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Drei der Konfirmanden wurden am Sonntag im Rheinpark auch getauft – verantwortungsvoll, mit Abstand und vor unschlagbarer Kulisse dank des Engagements der drei Pfarrer, Burkhard Müller am Saxophon, Thomas Frerichs am Klavier, Nina Köhler als Unterstützung bei den Lesungen und Taufen und vieler anderer Helfern.

„Einfach tun.“ – Konfirmation bei Stromkilometer 689,5

Von Konfirmationen am Rhein hielt Pfarrer Martin Gröger nichts. „Das mit den Stöckelschuhen im Sand geht so nicht, die Stadt Köln macht bestimmt auch nicht mit – das wird nichts am Rhein. Dachte ich“, gab er zu. Grinsend. „Aber nun stehen wir hier. Was für ein Tag und was für eine Kulisse. Mega sieht das aus! Das machen wir jetzt immer!“ Bei Stromkilometer 689,5 feierten die beiden Kölner Bezirke Kartäuser- und Lutherkirche am vergangenen Sonntag gemeinsam ihre durch Corona verzögerten Konfirmationen 2020 nach.

Lay all your love on me.

Mit gelungenem Timing und einfacher Durchführbarkeit konnten Veranstaltungen in diesem Jahr noch nicht glänzen. In der Morgensonne sitzend mit Blick auf den Fluss war Konfirmationsplan B aber keine dünne Notlösung: Hallelujah lässt sich mit gut 400 großzügig am Ufer verteilten Stimmen wunderbar summen. Und ABBA-Songs auf dem Saxophon klingen durch die Lautsprecher bombastisch bis auf den Rhein hinaus. Wenn nach dem letzten Ton dann St. Kunibert noch herüberläutet, ist die Choreographie ziemlich perfekt. 28 Konfirmanden feierten mit ihren Familien und Freunden im Rheinpark, weitläufig umgeben von interessierten Spaziergängern und Gästen der Rhein-Schifffahrt. Für einige kam ihr eigener Besuch beim Open-Air-Gottesdienst sicher überraschend…

Corona: die Krönung von allem, was nicht kontrollierbar war

Mit der Feier unter freiem Himmel, bei der auch drei der Jugendlichen getauft wurden, reagierten die Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Hans Mörtter und Martin Gröger auf die strengen Hygienevorgaben bei größeren Veranstaltungen. Taufen am Rhein sind für Mathias Bonhoeffer und Martin Gröger zwar nicht ungewöhnlich, einen kompletten Jahrgang zu konfirmieren war aber eine Herausforderung.

„Das sind stürmische Zeiten für euch und uns alle“, fasste Bonhoeffer zusammen. „Was wir tun können ist scheitern, aufstehen, das Krönchen richten und weitermachen. Meine Tochter würde das witzig finden, weil Corona Krone bedeutet.“ Dabei ist vielen gar nicht zum Lachen zumute. „Extremsituationen bringen nicht immer die besten Seiten der Menschen zum Vorschein, das habt ihr gemerkt“, fuhr er fort. „Wir leben gerade ein völlig neues Verhältnis von Nähe und Distanz. Und lernen neu, dass der Tod zum Leben gehört. Lest eure Konfisprüche, lernt sie auswendig. Sie können das Licht im Dunkel sein, wenn es denn kommen sollte.“

Es einfach t u n.

2020 wird im Rückblick „vor und nach Corona“ ein Einschnitt in der Zeitrechnung sein, steht für Bonhoeffer fest. Für Pfarrer Hans Mörtter ist deshalb jetzt „Aktion“ wichtig: nicht zu vergessen, was uns ausmacht und verantwortungsvoll mit uns und anderen umzugehen hat im Moment Priorität, appellierte er mit aller Intensität an die Konfis und ihre Familien und zielte auf die dringend erforderlichen Hilfen für die Geflüchteten aus dem ausgebrannten Lager Moria ab. Jeder Einzelne, wir als Kirche und wir als Land stehen hier in der Verantwortung. „Nicht hinnehmen, was Unrecht ist, nicht vergessen, was Menschsein und Menschlichkeit bedeuten! Gottes Licht ist ein Licht, das für uns nicht verlöscht. Und wir sollten das Richtige tun. Es einfach t u n!“

Text: Claudia Keller
Foto(s): Claudia Keller