Kultursensibel in zwölf Sprachen: Das Modellprojekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“ unterstützt ältere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und ihre Familie im Bereich Gesundheit, Pflege und Palliative Care. „Ich freue mich sehr darauf, vor allem älteren Menschen mit Migrationshintergrund eine Stimme zu geben,“ sagt Amal Almakhfi. Sie ist eine von insgesamt acht „Brückenbauer*innen“, die seit Februar beim Diakonischen Werk Köln und Region für das Modellprojekt „Brückenbauer*innen Palliative Care“ angestellt sind.
1976 im französischen Straßburg geboren, kam Amal Almakhfi eine Woche nach ihrer Geburt nach Köln zu ihren Großeltern, die aus Marokko stammen. Sie selbst spricht neben Deutsch auch fließend Französisch und Arabisch. „Hauptsächlich durch meine Großeltern weiß ich, wie schwer es ist, die Landessprache zu sprechen.“ Ihre Kollegin Nurten Celiköz ist in der Türkei geboren und kam mit drei Jahren nach Deutschland, wo ihr Vater schon als „Gastarbeiter“ lebte. Sie freut sich, „dass das Diakonische Werk eine Tür geöffnet hat, kultursensibler zu arbeiten.“ Als Brückenbauerin will sie Familien mit türkischem Migrationshintergrund in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Palliativ Care beratend unterstützen. Ihr größtes Ziel ist „eine positive erfolgreiche Verbindung zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten zu ermöglichen.“
Die Kölner „Brückenbauer*innen“, sieben Frauen und ein Mann, haben alle eine eigene Zuwanderungsgeschichte und sprechen insgesamt zwölf Sprachen: neben Deutsch auch Albanisch, Arabisch, Aserbaidschanisch, Berberisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Katalanisch, Kurdisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Sie unterstützen pflegebedürftige, schwerstkranke und sterbende Menschen, die ebenfalls eine Zuwanderungsgeschichte haben und im Alter oftmals die mühsam erlernten Deutschkenntnisse wieder vergessen. Bei Hausbesuchen und Gesprächen im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz begleiten sie und vermitteln sprachlich und kultursensibel. Schon seit September werden sie zu vielen Themen in den Bereichen Gesundheit, Hospiz und Palliativpflege sowie Migration, Kommunikation und Sprachmittlerschaft geschult.
Menschen aus 183 Nationen
In Köln leben Menschen aus 183 Nationen. Daher wird die Beratung, Begleitung und Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in Hospizen und in der Palliativpflege an Bedeutung gewinnen. Das neue Projekt will pflegebedürftige Menschen mit Zuwanderungsgeschichte besser erreichen und informieren, um ihnen einen gleichberechtigten Zugang zu Pflege-, Hospiz- und Palliativversorgung zu ermöglichen. Das Angebot der „Brückenbauer*innen Palliative Care“ ist für Patientinnen und Patienten kostenfrei. Das Modellprojekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit in den Städten Köln und in Berlin gefördert.
Irana Hüseynova ist in Baku, der Hauptstadt von Aserbeidschan geboren und in den 1990er Jahren während des Bergkarabach-Krieges nach Deutschland geflohen. Sie freut sich auf die Arbeit als Brückenbauerin, weil sie seit vielen Jahren mit Senioren aus ehemaligen Sowjetrepubliken arbeitet und deren Schwierigkeiten sieht bei Facharzt- oder Krankenhaus-Terminen. „Besonders ältere Menschen verlieren mit zunehmendem Alter ihre Deutschkenntnisse. Oft springen als Dolmetscher Nachbarn oder Bekannte ein, die selber nur schlecht Deutsch verstehen.“ Sie hofft, „dass sie sich mit meiner Hilfe sicherer fühlen und medizinische Angebote besser in Anspruch nehmen können.“
Sohaila El-Jorroudi Askali, in Marokko geboren, ist mit 20 Jahren nach Spanien und vor sechs Jahren nach Deutschland ausgewandert. Sie freut sich darauf „Menschen zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen.“ Und der einzige Mann in der Runde, Daham Abdulghani, geboren in Syrien, erinnert sich noch gut daran, dass er anfangs kein Deutsch sprechen konnte und das Gesundheitswesen nicht verstand: „Ich hatte so viele Schwierigkeiten, wenn ich meine Eltern in das Krankenhaus begleitet habe. Deswegen bin ich heute so froh mit dieser Arbeit, weil sie für die diejenigen, die ähnliche Schwierigkeiten haben, sehr hilfreich ist.“
Foto(s): Diakonisches Werk Köln und Region