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Wolfgang Wirtz, seit Juni 2008 neuer Leiter der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln, wurde jetzt auch „offiziell“ im Gottesdienst und mit einem Empfang eingeführt

Im Juni letzten Jahres übernahm Wolfgang Wirtz die Leitung der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) von seiner Vorgängerin Irene Diehl. Am 30. Januar wurde er in der evangelischen Kartäuserkirche der Kölner Südstadt „offiziell“ in sein Amt eingeführt. Das bedeutet: Dazwischen lagen neun Monate. Was Stadtsuperintendent Rolf Domning in seiner Einführung thematisierte: Das sei für den Leiter einer Familienbildungstätte durchaus „angemessen“, meinte er. Überhaupt: Die Einführung war eine sehr fröhliche Angelegenheit – und gleichzeitig so ernsthaft, wie das die Amtseinführung eines Menschen sein kann, der nach eigenem Bekunden solche Freude an seinem Beruf hat, dass er zwischen „privat“ und „dienstlich“ kaum unterscheidet. Domning betonte aber auch: „Sie kennen die FBS schon seit Jahren“ und fragte: „Warum dann jetzt überhaupt noch eine Einführung?“ Die Antwort war ganz klar: Es ging um den Gottesdienst. Und zwar im wörtlichen Sinn, nämlich um den Dienst an Gott, für Gott, am Menschen. Und das ist für Wirtz, der sich „von Kindesbeinen an“ der Kirche verbunden fühlt, ein wichtiger Punkt, wie er in seiner Predigt anhand des bekannten Textes aus Matthäus 7: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch geöffnet“ ausführte. Dabei wurde mit aller Deutlichkeit klar, wie sehr das Menschenbild von Wirtz ihn zum Leiter einer Familienbildungsstätte prädestieniert. So betonte er etwa, dass alle Menschen immer gleichzeitig die Rolle des Suchenden, Fragenden und Anklopfenden wie auch des Antwort Gebenden, Türen Öffnenden hätten. Sowohl den – von ihm ausgewählten Bibeltext – wie auch sein Amt sieht er als stetige „Ermutigung, sich in Bewegung zu setzen.“ Aber auch als Bestätigung derer, die „Türen öffnen, Antworten geben“ und – auch Bildung – vermitteln: Für ihn ist es „bereichernd“, sich auf den Weg, auf die Suche zu machen, zu fragen und anzuklopfen. Gleichzeitig betonte er, wie wichtig ihm die Kontakte mit all den Menschen in der Arbeit der FBS über all die Jahre schon gewesen seien – genau die seien es, die ihn jetzt dazu befähigten, auch Antworten zu geben. Nach dem Gottesdienst ging es weiter in den „Gürzenich der FBS“, dem Raum für Feiern und Seminare, wo sich alte und neue Weggefährten, Freund/innen und Kolleg/innen des nun endgültig und unwiderruflichen „neuen“ FBS-Leiters fröhlich austauschten.


AL


Wer ist eigentlich Wolfgang Wirtz? Diese Frage versuchte Engelbert Broich schon für den epk-intern 2008 zu beantworten. Hier sein Text:

„Familienbildung ist Erwachsenenbildung“
Der gebürtige Engelskirchener, Jahrgang 1961, studierte nach dem Zivildienst Erziehungswissenschaften in Köln und Essen. Acht Jahre arbeitete der Diplom-Pädagoge in der Familien- und Erziehungsberatung eines ökumenischen Trägers in Köln-Mülheim. Dabei lernte Wirtz die Arbeit der FBS, ihrer damaligen Leiterin Irene Diehl und der Mitarbeitenden schätzen, bevor er 1998 selbst an die FBS wechselte, als stellvertretender Leiter. „Familienbildung ist Erwachsenenbildung – mit sehr spezifischen Themen, Methoden und entsprechenden organisatorischen Bedingungen. Lernen findet hier erfahrungsorientiert statt“, betont Wirtz. Und: „Die FBS ist eine staatlich anerkannte Einrichtung der Weiterbildung mit den Themen Partnerschaft, Erziehung, Familie.“

