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Interkulturelle Woche Köln 2008: Im Diakonie-Jugendhaus „Treffer“ in Buchheim „reisten“ Kinder nach Afrika

Aus dem Obergeschoss des „Treffer“ drangen afrikanische Klänge ans Ohr. Kleine und große Gäste folgten der „Quelle“. Allmählich füllten sie den mit großen farbigen Tüchern ausgehängten Raum, ließen sie sich auf den bequemen Sitzmöbeln nieder. Vor der Stirnwand entfaltete sich eine bunte Mischung aus kenianischem Schmuck, Schnitzarbeiten und anderem landestypischen Kunsthandwerk. Dazwischen Fotografien vom südlichen Afrika: als Papierabzüge und Projektionen. Sie zeigen Menschen im Alltag, beim Essen, Spielen…, sie zeigen Flora und Fauna. Gemalte Bilder, Fahnen, Landkarten ergänzten die bunte Ansammlung.

„Treffer“ heißt das im April 2008 eingeweihte Jugendhaus des Diakonischen Werkes des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region im rechtsrheinischen Stadtteil Buchheim. Im Rahmen der Interkulturellen Woche Köln lud der Diakonie-Fachdienst Migration dort Fünf- bis Zwölfjährige mit ihren Eltern zu einer (Geschichten-)Reise nach Afrika ein. Die Durchführung lag in den Händen von „Mwangaza“ (Licht, das den Weg weist). „´Mwangaza´ ist ein Kooperationsprojekt zur Gesundheits- und Sozialberatung für in Köln und Umgebung lebende Frauen aus Afrika“, erläutert Martina Hille, Flüchtlingsberaterin der Diakonie. Beteiligt an dem Unterstützungsprojekt ist neben dem Diakonischen Werk Köln die Frauenklinik der Uni Köln und das städtische Gesundheitsamt.

„Was wisst Ihr überhaupt von Afrika?“, wandte sich die landestypisch gekleidete Hélène Batimona an die zwanzig meist jungen Gäste. Gemeinsam mit ihrem neunjährigen Sohn Beni betätigte sich die Sozialberaterin mit kenianischen und kongolesischen Wurzeln als „Reiseführerin“ und Geschichtenerzählerin. Antworten auf ihre Eingangsfrage kamen prompt: Da ist es sehr heiß, dort ist Natur, da sind die Menschen arm, da haben Kinder einen langen Schulweg – „vielleicht eine Stunde“. Und dass Afrika kein Land, sondern ein entfernter Kontinent im Süden ist, das wussten fast alle der Zuhörenden.

Nachdem sie sich an frisch zubereitetem, heiß begehrtem Popcorn – „süß oder salzig“ – gelabt hatten, war die Reihe an Beni. Er ließ die Gästeschar die „Big Five“ erraten. Damit sind die „fünf großen“ Tiere Afrikas gemeint: Löwe, Leopard, Büffel, Nashorn und natürlich Elefant. „All diese Tiere könnt ihr auch im Kölner Zoo sehen“, blickte Hélène Batimona auf zustimmendes Kopfnicken.

Etwas unheimlich gestaltete sich die Erzählung von der sprechenden Mango. Bevor sie erklingen konnte, mussten die Kinder sie in afrikanischer Manier gemeinsam und laut mit „Andedi, Andedi joy“ anrufen. Darin pflückt ein afrikanisches Mädchen auf dem Schulweg trotz Verbot der Mutter eine Mangofrucht von einem fremden Baum. Dem Obst nutzt es wenig, dass es sich mit den Worten „Fass mich nicht an“ zu wehren sucht. Kurzum: Trotz des Schreckens über die Zaubermango verzehrt das Mädchen in der Unterrichtspause die schmackhafte Frucht. Aber es bekommt nicht nur Schmerzen im Bauch, aus diesem dringt auch der Satz „Fass mich nicht an“. Die stutzig gewordene Lehrerin ruft das Mädchen nach vorne, und indem es die Pädagogin berührt geht die Wirkung des Zaubers auf diese über und so fort auf anderen Menschen in der Schule und im Dorf. Das Mädchen ist darüber ganz traurig und beichtet ihrer Mutter. „Was lernen wir daraus?“, so die Sozialarbeitern. „Nichts essen, was wir nicht kennen“, meldeten sich die Zuhörenden wild durcheinander: „Nicht klauen.“ „Man muss auf die Eltern hören.“

Durch Fragen aktiv eingebunden und auf ihre Merkfähigkeit „getestet“ wurden die jungen Besuchenden auch mit der Geschichte vom verliebten starken Mann. Er steht am Beginn und Ende eines verflochtenen langen „wenn-dann“-Konstrukts: Wenn das Mädchen mit ihm tanzt, dann bringt er die gestohlenen Kühe zurück. Das Mädchen tanzt nur mit ihm, wenn es zuvor den Hund schlagen darf… Anschließend war Bildermalen angesagt. Dabei setzten die Kinder das Gehörte und Gesehene vielgestaltig und -farbig um – wenn sie nicht ins Erdgeschoss stürmten, um dem Kickerspiel zu frönen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich