„Die Antoniter Siedlungsgesellschaft mbH im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region (ASG) ist nicht irgendeine Wohnungsbaugesellschaft, sondern eine Tochter der Evangelischen Kirche in Köln und Region, die unser Gesellschafter ist. Wir gehören also zur evangelischen Kirche. Das versuche ich seit einem viertel Jahrhundert allen zu vermitteln“, sagt Guido Stephan, der das Unternehmen seit 25 Jahren als Geschäftsführer leitet. Am 1. März 1997 trat der heute 56-jährige gelernte Immobilienkaufmann seine Stelle bei der ASG an. Seitdem habe sich viel verändert, erinnert er sich. Von damals 15 Mitarbeitenden wuchs der kleine Konzern auf ein Team von heute insgesamt gut 100 Menschen an. Davon umfasst das 2009 gekaufte Tochterunternehmen Grube & Räther GmbH, das Dienstleistungen rund ums Wohnen anbietet, 47 Mitarbeitende, von denen 18 Minijobber sind.
„Ich wollte arbeiten!“
Als Guido Stephan nach seiner Mittleren Reife 1982 als 17-jähriger in Bonn seine Lehre zum Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft (heute Immobilienkaufmann) bei der VEBOWAG (Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG ) begann, habe er noch nicht gewusst, worauf er sich einlässt, sagt er. Abitur und Studium kamen für ihn nicht in Frage. „Ich wollte arbeiten!“, sagt er. Nach der Lehre folgte ein Jahr Beschäftigung bei der VEBOWAG, danach ein Jahr Bundeswehr und dann acht Jahre bei der städtischen GWG (Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft) in Königswinter – zunächst als kaufmännischer Angestellter und dann als Büroleiter mit Handlungsvollmacht. Berufsbegleitend machte er in dieser Zeit eine Ausbildung zum Wohnungsfachwirt (heute Immobilienfachwirt) und Bilanzbuchhalter (IHK).
Danach wechselte er für 1,5 Jahre in die freie Wirtschaft zu einem Familienunternehmen in Niederkassel als Abteilungsleiter der Immobilienabteilung. 1996 bewarb er sich auf die Geschäftsführerstelle bei der ASG, die er seit 1997 innehat.
„Mein Rüstzeug habe ich bei der GWG in Königswinter gelernt“, erklärt der gebürtige Troisdorfer. In dem kleinen Unternehmen mit rund 450 Wohnungen war er für alles zuständig – von Mieterangelegenheiten, Instandhaltungsfragen und Aufbau einer Fremdverwaltung bis hin zur Bilanzerstellung. „Dadurch kenne ich heute die Zusammenhänge gut. Wenn ich auf der einen Seite etwas verkehrt mache, weiß ich, wer es auf der anderen Seite ausbaden muss. Das kann man in keinem Studium und auf keinem Lehrgang lernen. Diese berufliche Erfahrung hat mich geprägt und mir hier bei der ASG enorm geholfen“.
Vielseitige Arbeit in der Immobilienwirtschaft
An seiner Arbeit bei der ASG gefällt ihm alles: „Ein Job in der Immobilienwirtschaft ist so vielseitig. Das wissen viele nicht, und das versuche ich gerade jungen Menschen bei ihrer Berufswahl immer zu vermitteln. Wir haben mit Technik zu tun, mit kaufmännischen Angelegenheiten und insbesondere mit vielen unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Wir müssen uns natürlich auch mit unliebsamen Sachen beschäftigen und flexibel sein. Kurz: Das ist eine vollumfängliche Aufgabe, die einen enorm fordert, und das gefällt mir.“ Aufgrund seiner Position kann Stephan, der sich selbst als kreativen Menschen beschreibt, auch gestalterisch tätig werden. Und seine Gestaltungsmöglichkeiten nutzt er – natürlich mit der Unterstützung und dem Vertrauen eines Aufsichtsrates, mit dem er stets konstruktiv und auf qualitativ hohem Niveau zusammenarbeitet. „Dieses Gremium ist den Weg immer mit mir gegangen. Mit so einem Aufsichtsrat kann man sich als Geschäftsführer wirklich glücklich schätzen“, schwärmt er. Hinzu komme die gute – wenn auch teilweise umfangreiche und komplexe – Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern und den Kirchengemeinden.
