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Pfarrer Karl-Heinz Iffland wurde verabschiedet – und die „Höhner“ kamen und sangen

Die Feierlichkeiten in der bis zum letzten Stehplatz gefüllten Versöhnungskirche waren gerade richtig in Schwung gekommen, Bläserkreis, Chor und Kindertanzgruppe gaben mit Unterstützung der mehr als 400 Gottesdienstbesucher ihr Bestes, um ihren scheidenden Pfarrer Karl-Heinz-Iffland zu ehren. Da trat Siegfried Kuttner, Ifflands Kollege in der Evangelischen Kirchengemeinde Ehrenfeld, nach vorn und bat um Verständnis für eine kurze Unterbrechung. Eben seien weitere Gäste eingetroffen, die Iffland ein Ständchen bringen wollten. Herein kamen die „Höhner“, sangen und spielten zur Freude der Gemeinde Stücke wie „Echte Fründe“ und „Alles verlore, noch lang nit am Engk.“

Sie kennen sich seit Jahren, Karl-Heinz Iffland und die Band um Henning Krautmacher. Durch das langjährige gemeinsame Engagement für das Kölner Arbeitslosenzentrum (KALZ) vor allem, dessen Vorsitzender Iffland seit 1986 ist. Und Folgeprojekte wie „Lore“ natürlich, das Restaurant für Berber, oder die Überlebensstation „Gulliver“ unter dem Hauptbahnhof. Denkt man noch die zahlreichen anderen Aktivitäten und Initiativen des Pfarrers, Diplom-Theologen und Diplom-Psychologen hinzu, dann wundert man sich als Außenstehender zuweilen schon, dass ihn seine Gemeinde überhaupt noch wiedererkennt.

Wirken auf vielen Ebenen
Denn nachdem er 1976 seine Ehrenfelder Pfarrstelle angetreten hatte, war Iffland auch als Geschäftsführer der Evangelischen Jugendhilfe Anna-Stiftung, als Obdachlosenseelsorger im Kirchenverband Köln und Region, als Lehrbeauftragter an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, und seit 2005 als Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland tätig. Er wirkte bei der Kölner Notfallseelsorge ebenso mit wie bei der Aus- und Fortbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern, führte nebenberuflich außerdem seine psychotherapeutische Praxis weiter. Das meiste oder sehr vieles lief – wohlgemerkt – gleichzeitig.

Großprojekte wie KALZ oder Gulliver
„Meine Mutter war Tänzerin am Stadttheater Oberhausen, daher weiß ich sehr gut, was ein Spagat ist“, erklärt Iffland diese Leistung lächelnd. Und wird dann ernst: „Die seelsorgerische Begleitung der Menschen in der Gemeinde war mir immer sehr wichtig, Bedingung für alle weiteren Aktivitäten war stets, dass ich dabei keine Abstriche machen musste.“ Wenn es darum ging, Großprojekte wie KALZ oder Gulliver zu stemmen, sei deshalb eines immer unerlässlich gewesen: fähige und engagierte Mitarbeiter und Mitstreiter zu finden, damit sich die Arbeit auf viele Schultern verteilt.

Das Bundesverdienstkreuz gab es 2009
Andererseits habe ihm die Situation in Ehrenfeld Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre auch kaum eine Wahl gelassen. Ein Strukturwandel hatte eingesetzt, die alteingesessenen Industriebetriebe schlossen die Tore oder verließen das Veedel. Viele Menschen im alten Arbeiterstadtteil verloren ihre Anstellung, und Arbeitslosigkeit war noch ein Tabu-Thema. Damals, sagt Iffland, der für sein Engagement 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, habe er ganz konkret vor der Haustür erfahren, dass Solidarität und Gerechtigkeit die Grundlagen jeder biblischen und christlichen Ethik seien. Aber auch das Presbyterium seiner Gemeinde habe die sozialen Probleme als Herausforderung verstanden und sich dafür eingesetzt, dass die Beratungseinrichtung KALZ als Pilotprojekt des Evangelischen Sozialwerks im damaligen Stadtkirchenverband Köln in Ehrenfeld angesiedelt wurde.

Wunsch nach Synodalbeauftragung
Heute, so Iffland, helfe ihm natürlich die Erfahrung aus den vergangenen vier Jahrzehnten, wenn es um politische Willensbildung geht oder um das Verständnis von Verwaltungsabläufen. Er kenne die maßgeblichen Akteure, habe Netzwerke aufgebaut. „Es wäre doch unsinnig, wenn das verloren ginge“, meint der 66-Jährige, der beispielsweise seinen Posten als Synodalbeauftragter des Kirchenkreises Köln-Nord für Obdachlosenseelsorge gern behalten würde und auch weiter für das KALZ und die Anna-Stiftung tätig sein möchte.

Predigt auf Farsi übersetzt
Aber auch seine Initiativen in der Gemeinde liegen ihm am Herzen. „Ich habe hier in den letzten sechs Jahren 250 Iraner aus ganz Nordrhein-Westfalen getauft, jeden Sonntag kommen rund 30 von ihnen in den Gottesdienst, Lesung und Predigt werden auf Farsi übersetzt.“ Das soll weiterlaufen, seine Gemeinde, die von früher einmal vier Pfarrstellen noch zweieinhalb behalten hat, sei damit derzeit aber überfordert, denn die halbe Stelle bleibe nach seinem Ausscheiden zunächst vakant. Nun hat Iffland schon einmal in der Bickendorfer Nachbargemeinde vorgefühlt, ob da nicht Interesse an den Iranern bestehe. Das kann er demnächst aus der Nähe weiterverfolgen, denn mit seiner Frau hat er ein neues Domizil nur ein paar Straßen weiter in Ossendorf gefunden: „Wir bleiben in dem Lebensumfeld, das uns fast 40 Jahre lang umgeben und geprägt hat, und in der Nähe der Menschen, mit denen wir uns freundschaftlich verbunden fühlen.“

Zehn Monate nach Lanzarote?
Vorübergehende Abwesenheit allerdings nicht ausgeschlossen. Die EKD entsendet nämlich Pfarrer in Touristenzentren, um dort Gottesdienste auf Deutsch anzubieten. Für den Ruheständler käme ein zehnmonatiger Dienst in Frage – auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote etwa, das könnte sich das Ehepaar Iffland gut vorstellen. Mit den vier Söhnen und ihren Familien kann man von dort aus ja skypen.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans