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Diakonie zieht nach einem Jahr Spielsuchtberatung Bilanz

Florian Kobus wurde im März 2017 mit halber Stelle neu im Diakonischen Werk eingestellt, um ein Beratungsangebot für Glücksspiel-Abhängige, Angehörige und Interessierte für das rechtsrheinische Köln aufzubauen. Sein Arbeitsplatz befindet sich in den Räumen der Suchtberatung in der Graf-Adolf-Straße in Köln-Mülheim. Neben der Spielsuchtberatung zählt auch die Suchtberatung von Alkohol- und Medikamenten-Abhängigen in Kooperation mit dem Jobcenter zu seinen Aufgaben. Florian Kobus zieht in einem Interview nach einem Jahr Bilanz.

Welche Kompetenzen sind für diese Stelle nützlich?
Florian Kobus: Ich versuche, den Menschen einen sicheren Raum anzubieten, in dem der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung möglich ist, und in welchem jeder Mensch mit seiner Situation und seinen Möglichkeiten ernst genommen wird. Empathie und Einfühlungsvermögen sind wichtige Kompetenzen. Außerdem der theoretische Background über Sucht und die Psyche des Menschen. Wichtig ist aber auch, dass man nicht vergisst, auf sich selbst zu achten und eine gewisse Abgrenzungsfähigkeit mitbringt.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Arbeit?
Florian Kobus: Mir gefällt besonders gut, dass jedes Gespräch mit jedem Menschen und seiner Geschichte immer eine Grundlage für neue Entwicklungen bietet. Neben den vielen traurigen und schweren Themen erlebt man häufig Erleichterung bei den Betroffenen, einen Aufbau neuer Perspektiven und auch Spaß. Es ist immer schön zu sehen, wenn Menschen im Rahmen der Beratung und Therapie für sich Lebensverbesserungen erreichen und wieder mehr ihre eigenen Experten werden.

Was würden Sie gerne ändern?
Florian Kobus: Stigmatisierungen von Menschen mit Glücksspielsucht und auch eine generelle Tabuisierung des Themas sind leider immer noch gesellschaftlich weit verbreitet. Hier würde ich mir mehr Offenheit und Akzeptanz wünschen. Insbesondere im Bereich der Sportwetten sehe ich bedenkliche Entwicklungen. Die Verbreitung und Verfügbarkeit ist extrem hoch. Außerdem werben hierfür unter anderem prominente Sportler. Ob dies wirklich sein muss, halte ich für zweifelhaft. Schauen Sie sich mal beispielsweise ein Fußballspiel auf einem Bezahlsender an und zählen Sie die Anzahl der Werbespots für Sportwetten.

Gibt es Berührungspunkte zu anderen Arbeitsfeldern des Diakonischen Werkes?
Florian Kobus: Viele Menschen mit einer Glücksspielsucht häufen Schulden an, so dass eine Zusammenarbeit mit der Schuldnerberatung oftmals sinnvoll ist. Manchmal sind die Menschen auch von drohender Wohnungslosigkeit betroffen, so dass ein Kontakt zur Wohnungslosenhilfe hergestellt wird. Auch mit der Migrationsberatung gibt es Berührungspunkte.

Wie wird Ihr Angebot angenommen?
Florian Kobus: Ich habe viel zu tun. Ein typischer Arbeitsalltag in der Suchtberatung beinhaltet schwerpunktmäßig die Einzelgespräche mit den meist von Spielsucht betroffenen Menschen und deren Angehörigen. Von März bis Dezember 2017 waren es insgesamt 60 Neuaufnahmen. Überwiegend Männer, nur drei Frauen. Davon kommen manche nur einmal, der überwiegende Teil mehrfach. Bei einer Beratung mit einer Vermittlung in eine Therapie kann diese auch mehrere Monate dauern.

Wie erfolgreich sind Sie denn?
Florian Kobus: Wie will man das messen? Was Menschen für Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Erreichen ihrer Ziele benötigen ist sehr individuell und muss im Einzelfall besprochen werden. Ein Großteil der Arbeit besteht in der Vermittlung in eine ambulante oder stationäre Therapie. In diesen Therapien erfolgt nochmal eine intensivere Auseinandersetzung mit sich und der eigenen Situation, so dass die Chancen auf eine stabile und zufriedene Spielfreiheit steigen.

Wer Interesse an einer Beratung hat, sollte sich nicht scheuen, Florian Kobus anzurufen. Die Einzelgespräche verlaufen vertraulich und sind kostenlos. Hier gibt es alle Infos dazu.

Text: Martina Schönhals/APK
Foto(s): Diakonisches Werk