Familienbildung, Gemeinde-Angebote und Fortbildung für Kita-MItarbeitende
Die Haupt-Adressaten für die Familienbildung seien die Eltern. Sie gelte es mittels Bildungsarbeit zu unterstützen, zu ermutigen und zu würdigen. Selbstverständlich werden im „Stammhaus“ in der Kölner Südstadt, Kartäuserwall 24 b, auch weiterhin die klassischen Bereiche in der Familienbildung berücksichtigt: beispielsweise Kurse für Eltern mit Kind, Seminare zu den Themen Gesundheit, Ernährung, Umwelt und Kultur. Die Arbeit mit Kirchengemeinden etwa stehe insgesamt auf drei Säulen, verweist Wirtz zunächst auf Angebote innerhalb des regulären FBS-Programms, die im Haus der FBS und zur Zeit in über 30 evangelischen Kirchengemeinden „vor Ort“ durchgeführt werden.
Die Angebote in und mit den evangelischen Verbandsgemeinden können „inhaltlich und organisatorisch auf die Wünsche der jeweiligen Gemeinde abgestimmt werden, zielgenau, je nach Notwendigkeit und abhängig von der Struktur vor Ort.“ Zweitens nennt er die Möglichkeit für Gemeinden, in einem separaten Katalog zusammengefasste Themen nach jeweiligem Bedarf buchen zu können. „Drittens fungiert die FBS als Kooperationspartner der evangelischen Familienzentren.“ Seit fünf Jahren ist die FBS auch Fortbildungsinstitut für pädagogisch Mitarbeitende in Tageseinrichtungen für Kinder.

„Wer zu uns kommt, wird nicht auf eine Rolle reduziert“
Wirtz sieht sich und die Familienbildungsstätte als „Arbeiter im Weinberg des Herrn“ und ist gern im Gespräch über das Selbstverständnis als kirchliche Einrichtung. „Wir sind eingebunden in den Kirchenverband“, sieht Wirtz in der Institution Kirche weniger einen „normalen“ Arbeit- als vielmehr einen „besonderen“ Auftraggeber. „Es bereitet mir eine große Freude im Rahmen der kirchlichen Beteiligung am Bildungs- und Sozialwesen in unserer Gesellschaft mitzuwirken.“ Wirtz geht es dabei um ein kirchliches Profil, das sich auch darin äußert, dass man den Menschen in der Gesamtheit seiner Existenz wahrnimmt. „Wer zu uns kommt, wird nicht auf eine bestimmte Rolle reduziert, etwa ’nur‘ als Elternteil wahrgenommen. Der Mensch hört mit der Familiengründung nicht auf, ein Individuum zu sein. Das bekommt auch Kindern nicht gut.“

An den Veranstaltungen nehmen mehr als 10.000 Menschen teil
Als Leiter der FBS und zugleich Geschäftsführer des Trägervereins ist Wirtz für 15 hauptamtliche PädagogInnen und Verwaltungsmitarbeitende sowie für 150 freie pädagogisch Mitarbeitende zuständig. „Der Haushalt ist komplex und umfangreich. Dafür müssen heute in hohem Maße Drittmittel eingeworben werden“, springt er von den finanziellen Anforderungen zur Resonanz: „An unseren Veranstaltungen nehmen jährlich 10.000 Menschen teil. Zwei Drittel nutzt das Angebot in unserem Haus im Kartäuserwall. Ein Drittel nimmt die dezentralen Angebote in Kirchengemeinden in allen vier Kirchenkreisen des Verbandes wahr.“ Selbstbewusst blickt Wirtz nicht nur auf die Angebotspalette und inhaltliche Qualität der FBS, sehr zufrieden stimmt ihn auch die renovierte „Hülle“. Deren einladendes Erscheinungsbild werde immer wieder durch positive Rückmeldungen bestätigt. 1961 eingeweiht, erfuhr das Gebäude in den letzten Jahren umfangreiche Substanz erhaltende und Erneuerungsmaßnahmen. „Das Dachgeschoss wurde komplett umgebaut, die Sanitäranlagen erneuert, das Erdgeschoss behindertengerecht gestaltet“, so Wirtz. „Wir verfügen auf vier Ebenen über insgesamt 850 Quadratmeter und sind auch medientechnisch gut ausgestattet für eine vernünftige Bildungsarbeit.“

Der FBS-Leiter als Komponist und Pianist
Eingebunden in das Leben der Evangelischen Kirche fühlt sich Wirtz nicht allein in beruflicher Hinsicht. So leitet er in seiner Heimatgemeinde, der Kirchengemeinde Engelskirchen, den Gospel-Chor. Dies schlägt die Brücke zur Musik-Leidenschaft von Wirtz. Zwar gab er seine ursprünglichen Pläne eines Musikstudiums zugunsten der Pädagogik auf. Doch während des Studiums hat er sich als Pianist und nebenamtlicher Organist Geld dazu verdient. Noch heute komponiert Wirtz, sitzt am Klavier, nimmt also die Musik unverändert ihren Platz in seinem Leben ein. Wichtig ist ihm auch die Mitwirkung an der wissenschaftlichen Entwicklung der Pädagogik. So dozierte Wirtz in den 90er Jahren zehn Semester an der Katholischen Fachhochschule Köln. Anschließend hatte er bis zum WS 2007/08 einen Lehrauftrag an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln inne. Zudem wurde er in den Fachbeirat des neuen Studienganges Familienbildung an der Fachhochschule Köln berufen. Und vom Rat der Stadt Köln wurde er als beratendes Mitglied in den Jugendhilfeausschuss gewählt.

Text: Broich/AL
Foto(s): AL