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Einem „Geheimnis des Widerstands“ um Freya von Moltke auf der Spur

Von Freitag, 15. April, 17 bis 22 Uhr bis Samstag 16. April, 9 bis 13 Uhr, geht es in der Melanchthon-Akademie, Kartäusergasse 24b, um „Töchterliches Denken“. Diesen Begriff prägte der Lebensgefährte aus den späteren Lebensjahren der Freya von Moltke, der Jurist, Soziologe und Sozialpionier Eugen Rosenstock-Huessy. Für ihn war das „töchterliche Denken“ ein Geheimnis des Widerstands, wie ihn Freya und Helmuth James von Moltke sowie die MItglieder des Kreisauer Kreises gegen die Willkür- und Terrorherrschaft der Nationalsozialisten leisteten. Die Veranstalter des Workshops in der Melanchthon-Akademie nenenn dieses Phänomen den „unscheinbaren, unerhörten, weiblichen Namen des Widerstands, wie er mit dem Kreisauer Kreis verbunden ist“. Wie jedes Geheimnis wirke auch dieses als „Verheißung einer Zukunft“. Was dieses „Geheimnis“ beinhaltet, und wie es sich nach 1945 – vor allem in Osteuropa – Bahn brach, das soll in diesem zweitägigen Workshop erkundet werden.

Die Teilnehmer/Referenten des Workshops
Den Gedanken des „unscheinbaren, unerhörten, weiblichen Namen des Widerstands“, wie er mit dem Kreisauer Kreis verbunden ist, wird am Beispiel von Freya von Moltke am ersten Abend des Workshops Dr. Karola Fings, stellvertretende Direktorin des NS-Dokumentationszentrums Köln, ausführen.
An diesem spannenden, interdisziplinären Workshop sind außerdem die Schauspielerin Vreneli Busmann, Akademieleiter Pfarrer Dr. Martin Bock und seine Kollegin Dorotheee Schaper beteiligt. Auch mit dabei: der Literaturwissenschaftler, Philosoph, Soziologe, und Religionswissenschaftler Dr. Michael Gormann-Thelen. Er gehörte zum Herausgeberteam der 2009 erschienenen „Talheimer Ausgabe“ des Oevres von Eugen Rosenstock-Huessy, die den Titel „Im Kreuz der Wirklichkeit“ trägt.

Eugen Rosenstock-Huessy
Der Lehrer und Lebenspartner Freya von Moltkes – mit dem sie ab 1960 bis zu seinem Tod zusammenlebte -, war Eugen Rosenstock-Huessy,. Er lebte von 1888 bis 1973. Sein Denk-Ansatz der „Vergegenwärtigung“ sah den Menschen in seinem Eingebettetsein in die geschichtlichen Abläufe und in seinem Verwobensein mit der Rolle und Bedeutung der Sprache. In dieser Vergegenwärtigung suchte er das Gemeinsame der Menschen, auch das Gemeinsame in den verschiedenen Kulturen, Religionen und Glaubensrichtungen. Nicht nur hierin, sondern auch in anderen Punkten gibt es Berührungspunkte zwischen dem Denken Rosenstock-Huessys und den MItgliedern des Kreisauer Kreises – auf die er eine „nicht unerhebliche Wirkung hatte“, wie sich die Wissenschaftler einig sind. Unterstrichen wurde das auch durch die spätere, enge Zusammenarbeit zwischen Freya von Moltke und dem 1973 verstorbenen Soziologen, der seine „Sprache des Menschengeschlechts“ gegen das durch den Nationalsozialismus „enteignete Wort“ setzte. Und noch eine „Klammer“ gibt es: Das Editionsteam der Talheimer Ausgabe der Werke von Rosenstock-Huessy, unter ihnen also auch Workshop-Teilnehmer Gormann-Thelen, schreiben in der neuen, dreibändigen Werkausgabe ausdrücklich, sie seien „Freya von Moltke durch ihr Vorbild dankbar verpflichtet“.

Freya von Moltke
Freya von Moltke war die Ehefrau des Widerstandskämpfers Helmuth James von Moltke, der 1945 von den Nationalsozialisten verurteilt und in Plötzensee gehängt wurde. Seine Frau trug mit der Herausgabe seiner „Briefe an Freya“ nicht nur dazu bei, wichtige Zeugnisse des deutschen Widerstands gegen Hitler zu bewahren, sie setzte auch durch ihre Unterstützung des neuen Kreisauer Kreises als europäische Jugendbegegnungsstätte den Gedanken des „Kreisauer Kreises“ in Ablehnung allen nationalstaatlichen Denkens fort. Der Workshop ist Teil des großen Programms, mit dem in Köln verschiedene Institutionen und Einrichtungen bis Ende Mai des 100. Geburtstag der Kölner Protestantin Freya von Moltke gedenken.

Kosten/Anmeldung
Die Selbstkostenbeteiligung an dem Workshop beträgt 15 Euro, er findet statt in der Melanchthon-Akademie, Kartäuserwall 24b, um Anmeldung wird gebeten: Kurs Nummer 2004B, Telefon 0221/93 18 03-0.

Text: MAK/AL
Foto(s): Melanchthon-Akademie