Der Unterschied an Erfahrung im Amt lässt sich mit einem Satz abbilden: Als Andreas Wener zum ersten Mal Presbyter wurde, war Annika Scheithe noch nicht geboren.
Vor 25 Jahren wurde Wener erstmals Mitglied des Leitungsgremiums der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal. Er war zuvor schon im Taunus in der Kirche aktiv. „Dann ließ das ein bisschen nach, wie bei so vielen. Und mit den Kindern fing es wieder an“, erinnert er sich. 1989 und 1992 wurden die Kinder geboren, die Familie wohnte in Lindenthal.
Über den Kindergarten zum Presbyterium
Über den Umweg einer Krabbelgruppe in Klettenberg erhielt eines der Kinder einen Platz in der Kita der Gemeinde Lindenthal. „Da gab es eine Elterngruppe, die von Pfarrer Armin Beuscher mit organisiert wurde. Die Väter zelteten mal mit ihren Kindern am Wochenende. Und so bin ich in die Gemeinde hineingewachsen.“
Dann sei er relativ schnell gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, im Presbyterium mitzuarbeiten. Konnte er. „Ich wurde Jugendkirchmeister. Das passte auch gut zu meinem damaligen Lebensabschnitt.“ Nach und nach kamen neue Aufgaben hinzu. Etwa im Synodalen Jugendausschuss des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte und in dessen Kreissynodalvorstand. Und im Aufsichtsrat der ev-angel-isch gGmbh, einem Kooperationsprojekt der Kirchenkreise Köln-Mitte und -Nord.
Jugendarbeit zu Finanzen
Werner möchte sich während seiner Amtszeit Schritt für Schritt aus der Jugendarbeit zurückziehen. Nach der konstituierenden Sitzung des neuen Presbyteriums, die in Kürze ansteht, möchte er sich dem Thema Finanzen widmen. Aber ganz lassen kann er von der Jugendarbeit doch nicht: „Bei der ,Kirche kunterbunt‘ bin ich natürlich weiter mit dabei. Und bei den Konfi-Fahrten selbstverständlich auch.“
Aber im Jugendzentrum der Gemeinde sollten jetzt mal Jüngere ran. Dort habe es während seiner Amtszeit große Veränderungen gegeben. Weil die Schulen die Nachmittagsbetreuung stark ausgebaut hätten, sei es für die Jugendzentren zunehmend schwieriger geworden, für Jugendliche attraktiv zu bleiben. „Und wenn man dann sieht, was die Kinder und Jugendlichen in Lindenthal sonst noch machen können: Sport, Musik und so weiter. Die haben das volle Bespaßungsprogramm.
Konfirmandenunterricht
Wir versuchen, über die Konfi-Arbeit die Jugendlichen im Jugendzentrum anzubinden.“ Armin Beuscher habe sehr erfolgreich den Konfi-Unterricht verändert. „Es gibt jetzt nicht mehr wöchentlich eineinhalb Stunden Unterricht. Das Ganze findet statt an einem Samstag pro Monat und als Projektarbeit. Dieser Unterricht werde von Teamerinnen und Teamern begleitet, die sich als ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden weiter engagierten. Da habe man in Lindenthal Glück gehabt, dass einige in Köln geblieben seien und dort studierten. „Aber die Teamer-Situation ist nichts Statisches. Da gibt es ein Auf und Ab. Man muss optimistisch bleiben. Irgendwas ergibt sich immer.“
Gottesdienst und Glaubensarbeit
Die Zahl der Gottesdienstbesucher wird in Lindenthal akribisch verfolgt. „Unser Pfarrer ist statistik-affin“, weiß der Presbyter. Jeden Sonntag wird gezählt. Und die Zahlen sind seit Jahrzehnten stabil, verweist Wener auf eine Besonderheit im Vergleich zu manch anderer Gemeinde.
Konkrete Ziele für die nächsten vier Jahre für das Presbyterium kann er noch nicht nennen. „Wir müssen jetzt mal ein bisschen durchatmen“, sagt er mit Verweis auf die Bauprojekte, die die Gemeinde in den vergangenen Jahren realisiert habe: Der neue Kindergarten in Deckstein hinter der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche und auf dem Gemeindeareal am Lindenthalgürtel. „Vielleicht widmen wir uns im Presbyterium verstärkt der Glaubensarbeit.“
Nachwuchs – Ein Selbstgemachtes Problem
Sorgen macht ihm dass Pfarrerin Ulrike Gebhardt und Pfarrer Armin Beuscher in überschaubaren Zeiträumen in den Ruhestand treten. „Wenn man die Prognosen der Landeskirche über die Pfarrstellenzahl 2030 liest, kann einem angst und bange werden. Der vorhergesagte Rückgang der Kirchensteuereinnahmen ist da gar nicht so dramatisch. Es studieren einfach viel zu wenige angehende Pfarrerinnen und Pfarrer“, sagt Wener und kennt auch den Grund: „Das ist ein selbstgemachtes Problem.
Die Landeskirche hat vor zehn Jahren das Signal ausgesandt, das Theologie-Studium mache keinen Sinn, weil man nicht das Geld habe, um Pfarrer und Pfarrerinnen einzustellen. Jetzt müsste man eigentlich das gegenteilige Signal senden. Aber dazu fehlt wohl der Mut angesichts der ungewissen Finanzen.“ Na ja, resümiert er zum Schluss: „Man muss optimistisch bleiben. Das gehört ja auch zum Glauben.“
Getauft und ins Presbyterium eingeführt – Annika Scheithe
Gründe für Weners Optimismus liefert Annika Scheithe. Die Mathematik-Studentin an der Uni Köln wurde jüngst in das Presbyterium gewählt. Ihr Weg ins Amt war genauso unkompliziert wie bei Wener: „Armin Beuscher hat mich gefragt. Und da war Neinsagen für mich keine Option. Ich fühle mich geehrt, in dem Gremium mitzuarbeiten.“ Sie möchte unter anderem gemeinsam mit Melanie Hake die Jugendarbeit ausbauen.
„Ich fühle mich einfach wohl in der Gemeinde und hoffe, dass ich mitwirken kann, sie für Jugendliche noch interessanter zu machen.“ Sie muss jetzt erstmal schauen, wie das Presbyterium arbeitet und sich dort einfinden. Armin Beuscher und sie verbindet übrigens eine zumindest für Annika Scheithe lebenslange Geschichte. Er hat sie getauft.
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Foto(s): Celia Körber-Leupold