Die Entwicklung der ASG in den letzten 25 Jahren stark mitgeprägt
Das Ziel, Geschäftsführer eines Wohnungsbauunternehmens zu werden, hatte Guido Stephan schon in seiner Zeit bei der GWG in Königswinter. Es motiviert ihn, dass er die Entwicklung der ASG in den letzten 25 Jahren stark mitprägen und mitentwickeln konnte. „Das will ich auch weiterhin tun“, betont er. „Ich arbeite so, als würde ich das mein Leben lang bis ins Unendliche so weiter machen. An das Ende meiner beruflichen Laufbahn denke ich heute noch nicht.“ Bremsen könne ihn eigentlich keiner, lacht er. Aber natürlich sieht er in den Rahmenbedingungen, die sich für die Immobilienwirtschaft zunehmend verschärfen und die zunehmend Probleme bereiten, auch immer wieder eine Behinderung. „Wir haben zu viele Aufgaben, mit denen wir kein Geld verdienen – zum Beispiel der Datenschutz oder der Arbeitsschutz. Da wird in der Politik immer wieder nachjustiert mit dem Ergebnis, dass wir uns zu viel mit uns selbst beschäftigen müssen und man das Gefühl hat, wir stehen uns alle selbst im Weg. Auch, dass es keine verlässlichen Rahmenbedingungen gibt, ist eine besondere Herausforderung für die Immobilienwirtschaft.“
Bezahlbares Wohnen weiterhin ermöglichen
Als er vor 25 Jahren als Geschäftsführer begann, wurden bei der ASG kaum Modernisierungen durchgeführt. Auch große Bauprojekte gab es noch nicht sehr viele. „Der Bauboom war vorbei und man war gesellschaftlich der Auffassung, Deutschland ist fertig gebaut“, erklärt Stephan. Das veränderte sich 2002, als die Bauabteilung des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region in die ASG integriert wurde und er zusammen mit deren Leiter Wolfgang Stenzel, mit dem er fortan bis 2016 die Geschäftsführung inne hatte, die technische Abteilung des Unternehmens weiter ausbaute, um technische Dienstleitungen für Kirchengemeinden anbieten zu können. Es folgten weitere Entwicklungsschritte. Mit dem Kauf der Grube & Räther GmbH 2009 erweiterten sich die immobilienwirtschaftlichen Dienstleitungen auf inzwischen vier Bereiche (Garten- und Baumpflege, Handwerks-, Hausmeister- und Reinigungsdienste). Stephan ist es ein Anliegen, dass die Gesellschaft sich auch in der Zukunft weiterentwickelt und sich politischen und gesellschaftlichen Veränderungen anpasst, anstatt stehen zu bleiben. Aktuell sei es ein wichtiges Thema, neben der Wohnraumversorgung gute Klimastrategien für die Gesellschaft zu entwickeln, so dass auch weiterhin bezahlbares Wohnen möglich bleibt. „Das ist eine enorme Kraftanstrengung – personell wie finanziell.“
Stolz auf die Mitarbeitenden
Die Mitarbeitenden der ASG und Grube & Räther schätzen ihren Chef. Das liegt wohl daran, dass er ihnen zeigt, wie wichtig ihm sein Team ist und dass er jeden einzelnen seiner Angestellten sehr ernst nimmt. „Ich habe es nie gelernt, Mitarbeiter zu führen. Ich versuche immer, mich in deren Situation zu versetzen. Das ist nicht immer ganz einfach, aber ich krieg das glaube ich ganz gut hin“, erklärt er. „Ich bin auf der einen Seite ein fröhlicher und humorvoller Mensch, kann aber auch auf einer sachlichen und vernünftigen Ebene Schwierigkeiten klären. Dazu braucht man Konfliktbereitschaft. Wir haben hier ein sehr beständiges Team, auf das ich sehr stolz bin.“ Sein Anspruch sei es, seine Mitarbeitenden und die Gesellschaft so zu führen, dass er nach einem Arbeitstag zufrieden nach Hause gehen kann. Und das gelinge ihm in der Regel.
„Mein Hobby ist mein Beruf!“
Was das Privatleben des zweifachen Familienvaters aus Königswinter betrifft, so bringt er es mit dem Satz „Mein Hobby ist mein Beruf!“ auf den Punkt. Früher hat der begeisterte FC-Fan selbst einmal Fußball gespielt. Heute entspannt er in seinem Garten, im Urlaub, beim Kochen und vor allem im Kreis seiner Familie.
Foto(s): Susanne Hermanns