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Nachrichten aus dem Rom e.V.: Beendigung der sozialen Gruppenarbeit in Porz

Seit April 2004 führte der Rom e. V. im Flüchtlingswohnheim Theodor-Heuss-Straße in Porz soziale Gruppenarbeit durch. Es handelte sich um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Jugendamt der Stadt Köln, dem Wohnungsamt und dem Rom e.V. und war Teil des Stufenplanes der Stadt Köln zur Verhinderung von Jugendkriminalität. Durch Eingliederung von Kindern zwischen 7 und 14 Jahren in pädagogische Institutionen wie Schule, Jugendzentren etc. sollte ihr Sozialverhalten gefördert und Kriminalität verhindert werden.


Unterstützung zur Verbesserung der Lebens- und Lernsituation der Kinder
Die MitarbeiterInnen des Rom e. V. unterstützten die Kinder bei ihren täglichen Hausaufgaben und planten Freizeitangeboten für die im Heim lebenden Romakinder. Über die Arbeit mit den Kindern hinaus boten die MitarbeiterInnen am Vormittag den Familien im Haus ihre Unterstützung zur Verbesserung der Lebens- und Lernsituation der Kinder an. Sie berieten, dolmetschten und vermittelten in andere Dienste, begleiteten bei medizinischen Spezialuntersuchungen oder hörten einfach nur zu. Viele Kontakte zu Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden und Jugendzentren wurden geknüpft. Besonders mit dem nahe gelegenen Jugendzentrum Arche Nova bestand eine enge Zusammenarbeit; so wurde beispielsweise eine interkulturelle Rap-Gruppe gegründet.


Große Erfolge bei der Integration der Kinder
Im Rom e. V. wird grundsätzlich nach dem ganzheitlichen Ansatz gearbeitet. Die Kinder werden nicht ohne ihre Familien, die Familien nicht ohne ihr soziales Umfeld und die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen gesehen. Zweieinhalb Jahre lang hat der Rom e. V. auf der Grundlage dieses in der Sozialarbeit üblichen Ansatzes erfolgreich in Porz gearbeitet. Grade im letzten Jahr konnten große Erfolge, etwa in der „Beschulung“ der Kinder und ihrer Integration in den Stadtteil erzielt werden. Bei schulischen Schwierigkeiten suchten sowohl LehrerInnen als auch Eltern den Rat der Mitarbeiter der sozialen Gruppenarbeit Statt die soziale Gruppenarbeit für eine intensive Koopera-tion zu nutzen, beschwerten sich in der letzten Zeit jedoch immer häufiger bestimmte Mitarbeiter des Wohnungsamtes, dass ihnen durch den Rom e. V. ihre Arbeit weggenommen würde. Bei Gesprächen zwischen allen Beteiligten konnte keine Einigkeit erzielt werden, die unterschiedlichen Auffassungen wurden immer deutlicher.

Gerangel um Kompetenzen
Der Rom e. V. bedauert diese Entwicklung sehr, zumal die Arbeit der MitarbeiterInnen in Porz zwei Jahre lang für die Kinder und die Familien eine große Unterstützung war. Die Arbeit in dem heruntergekommenen Flüchtlingswohnheim mit den zumeist psychisch stark belasteten oder kranken Familien ohne konkrete Aufenthaltsperspektive ist für die MitarbeiterInnen des Rom e. V. ohnehin schwierig genug. Ein zusätzliches Gerangel um Kompetenzen und sinnlose Auseinandersetzungen mit den Kooperationspartnern ohne deren ehrliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit macht eine Fortsetzung der Arbeit unmöglich. Bedingung seitens der Kooperationspartner für die Fortsetzung der Arbeit des Rom e. V. war einerseits die Beschränkung auf eine ausschließlich auf die Kinder beschränkten Arbeit ohne Einbeziehung der Familien und des sozialen Umfeldes. Darüber hinaus sollte auch die bisherige Stundenzahl der sozialen Gruppenarbeit stark reduziert werden. Beides ist für uns inakzeptabel. Der Rom e. V. hat sich daher entschieden, die soziale Gruppenarbeit in Porz zum 30.09. zu beenden.

Abschied für die Familien im Wohnheim
Ende September fand noch ein Abschiedsfest für die Familien im Wohnheim, MitarbeiterInnen des Rom e. V. und LehrerInnen der Kinder statt. Life-Auftritte der Roma-Kinderband und der Rap-Gruppe sowie das reichhaltige Buffet mit Roma-Spezialitäten sorgten zwar für gute Stimmung. Dennoch war die Enttäuschung unter den WohnheimbewohnerInnen und das Unverständnis seitens der LehrerInnen über das durch die Stadt erzwungene Ende dieses erfolgreichen Projektes groß.

Der Rom e.V.
Seit 2004 beteiligte sich der Rom e.V. an den pädagogischen Projekten, die die Stadt Köln und Land NRW für Roma Straßenkinder einrichteten. Der Verein ist einerseits in Heimen aktiv und betreibt vor allem das Modellprojekt „Amaro Kher“.
Den geschäftsführenden Vorstand des Rom e.V. bilden die evangelische Pfarrerin im Ruhestand, Renate Graffmann, Doris Schmitz und Elisabeth Klesse. BeisitzerInnen sind Bozena Königsfeld, Kurt Holl und Günther Wallraff.
Neben der sozialen und der politischen Arbeit baute der ROM e.V. seit 15 Jahren ein Archiv und Dokumentationszentrum auf, das mittlerweile die größten Sammlungen in Europa zur Geschichte und Kultur der Roma besitzt. Es berät ständig Journalisten Studenten, Politiker und Verbände, die seriöse Informationen zum Thema suchen. Es wurde 1999 von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse eröffnet.

Text: Rom e.V.
Foto(s): Rom e.V.