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Musikalisches Experiment in der Basilika St. Aposteln: „Zur größeren Ehre Gottes“ begegnen sich Sufi-Mystik und gregorianischer Choral am 1. Juni


Ein spannendes musikalisches Experiment erwartet die Gäste am kommenden Sonntag, 1. Juni, ab 16 Uhr in der Basilika St. Aposteln am Neumarkt in der Kölner Innenstadt. „Zur größeren Ehre Gottes“ begegnen sich dann das Sufi-Ensemble der DITIB-Moschee in Ehrenfeld und die Ökumenische Choralschola Köln. Während das DITIB-Ensemble klassische Sufi-Musik spielen wird, gibt die Choralschola gregorianische Gesänge zum Besten.


Ökumenischer Verbund „Kirche(n) am Neumarkt“ lädt ein
Dass die Basilika St. Aposteln Veranstaltungsort ist, hat einen ganz pragmatischen Hintergrund: sie ist die größte der „Kirchen am Neumarkt“, die seit langen Jahren kooperieren, wie Christoph Biskupek, Pfarrer an St. Aposteln, erläutert. Der ökumenische Pfarrverbund „Kirchen am Neumarkt“, dazu gehören noch die evangelische Antoniterkirche und St. Peter an der Jabachstraße, lädt gemeinsam mit der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) und der evangelischen Melanchthon-Akademie zu dem Konzert mit Rezitationen aus Bibel und Koran ein.

Am Neumarkt gibt es mehr als nur Kommerz
„Wir wollen zeigen, dass es rund um den Neumarkt noch mehr gibt als nur Kommerz. Es gibt Kultur, ja, es gibt sogar Religion hier. Mit der Veranstaltung am Sonntag gehen wir dann sogar über die Ökumene hinaus und werden interreligiös“, sagt Biskupek. „Es muss zwischen den beiden monotheistischen Religionen einfach mehr geben als den Streit über die Höhe der Minarette der geplanten Moschee in Ehrenfeld oder die Randale im Ehrenfelder Bezirksrathaus. Wir haben ein gemeinsames Fundament der Gottesverehrung. Und wir haben Gemeinsamkeiten im mittelalterlichen Gesang – hier die Gregorianik, dort die Sufi-Musik“, fuhr der Pfarrer fort und erinnerte daran, dass seit 1000 Jahren in St. Aposteln gregorianische Gesänge erklängen. Nach dem Zweiten Vaticanum sei diese Tradition unterbrochen worden, nun werde aber wieder jeden Sonntag ein gregorianisches „Amt“ gesungen.

Für Köln ist dies eine Premiere
Bekir Alboga, Referatsleiter für Dialog und Zusammenarbeit der DITIB, erinnerte sich an seine Zeit in Mannheim und die Arbeit in der dortigen Moschee. Schon Mitte der 90er Jahre habe man dort eine ähnliche Veranstaltung mit großem Erfolg organisiert. Für Köln sei „Sufi-Musik trifft Gregorianik“ eine Premiere. „Uns eint, dass wir die Schönheit Gottes zeigen wollen, indem wir ihn anrufen, auch mit Musik“, erklärte Alboga die Gemeinsamkeiten der beiden Religionen. Und zur Sufi-Musik hat Alboga eine ganz besondere Beziehung: „Wenn ich nicht Islamwissenschaftler geworden wäre, wäre ich heute ein tanzender Derwisch.“

„Jedes Detail des Programms ist genau durchdacht“
Das Sufi-Ensemble wird am Sonntag mit etwa zehn Musikern in St. Aposteln einziehen. „Jedes Detail des Programms ist genau durchdacht“, erklärte Dr. Bertold Höcker, Pfarrer an der Antoniterkirche und Leiter der Choralschola. Symmetrie lautet das Zauberwort. So werden sich Rezitationen aus Bibel und Koran abwechseln, der Einzug des Sufi-Ensembles wird begleitet von einem gregorianischen Gesang, und Biskupek wird ein Grußwort auf Türkisch sprechen, ein DITIB-Vertreter wird auf Deutsch antworten. „Konsequente Mehrsprachigkeit“ nennt Höcker das.

Grußwort von Oberbürgermeister Schramma
Die gregorianischen Gesänge am Sonntag entstammen der Blütezeit der Choräle aus der Zeit des 11. bis 13. Jahrhunderts. „Sie sind die Choräle des ungeteilten Christentums“, so Höcker. Im Anschluss an die Veranstaltung werden Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma und ein hochrangiger DITIB-Vertreter in der Aula von St. Aposteln ein Grußwort sprechen. „Danach wollen wir uns geistlich begegnen und miteinander sprechen ohne Streit über Minarette“, fasst Höcker die Ziele des Nachmittags noch einmal zusammen.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann