Mit dem Lutherzitat, dass „der alte Esel nicht zu mutwillig werde, und aufs Eis tanzen gehe“, hat Stadtsuperintendent Rolf Domning am Donnerstagabend in seiner Ansprache im überfüllten Kölner Dom die Karnevalisten gegrüßt. Bereits seit einigen Jahren wird der Auftakt zur Karnevalssession mit dem designierten Dreigestirn in einem ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom gefeiert. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte zusammen mit dem Kölner Stadtdechanten Monsignore Robert Kleine und Stadtsuperintendent Rolf Domning den Wortgottesdienst.
Von dem Lutherzitat schlug Stadtsuperintendent Rolf Domning in seiner Ansprache eine Brücke zum diesjährigen Karnevalsmotto: „Mer Kölsche danze us der Reih“. ‚Das Aus-der-Reihe-Tanzen‘ sei eine ur-protestantische Eigenschaft. „Bringt manches durcheinander, kann auch weitreichende Folgen haben, wie wir wissen“, sagte Domning wörtlich. „Man muss halt wieder zusammenfinden und das ein‘ oder andere Tänzchen wagen. Aber Vorsicht, mit Luther gesprochen, wenn es mit dem alten Esel durchgeht und er meint, er müsste das ‚Aus-der-Reihe-Tanzen‘ auch noch auf dem Glatteis vollführen, dann wird es kritisch. Das kann es nicht sein. Bei unserem diesjährigen Motto habe ich die Assoziation: Da ist wohl weniger an Solotanzen auf dem Eis gedacht worden, sondern eher an ein gemeinschaftliches ‚Aus-der-Reihe-Tanzen‘, mit Unterhaken, einander Festhalten und Schunkeln. Das ist es doch, was den Karneval in Köln so sympathisch, manchmal chaotisch und fröhlich macht.“
Doch Domning sieht hier auch Bezüge zur aktuellen politischen Situation. „Die Zeiten, in denen wir auch in Köln im Gleichschritt marschieren mussten, und wo diejenigen, die aus der Reihe tanzten, dorthin mussten, wo heute das NS-Dokumentationszentrum ist, sind hoffentlich wirklich vorbei.“ Vielmehr ist aus seiner Sicht das „Aus-der-Reihe-Tanzen“ eine gemeinsame Aktion und die sei auch gut ökumenisch. „Sich dabei festhalten, jet lache und joot drop sin. So macht das ‚Aus-der-Reihe-Tanzen‘ Spaß, nicht nur in der Ökumene“, so Domning wörtlich.
Kardinal Rainer Maria Woelki ging in seiner Ansprache ebenfalls auf das Karnevalsmotto der Session 2018 ein. Er ermutigte die Karnevalisten zu feiern, auch wenn es Ängste vor möglichen Anschlägen oder Übergriffen gebe. Aus seiner Sicht überwiegen eher die vielen Gründe, um dankbar, freudig und ausgelassen zu feiern. "Gott schenkt uns so viel, und er schenkt uns auch die Freude, die Musik, den Tanz", sagte der Erzbischof. Stadtdechant Monsignore Robert Kleine ging in seiner Ansprache auf zwei Strophen des Kirchenliedes „Großer Gott, wir loben dich“ ein, die von der Karnevalsgemeinde auf Kölsch gesungen wurden. Darin hieß es: „Dat all, wat Dich lovve kann, deit met uns sing Stemm erhevve, Minsche, Kinder, Frau un Mann, Engel die em Himmel levve, Aäd un Stääne, Planz un Dier, alles juhz zo Dinger Ihr. – Vater, Dich dä lenk un trüüs, welle meer hück jrad su lovve, wie dä Sonn, dä uns erlüs un uns föhrt zo Deer do bovve, ihren och der hell’je jeis, der uns jot zu leide weiß.“
Anschließend zogen die Karnevalisten, die mit vielen Tänzerinnen, Tänzern und Fahnenträgern gekommen waren, unter dem Segen aus dem Dom aus und gehen so der Session 2018 unter dem Motto „Mer Kölsche danze us der Reih“ entgegen.
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