirchenkreises Köln-Mitte.

Mitten in der City – optimale Voraussetzungen
CityKirchenpfarrer Dr. Bertold Höcker beschrieb das Umfeld, das natürlich mitverantwortlich für den Erfolg der Eintrittsstelle sei: "Die Schildergasse ist mittlerweile die meistbegangene Straße Europas. Die Antoniterkirche passieren an normalen Tagen pro Stunde 21.000 Fußgänger, an Samstagen, vor allem im Advent, sind es über 30.000. CityKirchenarbeit richtet sich an jene, die vorübergehen und sich vielleicht, wenn überhaupt, nur an speziellen Projekten beteiligen möchten. Zur CityKirchenarbeit gehören aber auch das Café Stanton und natürlich die Eintrittsstelle." Die, die noch Verbindungen zu ihrer Ortsgemeinde hätten, träten auch dort wieder in die Kirche ein. Andere, wie eben Martina Droste, kämen in die niedrigschwellige Eintrittsstelle. Die würden regelmäßig zu einem Gottesdienst in die Antoniterkirche eingeladen. "Ach, wann ist der denn?" fragte Martina Droste sofort. Sie kann ihrer Einladung sicher sein.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Rahmann