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Der Turm der Christuskirche bleibt erhalten

Katholiken zählen zuweilen anders. Für Protestanten ist der Turm der Christuskirche mit seinen 77 Metern der zweithöchste Kirchturm in ganz Köln, doch die katholischen Kollegen sind anderer Meinung: Der Dom habe schließlich zwei Türme, deshalb rutsche der Turm der Christuskirche auf Platz drei. Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, erzählte die Anekdote auf der Pressekonferenz zum Umbau des Gotteshauses am Stadtgarten und stellte jedenfalls klar: Der Turm bleibt erhalten.

Zu lange Provisorium
Die in den Jahren 1891 bis 1894 als neogotische Hallenkirche erbaute Christuskirche symbolisierte seinerzeit den Stolz der aufstrebenden evangelischen Gemeinde. Nachdem sie im Zweiten Weltkrieg bis auf den Turm, die Orgelempore und den Keller zerstört worden war, entstand dort 1951 eine schlichte Hallenkirche, die aber von Anfang an als Provisorium gedacht war. Nach Jahrzehnten der Diskussion soll dieses Kirchenschiff auf der Grundlage eines Presbyteriums-Beschlusses vom Oktober 2011 nun endlich niedergelegt und durch ein neues ersetzt werden, in dem 199 Gottesdienstbesucher Platz finden werden.

Wohnungen, Büros und ein Gemeindezentrum
Zu dem insgesamt 9,1 Millionen teuren Projekt gehören aber vor allem zwei fünfgeschossige Gebäuderiegel, die den neuen, kleineren Kirchbau zu Füßen des denkmalgeschützten Turms einschließen sollen. Zugleich werden sie aber jeweils annährend die doppelte Länge haben. Auf zusammen 3400 Quadratmetern sollen dort 21 Wohnungen, ein neues Gemeindezentrum sowie – in den unteren beiden Geschossen – Büros und Gewerbeflächen untergebracht sein. Auch eine Tiefgarage mit 28 Stellplätzen und ein Gemeindegarten mit Spielplatz auf der Freifläche zwischen den Gebäuderiegeln sind vorgesehen.

Festtage zum Abschied
„Bei der Zahl der Gemeindeglieder verzeichnen wir einen leichten Zuwachs – gegen den Trend“, sagt Pfarrer Bonhoeffer, der die Modernisierung der Kirche mitten im beliebten Belgischen Viertel am Stadtgarten durchaus als Zeichen versteht. Dass die Umgestaltung bei Gemeindegliedern und Nachbarn auch andere Gefühle weckt, bekannte Pfarrer Christoph Rollbühler: „Um den Abschied und den Übergang zu erleichtern, werden wir deshalb vom 5. bis zum 15. September Festtage veranstalten.“ Dann stehen unter anderem ein Mitsingkonzert, eine Führung mit Turmbesteigung und eine Grusel-Lesung auf dem Programm. Ein Höhepunkt wird der Festgottesdienst am Sonntag, 15. September unter der Überschrift „Vertraut den neuen Wegen“ unter Leitung von Pfarrer Rollbühler und Pfarrerin Eva Esche sein.

Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft
Während der Festtage ist in der Kirche zudem die Ausstellung „Die Christuskirche – von 1894 bis 2015“ zu sehen, die historische Funde aus dem Archiv zeigt und bereits Blicke in die Zukunft wirft. Und das legendäre „Basement“ im ebenfalls denkmalgeschützten Keller des Gotteshauses, wo in den vergangenen 34 Jahren Konzerte, Feste und Partys stattfanden, wird sich am 13. September mit einem Konzert des Drago Riter Ensembles verabschieden: Die Räume werden künftig für Gemeindezwecke genutzt.

www.christuskirche-mitten-im-leben.de
Die Gemeinde wartet nun auf die Baugenehmigung der Stadtverwaltung, die wohl Mitte September eintreffen wird, die Abrissarbeiten könnten dann am 1. Oktober beginnen. Für die Bauarbeiten ist eine Dauer bis zum Frühjahr 2015 eingeplant. Für mögliche Interessenten: Die Höhe der Miete wird sich an der Umgebung orientieren und etwa 13 bis 14,50 Euro pro Quadratmeter betragen. Die Gemeinde teilt außerdem mit, dass die neue Webseite www.christuskirche-mitten-im-leben.de seit Kurzem online ist. Dort sind Informationen zu den anstehenden Terminen zu finden und viel Wissenswertes zu Geschichte und Zukunft der Christuskirche.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans