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Jubiläum in Kürten: Die Protestanten in Kürten kauften vor 300 Jahren das Pastoralgut Delling, 100 Jahre älter ist das „Christliche Hausbuch“ der Gemeinde

Altes Hausbuch zum Jubiläum restauriert
Das Buch wiegt etliche Kilogramm, ist eindrucksvoll in Schweinsleder gebunden und stammt von 1618. Trotzdem sieht es gewissermaßen aus wie neu. Kein Wunder: Das fast 400 Jahre alte Christliche Hausbuch, das der Evangelischen Kirchengemeinde Delling in Kürten gehört, ist frisch restauriert. Den Gemeindemitgliedern wurde es – und das ist kein Scherz – am 1. April das erste Mal präsentiert.

300 Jahre evangelisches Delling
Anlass war das Jubiläum der örtlichen Protestanten. Vor 300 Jahren hatten die Vorfahren der heute hier lebenden Protestanten das Pastoralgut Delling käuflich erworben und damit den Bestand der Gemeinde auf Dauer gesichert. Pfarrer Ralph Knapp erinnerte im Rahmen eines Empfangs an die kargen Zeiten, in denen die Gläubigen es schafften, das zum Verkauf stehende Gut 1707 zu erwerben. In ihm hatten sie bereits 85 Jahre lang unter der Obhut des Gutsherrn Gottesdienste feiern dürfen, denn auf dem freiadeligen Gut konnte der Gutsherr – frei nach dem „Alten Fritz“ – bestimmen, „nach welcher Facon man selig würde“. Gegründet hatte sich die kleine Gemeinde im benachbarten Olpe bereits 1582. Als nun 1707 das Gut verkauft werden sollte, war der Status der evangelischen Gemeinde aufs Höchste gefährdet. „Durch eine beeindruckende Mischung aus persönlichem Engagement und Hilfe, die der kleinen Gemeinde von auswärts zuteil wurde“, sei es ihr tatsächlich gelungen, das Land samt Gebäuden zu erwerben, berichtet Pfarrer Ralph Knapp. Ein „kleines Wunder“ sei das gewesen.

Vom Gutshaus zum Gemeindehaus
Bis heute ist das Terrain in protestantischer Hand. Es entstand 1724 eine Schule (heute Wohnhaus), 1802 der evangelische Friedhof (jüngst erweitert) und 1834 die Kirche – ein Geschenk des Preußenkönigs. Das Gutshaus, das heute als Gemeindehaus dient, war ursprünglich der erste Kirchenraum der Kürtener Protestanten. Vermutlich hätten diese dort das alte Christliche Hausbuch für ihre Gottesdienste verwendet, sinniert der Pfarrer, denn damals seien seine Kollegen rar und die Pfarrstellen oft verwaist gewesen. Das Buch, das er im Gemeindearchiv entdeckte, hat übrigens eine Widmung. Sie verrät, dass ein „Kantor Jörgens“ aus Köln es am 30. März 1730 der Gemeinde überließ. Die Bergisch Gladbacher Buchbinderei von Heinz Posselt hat es für rund 1.500 Euro restauriert und es kürzlich auf der Messe Ecclesia als Beispiel ihrer Kunst ausgestellt. Das Geld, merkt Pfarrer Ralph Knapp an, sei übrigens nicht aus Kirchensteuern aufgebracht worden, sondern durch gemeindeeigene Einnahmen und Spenden über den Delling e.V. „Der nächste Schritt ist, das Buch in geeigneter Form zu präsentieren.“ Bis dahin ruht es im Safe.

Text: Ute Glaser
Foto(s): Ute Glaser