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Nah bei den Menschen sein – Viele Seelsorgeangebote im Rhein-Erft-Kreis in Zeiten von Corona und Kontaktsperren

Angst vor dem Coronavirus, vor dem finanziellen Ruin, der Einsamkeit oder die Trauer um einen lieben Menschen in Zeiten des Kontaktverbotes. Die seelischen Nöte von vielen Menschen sind in diesen Tagen größer denn je. Umso mehr sind die Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort gefragt und stehen für Fragen und das Besprechen von persönlichen Sorgen zur Verfügung. Auch Pfarrer Bernhard Seiger, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, zu dem auch große Teile des Rhein-Erft-Kreises gehören, beobachtet dies auch. „Es hängt sehr viel daran, wie deutlich in den Gemeinden auf die Telefonnummern der Pfarrerinnen und Pfarrer und die Möglichkeiten zum verstärkten Anrufen in dieser Zeit der Kontaktsperre hingewiesen wird“, berichtet er. „Viele Kolleginnen und Kollegen rufen von sich aus einzelne Menschen an, die sie bereits gut kennen. Das Telefon als Nähe schaffendes Kommunikationsmittel erlebt zurzeit eine echte Renaissance. Aus einem Krankenhaus hörte ich gestern: Die Telefonnummer des Krankenhausseelsorgers, der im Homeoffice arbeitet, ist zu ihm weitergeschaltet und weithin bekannt gegeben. Eine Krankenpflegerin hat den Pfarrer angerufen und dann gesagt: ‚Sie gehen ja sofort dran! Das hilft mir sehr zu wissen, dass ich Sie einfach anrufen kann. Das genügt mir für jetzt. Danke!‘“

Besonders schwierig ist die Lage für Menschen, die einen Angehörigen oder Bekannten verloren haben. Aufgrund des Kontaktverbotes gibt es auch Einschränkungen für Trauerfeiern. Gerade deshalb sind hier Pfarrerinnen und Pfarrer ganz besonders gefragt. „Die evangelische Kirche begleitet die Sterbenden und Angehörigen auch weiterhin in jedem Einzelfall, wenn das gewünscht wird“, erklärt Superintendent Bernhard Seiger. „Es werden Trauerfeiern mit Pfarrerinnen und Pfarrern auf den Friedhöfen durchgeführt, allerdings nicht mehr in den Trauerhallen, sondern aus Schutzgründen ausschließlich im Freien und unter strenger Beachtung des Abstandsgebotes. Die Trauerfeiern finden in kleinen Gruppen mit den engsten Angehörigen bis zu zehn Personen statt. Wir bitten alle Familien, diese Grenze zu achten. Wenn die behördlichen, gut begründeten Vorgaben nicht beachtet werden, entstehen auf dem Friedhof noch zusätzlich belastende Situationen, die jeder vermeiden will.“ Pfarrer Seiger empfiehlt, dass Angehörige einer Verstorbenen oder eines Verstorbenen den Bestatter bitten sollen, Kontakt zum örtlichen katholischen oder evangelischen Seelsorger*in aufzunehmen. Angehörige können die Pfarrerin oder den Pfarrer auch selbst gerne direkt anrufen. Er oder sie bespricht dann mit den Trauernden, wie der Abschied von einem vertrauten Menschen unter den gegenwärtigen besonderen Umständen gestaltet werden kann.

Doch auch die eigene Angst vor Corona und einer Erkrankung belasten viele Menschen schwer. Hierzu sagt Pfarrer Seiger: „Das Wichtigste ist, über die eigene Angst zu sprechen und nicht damit allein zu bleiben. Dabei bewähren sich die Menschen, zu denen vertraute Beziehungen bestehen und die einen gut kennen. Wenn es Krankheitssymptome gibt, gilt es natürlich, dies mit dem Hausarzt zu besprechen. Gerade das Thema „Unsicherheit und Suche nach Trost“ ist ein Thema, zu dem man gut seine Gemeindepfarrerin oder seinen Gemeindepfarrer anrufen kann. Im Gespräch wird gemeinsam nach Wegen gesucht, welche Gedanken, welche Rituale, welche Musik, welche Ideen helfen können, der Seele wieder mehr Halt zu geben.“ Darüber hinaus ist auch die Evangelische Telefonseelsorge rund um die Uhr an jedem Tag unter der kostenlosen Telefonnummer 0800-1110111 erreichbar. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind alle als Seelsorgerinnen und Seelsorger ausgebildet und helfen, dass niemand mit den eigenen Ängsten allein bleiben muss und jede Anruferin und jeder Anrufer auch hier ein offenes Ohr finden kann.

Text: APK
Foto(s): Annika Bocks