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Daniela Hammelsbeck: Abschied nach 10 Jahren Tätigkeit im Kirchenkreis Köln-Mitte

Daniela Hammelsbeck, Pastorin im Sonderdienst für Frauenberatung und Mädchenarbeit im Kirchenkreis Köln-Mitte, geht nach zehn Jahren intensiver, innovativer und wertvoller Arbeit an der Kreuzkirche als Pfarrerin in die Gemeinde Wermelskirchen.
Zum 1. Juli 2006 hat sie unseren Kirchenkreis verlassen, und wir haben mit ihr eine Frau verloren, die eine wichtige Säule für die Frauenarbeit im Bereich Köln (und darüber hinaus) dargestellt hat. Ihre Stelle, die von der Evangelischen Kirche im Rheinland als Sonderdienststelle zweimal für fünf Jahre finanziert worden ist, läuft nun zum 1. Oktober 2006 definitiv aus. Da es in Zukunft keine Sonderdienststellen mehr geben wird, wird es für diese wichtige Arbeit auch keine Nachfolgerin geben.

Daniela Hammelsbeck hat in den gesamten Jahren ihrer wertvollen Arbeit immer versucht, Frauen und Mädchen seelsorgerliche Beratung und Begleitung anzubieten. Besonders bei Gewalterfahrungen von Frauen bot sie vielfältige Hilfe an, die im Raum von ev. Kirche im Rheinland in dieser Weise des Stellenprofils einzigartig war.
Ihre regelmäßig veranstalteten Frauengottesdienste sowie das feministische Abendgebet waren ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Vielen daran beteiligten Frauen werden diese Säulen in Zukunft fehlen.

Ihre jahrelange Tätigkeit im Beirat der Landeskirche, ihre Beiträge zur Weiterentwicklung der feministischen Theologie in der rheinischen Landeskirche, all das sind Beispiele für ihren Einsatz für und mit Frauen in der Kirche und darüber hinaus.
Aber nicht nur die Säulen mühsam aufgebauter Arbeit für Frauen werden wegfallen (müssen), vor allem Daniela Hammelsbeck selbst wird fehlen mit ihrer einzigartigen besonnenen Art und Weise, mit den beteiligten Frauen umzugehen.

Selbst wenn es uns anderen hauptamtlich tätigen Frauen gelingen sollte, wenigstens Teile ihrer Arbeit aufzufangen, so wird diese Arbeit nicht die gleiche sein.
Wir danken Daniela für ihre stets loyale Zusammenarbeit mit uns und wünschen ihr für ihr neues „Berufs“Leben alles erdenklich Gute und viel Erfolg und Spaß bei ihrer zukünftigen Tätigkeit.
Heike von Hagen

Ein Blick zurück… von Daniela Hammelsbeck
Nach fast zehn Jahren verlasse ich zum 1. Juli meine Stelle als Pastorin für Frauenberatung und Mädchenarbeit und wechsele auf eine Gemeindepfarrstelle in Wermelskirchen.

Mit einer gewissen Wehmut blicke ich zurück auf unzählige große und kleine Erfahrungen, die ich in dieser Arbeit gemacht habe. Eine Arbeit, die sich ja eher am Rande von „normaler“ Kirche bewegte und die ich doch stets als eine Kernaufgabe von kirchlichem Handeln erlebt habe: nämlich als Kirche da zu sein, wo Menschen in Not sind und wo Menschen nach Befreiung und Gerechtigkeit suchen.

Wenn ich all die vielen Veranstaltungen Revue passieren lasse – die Frauengottesdienste, das über sechs Jahre hinweg jeden Donnerstag stattgefundene Feministische Abendgebet, die Gesprächsgruppen, die manchmal frustrierenden und dann wieder ermutigenden Kämpfe in diversen Gremien, die Konzertlesungen, die Vorträge, die Theologinnenkonvente, die Kultur- und sonstigen Projekte und natürlich die unzähligen seelsorglichen Begegnungen mit Frauen -, dann kann ich sagen, dass ich zutiefst bereichert von hier fortgehe.

Es waren vor allem die intensiven und langfristigen Seelsorgekontakte zu Frauen, die – so herausfordernd sie oftmals auch waren – mir immer wieder neu die Augen geöffnet haben: für die vielfältigen Lebens- und auch Leidensgeschichten von Frauen und für die Frage, wer und was und wie denn in all dem Gott sei – als Anzuklagende, als Mitleidende, als Befreiende, als Horizonterweiternde, als Tröstende und als Befreiende.
Zu tun hatte ich es in all den Jahren insbesondere mit kirchenfernen Frauen, Frauen, die für sich und ihre Erfahrungen in traditioneller Kirche und Theologie kaum einen Platz finden und die doch auf der Suche nach einer Heimat in der Kirche sind. Kirchenfernen Frauen (und Männern) einen Zugang zu Kirche eröffnen, das ist für mich die ganz große Zukunftsaufgabe!

Wenn ich sagen soll, was mich am nachhaltigsten und tiefsten beeindruckt hat, so waren dies die regelmäßig stattfindenden besonderen Gottesdienste für Überlebende von Missbrauch und Gewalt. Unter dem Titel „Trotz allem! Hoffnungs- und Stärkungsgottesdienst für sexuell missbrauchte Frauen und ihre Verbündete“ haben wir versucht, Raum in der Kirche zu geben für Klage, Wut und Anklage einerseits und Tröstliches, Hoffnungsvolles und Befreiendes andererseits. Da wurde versucht, die Wahrheit auszusprechen und das Schweigen zu brechen. Da fanden Überlebende den Mut, ihren Schmerz und ihre Sehnsucht miteinander zu teilen. Für mich waren dies Orte, an denen etwas von Gottes stärkender Gegenwart in tief beeindruckender, fast schon verstörender Intensität spürbar war.

Dass Kirche hier in Köln weiterhin solche Orte der „Hoffnung wider alle Hoffnung“ schafft und gestaltet, das hoffe ich sehr und das halte ich für überlebens-wichtig!

Daniela Hammelsbeck (hammelsbeck@web.de)

Text: frauseits
Foto(s):