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Kongress der Allianz für Weltoffenheit in Köln

Unter dem Leitthema „Gemeinsam für gelebte Demokratie“ hat am Donnerstag der erste Kongress der Allianz für Weltoffenheit in Köln stattgefunden. Im Mittelpunkt stand dabei das Engagement von Initiativen, die sich tagtäglich für eine demokratische, gerechte, freie und weltoffene Gesellschaft einsetzen. Die rund 350 Teilnehmer tauschten sich in mehreren Diskussionsforen und bei einem Markt der Möglichkeiten darüber aus, wie sich die Begeisterung für Demokratie und Pluralismus gerade auch unter schwierigen Bedingungen wachhalten lässt. Die neun Allianz-Partner verbindet ein gemeinsames Anliegen: „Wir wollen Demokratie und Rechtsstaat stärken, wir stehen für Solidarität und Weltoffenheit.“

Die Schirmherrschaft für den Kongress hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernommen. In seinem Grußwort, das verlesen wurde, brachte der Bundespräsident seine Unterstützung für das Engagement der Allianz zum Ausdruck: „Dieser Kongress der ‚Allianz für Weltoffenheit‘ setzt ein Signal gegen Gleichgültigkeit, Trägheit und Teilnahmslosigkeit. Und er macht klar: In unserem Land gibt es viele Mutige, die gemeinsam für die Sache der Demokratie streiten, ganz egal, woher sie kommen, welcher Religion oder Kultur sie sich zugehörig fühlen. Es sind viele, die sich tagtäglich um mehr kümmern als nur um sich selbst, die Verantwortung übernehmen und sich einsetzen für eine freie und weltoffene Gesellschaft.“ Bundespräsident Steinmeier wünschte den Teilnehmern, dass sie voneinander lernen und neue Ideen entwickeln können.

In der ersten Podiumsdiskussion beleuchteten Spitzenvertreter der Allianz, aus welcher Motivation heraus sie gemeinsam für gelebte Demokratie eintreten. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann, betonte: „Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts ist Voraussetzung für solidarische, weltoffene und demokratische Gesellschaften in Europa. Demokratie und soziale Gerechtigkeit müssen in Zeiten eines rasanten gesellschaftlichen Wandels immer wieder neu erarbeitet und erstritten werden. Dafür braucht es ein starkes und überzeugendes zivilgesellschaftliches Engagement, auch um Nationalismus, Protektionismus oder gar Menschenfeindlichkeit in die Schranken zu weisen. Dafür macht sich der Demokratiekongress stark und wird ein positives Zeichen setzen.“

Für den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, stand im Vordergrund: „Der Zentralrat der Juden in Deutschland tritt für ein respektvolles und tolerantes Miteinander aller Religionsgemeinschaften sowie für den Schutz gesellschaftlicher Minderheiten ein. Mit Gleichgültigkeit gewinnen wir den Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus nicht. Es wird Zeit, dass die gesamte Gesellschaft aufsteht gegen den Rechtsruck in Deutschland und Europa.“

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Irmgard Schwaetzer, hob hervor: „Die Würde des Menschen muss jederzeit unantastbar bleiben. Dazu braucht es Respekt und Toleranz. Diese Werte sind nicht selbstverständlich. Sie müssen immer wieder neu gelernt werden. Demokratie ist ein nie beendeter Lernprozess. Daran mitzuwirken sehen Kirchen als ihre Aufgabe an.“

In einem weiteren Panel wurde kontrovers der Frage nachgegangen, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Ausgangspunkte waren dabei die Herausforderungen der repräsentativen Demokratie, die öffentliche Debatte rund um Themen der Integration sowie der Versuch der Rechtspopulisten, Feindbilder zu etablieren. Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Stefan Heße (Hamburg), brachte die kirchliche Position auf den Punkt: „Wenn Ressentiments geschürt und Hassparolen skandiert werden, darf die Kirche nicht neutral bleiben. Als Christen sind wir dazu berufen, für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit einzutreten. Deshalb ist es uns ein Herzensanliegen, schutzsuchenden Menschen mit Wertschätzung zu begegnen und ihnen echte gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.“

Am Nachmittag boten mehrere „Barcamp-Sessions“ den Teilnehmern die Möglichkeit, die Themen des Kongresses zu vertiefen, voneinander zu lernen und neue Ideen zu entwickeln. Im Fokus standen dabei u.a. Bildungschancen für Geflüchtete, Argumente gegen Stammtischparolen, der kirchliche Umgang mit rechtspopulistischen Tendenzen sowie das gewerkschaftliche Eintreten für Respekt und Solidarität.

Zu den Gründungsmitgliedern der „Allianz für Weltoffenheit, Solidarität, Demokratie und Rechtsstaat – gegen Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und Gewalt“ gehören: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Deutsche Bischofskonferenz, Deutscher Gewerkschaftsbund, Deutscher Kulturrat, Deutscher Naturschutzring, Deutscher Olympischer Sportbund, Evangelische Kirche in Deutschland, Koordinierungsrat der Muslime und Zentralrat der Juden in Deutschland.

Text: Joern Neumann / EKD
Foto(s): EKD/APK